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Großbritannien: Gewalt richtet sich gezielt gegen Muslime

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Foto: Keir Starmer, No. 10 Downing Street

In Großbritannien geht die rassistische Gewalt gegen Muslime weiter. In mehreren Städten griff der Mob gezielt Geschäfte und Wohnviertel an.

London (dpa, iz). Wegen der schweren rechtsextremen Ausschreitungen in England und Nordirland hat die britische Regierung heute eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra angesetzt. 

Premier Starmer von der Labour-Partei hatte am Sonntag ein hartes Durchgreifen der Strafverfolgungsbehörden angekündigt. „Ich garantiere Ihnen, Sie werden es bereuen, an diesen Unruhen teilgenommen zu haben“, sagte er Bei einer Pressekonferenz an Randalierer und Scharfmacher gerichtet.

Amnesty International: Gewalt nicht akzeptabel

Als Reaktion auf die rassistischen und antimuslimischen Angriffe im Vereinigten Königreich sagte Sacha Deshmukh von der britischen Sektion von Amnesty International:

„Die weit verbreitete Gewalt und die Hassverbrechen, die wir in den letzten Tagen erlebt haben, sind völlig inakzeptabel. Es ist widerlich, zu sehen, wie Hotels, in denen Menschen Zuflucht suchen, in Brand gesteckt werden, Moscheen und Geschäfte angegriffen werden und Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Glaubens oder ihres Herkunftslandes ins Visier genommen werden.“

Der rassistischen Gewalt, die man jetzt auf den Straßen erlebe, sei eine intensive Phase vorausgegangen, in Politiker und andere Flüchtlinge und Migranten zu Sündenböcken machten – mit gefährlicher Rhetorik und Politik. Sie hoffe, dass diejenigen, die diese Rhetorik verbreiten, die Konsequenzen ihrer Worte bedenken und daraus lernen würden.

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Foto: imago images, ZUMA Press Wire

Gewalt richtet sich gezielt gegen Muslime und PoCs

Polizei-Staatssekretärin Diana Johnson sagte dem Sender BBC Radio 4, einige Menschen hätten Angst, wegen ihrer Hautfarbe auf die Straße zu gehen. In der nordirischen Hauptstadt Belfast brannten etwa ein Café und ein Supermarkt aus, die von Muslimen betrieben werden. Mehrere Autos wurden angezündet.

In Liverpool gab es nach Angaben der Polizei Brandschäden an einer Gemeindebibliothek, die als Hilfsstelle für ärmere Menschen dient. Randalierer versuchten, die Löscharbeiten zu verhindern, wie die Merseyside Police mitteilte. In mehreren Städten wurden Geschäfte geplündert.

Nach Jahren der Stellenstreichungen: Gewalt auch wegen Mangel an Polizeibeamten so dramatisch

Die Polizeivereinigung warnte vor Personalengpässen bei Alltagskriminalität. Beamte müssten abgezogen werden, um die Randalierer im Griff zu haben, sagte die Chefin der Police Federation of England and Wales, Tiffany Lynch, der BBC. Staatssekretärin Johnson betonte hingegen, die Polizei verfüge über ausreichend Ressourcen und kündigte weitere Festnahmen an.

Im nordwestenglischen Blackpool schlugen sich nach Angaben der Polizei Ultranationalisten und Gegendemonstranten. Festnahmen gab es auch in den nahe gelegenen Städten Preston und Blackburn sowie im westenglischen Bristol, im mittelenglischen Stoke-on-Trent und in Kingston upon Hull in Nordostengland, wie die Polizei mitteilte.

Foto: Shayan Barjesteh van Waalwijk van Doorn, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Robinson und Farage: Die Verantwortlichen bleiben im Hintergrund

Zu den Protesten – oft nahe einer Moschee oder einem muslimischen Gemeindezentrum – aufgerufen hatte der bekannte Rechtsradikale und Gründer der English Defence League, Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. Er floh vor einer Woche aus dem Land, nachdem er in einem Fall wegen Verleumdung nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war.

Tuisa Hilft - Kurban

Die Polizei warnte vor Falschnachrichten, mit denen in Chatgruppen für die Teilnahme an den Protesten geworben werde. Die Behörde wies Berichte in sozialen Medien zurück, dass zwei Teilnehmer eines antimuslimischen Marsches in Stoke-on-Trent niedergestochen worden seien. Zwei Männer seien leicht verletzt worden, als sie von stumpfen Gegenständen getroffen worden seien.