Geert Wilders Schlachtplan gegen Brüssel

In den Niederlanden ist Geert Wilders politisch isoliert. Nun zielt der Rechtsaußen auf Europa. Mit seiner Kampagne gegen Brüssel und Migranten will er die einzige Alternative für EU-Skeptiker sein.

Amsterdam (dpa). Seit gut zehn Jahren beherrscht der Rechtspopulist Geert Wilders die politische Bühne in den Niederlanden. Das hat deutliche Spuren hinterlassen. Seine früher platinblond gefärbte Haartolle ist inzwischen eher aschgrau. Und auch politisch treten deutlich Verschleißerscheinungen zutage.

Wilders wird von den Medien und den etablierten Parteien zunehmend ignoriert oder isoliert. Seine wenigen öffentlichen Auftritte nutzt er daher für gezielte Attacken, die ihn wieder in den Mittelpunkt der Debatte bringen und ihm die Aufmerksamkeit potenzieller Wähler sichern.

Das geschah im März, als er am Abend der Kommunalwahl seinen Anhängern in einer Kneipe in Den Haag die rhetorische Frage stellte: «Wollt Ihr mehr oder weniger Marokkaner in den Niederlanden?» – «Weniger, weniger» grölten diese. «Dann werden wir das regeln», versicherte er daraufhin mit einem feinen Lächeln.

Mit dem Aufruhr, der folgte, hatte Wilders aqllerdings nicht gerechnet. Tausende Niederländer erstatteten Strafanzeige wegen Aufhetzung und Rassismus. Und: Die Empörung kam auch aus den eigenen Reihen. Enge Mitarbeiter und Abgeordnete kehrten der Ein-Mann-«Partei für die Freiheit» (PVV) den Rücken, darunter auch die beiden designierten Spitzenkandidaten für die Europawahl. Das Gros der Kandidaten auf der Europawahlliste kennt auch in den Niederlanden niemand – einmal abgesehen von der Nummer 10: Geert Wilders.

Doch die Marokkaner-Attacke war für ihn nur der Auftakt zum Europawahlkampf. Der 50 Jahre alte Rechtsaußen aus der Karnevalshochburg Venlo will bei der Europawahl am 22. Mai in den Niederlanden die einzige Alternative für die Europaskeptiker sein.

An jedem denkwürdigen Abend hatte er seine Fans auch gefragt: «Wollt Ihr mehr oder weniger Europa?». Damit verknüpfte er platt, aber strategisch geschickt den Kampf gegen die EU mit seinem bisherigen Hauptthema, dem Kampf gegen den Islam.

Zwar ist eine Mehrheit der Niederländer im Prinzip pro-europäisch eingestellt. Doch wenn es um konkrete Fragen geht, wie Arbeitsmigranten, Bürokratie oder Euro-Krisenpolitik, dann ist die Zahl der Skeptiker groß.

Genau bei diesen Problemen punktet Wilders mit seinem Kampf gegen «das Diktat aus Brüssel». Er agiert gegen die Öffnung des Arbeitsmarktes für Bulgaren und Rumänen. Und ein Institut ließ er ausrechnen, dass ein Austritt aus dem Euro billiger für die Niederlande wäre.

Gemeinsam mit der Vorsitzenden der rechtsextremen französischen Front National, Marine Le Pen, nahm er die Initiative zu einem Rechtsbündnis in Europa in die Hand. Die PVV will so ihre Schlagkraft in Europa vergrößern.

Bisher geht Wilders’ Schlachtplan auf. Nach den jüngsten Umfragen könnte seine PVV mit rund 18 Prozent der Stimmen und fünf Mandaten stärkste Kraft der Niederlande werden.