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„Ich nehme den Füller in die Hand und dann schreiben sich die Texte quasi von selbst“

Ausgabe 321

Innerhalb eines von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) ermöglichten Praxisprojekts „Poetische Zugänge im Islamischen Religionsunterricht“ erarbeitet die Interviewerin Layla Kamil Abdulsalam Unterrichtsmaterial für den islamischen Religionsunterricht der Sekundarstufe. Dazu hat Kamil Abdulsalam mit mehreren muslimischen Dichter*innen gesprochen, die muslimische Perspektiven beziehungsweise islamische Themen verarbeiten. Sie hat eine Auswahl interviewt. Wir werden diese Gespräche in den nächsten Ausgaben abdrucken und (jeweils in voller Länge) veröffentlichen. Dabei geht es neben der Biografie um Schreibprozesse, Kontextualisierung des eigenen Werkes und Publikumsbezug.

Islamische Zeitung: Liebe Claudia Seise, erzählen Sie etwas über Ihre Person und Werdegang.

Claudia Seise: Ich bin 1983 in Lutherstadt Eisleben geboren und mit meinen Eltern nach Leipzig gezogen. Dort bin ich aufgewachsen und zur Grundschule gegangen. Das sprachlich-künstlerisch orientierte Gymnasium habe ich mit den Leistungskursen Kunst und Deutsch absolviert. Vor dem Abitur war ich für ein Jahr in den USA als Austausch, wo ich den amerikanischen Schulabschluss gemacht habe. Ich wusste nicht, was ich nach dem Schulabschluss machen wollte, aber war mir ziemlich sicher, dass ich nicht studieren wollte. Nicht Deutsch, nicht Mathematik, Soziologie, keine Geisteswissenschaften, auch nicht Naturwissenschaften und eine Ausbildung wollte ich auch nicht machen. Ich bin dann erstmal nach Südostasien gereist, im Jahr 2003 nach Thailand, Laos, Kambodscha, Indonesien und Malaysia.

Als ich zurückkam, wusste ich immer noch nicht, was ich machen wollte. Deswegen ging ich nochmal zurück nach Kambodscha, um dort Englisch zu unterrichten. Meine Eltern hatten mir den Auftrag gegeben bei meiner Rückkehr einen Plan für meine Zukunft zu haben. Den hatte ich dann auch, ich wollte Südostasienstudien studieren. Dafür ging ich dann nach Berlin. In den nächsten Jahren verbrachte ich viel Zeit in Indonesien, lernte und arbeitete dort. Nach meinem Masterabschluss bewarb ich mich für ein Doktorandenprogramm der FU Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies. Das Stipendium habe ich bekommen. Einen Monat vor Stipendiumsantritt wurde ich Mutter.

Mit meinem Doktor in Südostasienwissenschaften war ich erstmal zwar hochqualifiziert und hatte aber keine Arbeit, weswegen ich mich im Ausland bewarb. Ich habe dann drei weitere Jahre in Malaysia und Indonesien gearbeitet, bis ich wieder nach Deutschland kam, um hier als Postdoktorandin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an meine akademische Laufbahn anzuknüpfen. Ich arbeite jetzt in einem Cluster über Perspektiven religiöser Vielfalt aus islamischer Perspektive, spezifisch zu Islam in Indonesien.

Islamische Zeitung: Sie sind in einer nichtmuslimischen Familie aufgewachsen und leben jetzt mit Ihrer Familie den Islam. Was passierte dazwischen?

Claudia Seise: Ich bin in einer atheistischen Familie aufgewachsen. Mein Vater hat Marxismus und Leninismus in Russland studiert, meine Mutter russische Sprache. Die Abwesenheit von Religion und Spiritualität hat mir schon immer zu schaffen gemacht. Ich war auf der Suche danach. Ich bin mit 13 in Kontakt mit einer christlichen Gemeinschaft gekommen. Davon war ich beeindruckt. Meine Eltern haben mir irgendwann diesen Kontakt nicht mehr erlaubt. Ich konnte diese Entscheidung meiner Eltern zwar gut annehmen, aber die Suche war für mich damit nicht erledigt. Auch wenn ich kein immer liebes Kind war, konnte ich abschließende Entscheidungen meiner Eltern immer annehmen.

Als ich nach Südostasien ging, habe ich den Theravada Buddhismus kennengelernt und den Hinduismus in Bali, der so anders ist als in Indien, sanfter, magischer. Es gibt zwar die bekannten Gottheiten, aber dort wird ganz deutlich gesagt, dass sie nur Manifestationen des Einen Gottes sind, so etwa wie Gottes Namen, aber in Figuren. Das Gebet richtet sich nicht an diese Figuren, sondern an den Einen Gott. Ich fand das interessant und bin mit in den Tempel gegangen. Eine Zeitlang wollte ich sogar ins buddhistische Kloster gehen, aber die Unterscheidung von männlichen Mönchen und weiblichen Nonnen, die nicht als solche akzeptiert werden, gefiel mir nicht, weil nur Männer letztlich auf spiritueller Ebene eine höhere Stufe erreichen können. Ich fragte mich, warum sollte ich nicht auch dieses Nirvana erreichen.

2008 bin ich dann zum Islam konvertiert. Das war für meine Familie ein ziemlicher Schock. Vor allem als ich dann in meinem ersten Ramadan anfing, Kopftuch zu tragen. Aber inzwischen haben meine Eltern sich davon erholt. Sie nehmen auch Rücksicht auf mich und uns. Wir geben uns gegenseitig Mühe und respektieren uns gegenseitig.

Islamische Zeitung: Seit wann schreiben Sie und mit welcher Motivation haben Sie begonnen?

Claudia Seise: Irgendwann als wir in ein Neubaugebiet gezogen sind, war ich in der Pubertät. Vielleicht 13 oder 14. Irgendwas in mir musste sich artikulieren. Das passierte viel mit Gedichten. Mein erstes Gedicht wurde in einer lokalen Zeitschrift veröffentlicht, als ich 14 war. Mein Großvater war darauf sehr stolz, er hat es sein Leben lang aufgehoben. Das Schreiben hat mich seither immer begleitet, nicht nur Gedichte auch andere Texte.

Islamische Zeitung: Verschiedene Studien legen nahe, dass Lesen und Erzählen eine wichtige Voraussetzung für Literalität sind. Inwiefern war das in Ihrer Erziehung relevant? 

Claudia Seise: Meine Mutter ist Literaturwissenschaftlerin, sie hat uns selbst vorgelesen. Mein Vater las nicht gerne vor, dafür hat er sich einfach Geschichten ausgedacht. Das waren fortlaufende Geschichten und an der spannendsten Stelle hat er aufgehört und dann später weitergemacht. „Jetzt musst du an der Matratze weiter horchen“, sagte er uns dann. Und dann war da noch mein Großvater, der hat mich früh mit in den Wald genommen, er hat nie viel geredet, aber das wenige, hat meine Fantasie angeregt. Wir sind zum Beispiel durch den Thüringer Wald gegangen, ein dichter Wald und wollten Kräuter sammeln und da sagte er dann: „Da bei den Wurzeln leben die Zwerge.“ Und ich glaubte ihm das. Ich glaube das bis heute. Das macht etwas mit der Fantasie. 

Islamische Zeitung: Wie, wann und wo kommen die Texte? Was passiert im Schreibprozess?

Claudia Seise: Gedichte und kurze Texte, also zum Beispiel Aufsätze entstehen ganz plötzlich. Sie entstehen irgendwie inspirativ. Sie kommen zu mir. Ich nehme den Stift (meist den Füller) in die Hand und dann schreiben sie sich quasi von selbst. Bei Gedichten ist das die häufigste Form. Zum Beispiel der Text „Verlust der Schönheit“, ein kurzer Text, der ist so entstanden. Es ging los mit dem Titel. In Worten stand er mir vor meinem inneren Auge. Viele Gedichte in meiner Sammlung sind genau so entstanden. Fast ausschließlich inspirativ, eine Art Ilham, wenn man das so sagen darf. Sie kommen immer von oben nach unten. Immer erst der Titel. Meist ändere ich dann nichts mehr daran. Dann lese ich drüber, aber meist passiert nichts mehr.

Anders ist es mit Texten, die ich bewusst schreiben möchte. Das Schriftbild dazu sieht anders aus. Ich überlege und streiche durch. Der Text kommt nicht von außen in mich hinein. Das ist eher die Art, wie ich meine Doktorarbeit geschrieben habe. Auch wenn mir das kaum jemand glaubt. Ich habe morgens oft zwei Seiten Koran gelesen und mich danach hingesetzt und einfach geschrieben. Ich denke, vieles passiert vorher im Kopf. Vielleicht ist das mit dem inspirativen Schreiben eigentlich auch so. Ich habe diese Ideen schon lange im Kopf, sie beschäftigen mich, sie treten hervor. Aber dieses im-Kopf-haben, ist viel unbewusster. Wenn ich dafür eine Metapher finden soll, dann ist das wie eine Schleuse, in der sich alles ansammelt. Es öffnet jemand die Tore und das Wasser fließt und der Text entsteht plötzlich so schnell.

Ich sitze zwar nicht 8 Stunden am Schreibtisch, aber auch beim Geschirrspülen passiert etwas in meinem Kopf. Gar nicht so bewusst, aber der Gedanke breitet sich langsam aus und entwickelt sich. Die Gedanken stauen sich und wenn ich Zeit habe, beziehungsweise es nicht mehr aushalten kann, fließt das Wasser schnell. Das wirkt befreiend und erleichternd. Das Wasser fließt wieder. Das passiert bei Gedichten ebenso wie beim akademischen Schreiben. In dieser Metapher bin ich die Schleuse, durch die das Wasser fließt. Ich bin also nur das Medium, um etwas auszudrücken, das in die Welt soll. Das, für das Allah sowieso geplant hat, dass es in die Welt soll. Ich bin dabei nicht passiv, wie man vielleicht annehmen könnte. Denn ich muss ja entscheiden, wann ich aktiv werden muss, wann ich die Schleuse öffne, wann ich es halte. Aber letztlich steht trotzdem das Wasser im Mittelpunkt und Der, Der das Wasser bringt und nicht die Schleuse.

Islamische Zeitung: Als Sie von der Schleuse und dem Druck sprachen, fallen mir in diesem Zusammenhang der Geburtskanal und Embryonen ein. Kümmern Sie sich nach dem Schreiben noch um Ihre Texte, also Ihre Embryonen?

Claudia Seise: Gedichten belasse ich so. Akademische Texte müssen noch verändert werden. Weil andere darauf Bezug nehmen und Kritik äußern. Deswegen muss man sich nach dem ersten Schreiben nochmal darum kümmern. Manchmal fühlt es sich an, als würde das Baby zurück in den Geburtskanal gedrückt. Mit Kraft wird das Wasser zurück gepresst bei der Überarbeitung. Oft wird das Ergebnis dadurch besser, aber es ist dann nicht mehr das ganz Eigene. Das Ego wehrt sich zwar dagegen, aber es ist eine gute Schule, um es zu zügeln. Deswegen kann ich nicht nur akademisch schreiben. Nicht-akademische Texte zu schreiben hilft mir, frei zu sein, den Fluss aufrecht zu erhalten.

Islamische Zeitung: Welche Teile Ihrer Identität finden Sie häufig in Ihren literarischen Texten wieder? Was sammelt sich in dieser Schleuse?

Claudia Seise: Anfangs war es die Suche nach mir selbst, die Identität. Die Suche nach dem Sinn des Lebens, beides hat sich überlagert. In der Pubertät trat das hervor. Mit 20 konnte ich das fast nicht mehr aushalten. Es ist auch der Konversionsprozess, der sich aufgebaut hat, von der Kindheit an, bis ich 25 war. Es spielt sich immer ab zwischen den Welten, meine Welt und die der anderen oder meine Spiritualität und dem, was mich umgibt, ein säkulares und kapitalistisches System. Meine deutsche Identität und das, was ich in Asien, in Indonesien an Identität angenommen haben. Auch meine muslimische Identität und die Aushandlung mit meiner Familie. Das Muslimsein ist Teil meines Lebens geworden. Spiritualität, Sufismus und das Lernen sind Teile meines Lebens geworden und daher findet man diese Aspekte mehr in meinen Texten wieder. Mein Anliegen ist es, das ins Deutsche zu bringen.

Islamische Zeitung: Der Titel der Gedichtsammlung „Wandelndes Sein“ spiegelt diesen Prozess wider. Welche inter-Prozesse finden sich darin?

Claudia Seise: Lyrik schreibe ich teilweise auf Englisch und auf Indonesisch. Die Texte meiner Sammlung sind ins Englische übersetzt, zwar teilweise nicht von mir, aber diese habe ich dann überarbeitet. Im Indonesischen kann man schöne Wortspiele machen, weil man die Wörter zusammenfügen kann, ähnlich wie im Arabischen. Man hat einen Stamm, den man mit Präfixen und Suffixen versieht, und so entstehen neue Wörter. Auch kann man die Mehrzahl einfach durch eine Dopplung ausdrücken. Man sagt das Wort einfach zwei Mal hintereinander. Und das Doppeln kann auch einen anderen Sinn ergeben. Matta Matta (Augen) kann zum Beispiel auch Spion heißen. Hati-Hati (Herzen) kann auch heißen „Sei vorsichtig“. Aber Lyrik schreibe ich eigentlich am liebsten auf Deutsch, doch manche Ideen kommen einfach auf Indonesisch, sie kommen nicht als Ideen, sondern als Ideen in Sprache. 

Islamische Zeitung: Welche Wirkung wünschen Sie sich für Ihre Texte?

Claudia Seise: Ich habe immer gehofft, dass ich mit dem, was ich schreibe, irgendjemanden berühren kann. Dass derjenige dann sagt, das ist genau das, was ich fühle, erlebe oder durchmache. Wenn jemand die gleichen Konflikte hat, dass ich damit behilflich sein kann. Vielleicht denkt auch jemand, dass er mit diesen Gedanken und Gefühlen nicht alleine ist und auch das ist eine Hilfe. Das ist meine Motivation zu veröffentlichen. Ich habe das Gefühl, dass wir als deutschstämmige Muslime mit meiner Erfahrung aus dem Konversionsprozess etwas in die Kultur zurückgeben können, zur Kulturschaffung beitragen. Das ist ein großes Ziel, aber ich denke, wir sollten unser Muslimsein auch mitteilen und nicht nur in Form von Politik, sondern auch in Form von Kultur. Wenn die Leute das lesen, wundern sie sich vielleicht, dass ich als Muslim auch Lyrik schreibe und sogar auf Deutsch, auf eine Weise, die sie nachvollziehen können, weil ich Symbole und Metaphern benutze, die ihnen geläufig sind. 

Islamische Zeitung: Welche Bedeutung haben Austausch und Publikum für Sie?

Claudia Seise: Ich denke nicht viel darüber nach, wie die Reaktion auf meine Texte ist. Mir ist wichtig, dass es raus ist und dann widme ich mich schon den nächsten Sachen. Ich freue mich trotzdem über Feedback. Bei Instagram bekomme ich das manchmal und das freut mich. Ich weiß auch nicht, wer es liest. Es ist da, es ist in der Deutschen Nationalbibliothek. Es entwickelt sich und es wächst. Ich mache mir darüber nicht so viel Gedanken. Ich schreibe nicht zielorientiert, um unbedingt zu veröffentlichen. Bisher habe ich meine Texte erst ein oder zwei Mal vorgetragen. Ich stehe dem eigentlich offen gegenüber, aber ich werde beim Vortragen immer so ungeschickt. Wenn ich mich traue, dann in einem geschützten Raum.

Auf jeden Fall eignen sich meine Texte zum Vortrag. Aber es muss auch nicht sein. Ich persönlich kann einem Text besser folgen, wenn ich ihn lese. Ich denke meine Texte auch gelesen und schreibe sie gelesen – nicht vorgetragen.

Islamische Zeitung: Wie sind Literatur und andere Kunstformen für Sie vernetzt?

Claudia Seise: Mein Vater ist Akkordeonspieler und ich habe als Kind fast zehn Jahre Akkordeon gelernt. Außerdem ist mein Mann Maler. Seine Kunst inspiriert mich teilweise auch. Ich sehe da Verbindungen. Ich kann mir eine Ausstellung von meinen Texten und seiner Kunst zusammen vorstellen, auch wenn sie unabhängig voneinander entstehen. Denn seine Werke sind offen und mein Text wäre dann eine mögliche Interpretation.

Inwiefern meine Texte andere Literatur verarbeiten, kann ich gar nicht genau sagen. Ich habe nicht den Blick auf mein ganzes Werk und könnte das nicht beurteilen. Bei mir ist es mit den Texten eben so „aus den Augen aus dem Sinn“. Deswegen ist es für mich schwierig, alle meine Texte in einem Zusammenhang zu sehen. Sobald das Werk abgeschlossen hat, habe ich mich davon abgenabelt.

Islamische Zeitung: Spielt Emotionalität im Schreibprozess eine Rolle?

Claudia Seise: Eher nicht. Gefühle sind meist für meinen Schreibprozess nicht so wichtig. Eher reflektierte Gedanken. Starke Gefühle wären für mich eher hinderlich. Ich könnte ein Gedicht über Trauer erst schreiben, wenn ich aus der Trauer herausgefunden habe. Ich nutze das Schreiben nicht als Bewältigung von Emotion.

Islamische Zeitung: Gibt es wiederkehrende Elemente in Ihren Texten?

Claudia Seise: Wasser ist wichtig. Das Thema kommt wieder als Fluss oder Regen oder die See, das Meer. Das beschäftigt mich, weil es mich anspricht.

Islamische Zeitung: Wie haben Sie die Texte für Ihre Sammlung dafür ausgesucht?

Claudia Seise: Ich hatte zuerst den Titel, der im Übrigen ja auch doppeldeutig ist. Wandelndes Sein kann entweder bedeuten, dass sich das Sein, also die Existenz verändert oder dass sie auf der Erde umherwandert. Ich habe die Texte dafür alleine ausgesucht. Ich wollte 40 Texte, denn 40 ist eine besondere Zahl. Es gibt die Hadithsammlung der 40 Hadithe zum Beispiel. Oder es gibt das Sprichwort, dass man eine Tat, die man 40 Tage lang tut, schließlich verinnerlicht. Es wurden dann aber tatsächlich 41 Gedichte.

Ich denke, es sollte so sein, denn es sind ja „nur“ Gedichte und keine göttlichen Texte. Ich wollte aber keines mehr rausnehmen. Ich habe das so akzeptiert. Mit meiner Sammlung möchte ich den jüngeren Generationen auch etwas hinterlassen.

Es heißt ja immer, ein Mann – und ich sage jetzt einfach auch eine Frau – sollte ein Kind bekommen, ein Haus bauen und ein Buch schreiben. Sozusagen als eine Art Sadaqa Dscharija, eine fortlaufende gute Tat. Egal, was ich schreibe: Es ist etwas Positives. Deswegen kann es auch als gute Tat zählen. Vieles schreibe ich auch für meine Familie. Um ihnen etwas näher zu bringen. Für meine nichtmuslimische Familie. Oft habe ich meine Familie im Kopf.

Zur Interviewerin: Layla Kamil Abdulsalam wurde 1988 in Khartoum (Sudan) geboren. Sie ist ausgebildete Gymnasiallehrerin und arbeitet derzeit an einer Gesamtschule. Außerdem ist sie in der Lehrer*innenfortbildung mit dem Schwerpunkt „sprachsensibler Fachunterricht“ tätig. Neben Bilderbüchern für muslimische Familien schreibt Kamil Abdulsalam selbst Gedichte und lädt zum #mitdichten ein. Diese Texte sind teils auf auf Instagram unter @lakamilakami zu finden.