Medien: In Russland ging am 19. August mit Al-RTW ein neuer Privatsender an den Start. Von Ruslan Krowobok & Mikhail Mordasov

Ausgabe 207

(RIAN/RT). Der öffentlich zu empfangene, muslimische Fernsehkanal Al-RTW nahm am 19.8. – zum Ende des Fastenmonats Ramadan – seinen Betrieb auf und soll mehrere Dutzend Millionen Zuschauer erreichen. Dies teilte der Chefredakteur des TV-Senders, Rustam Arifdschanow, Vizepräsident der Eurasischen Fernseh- und Rundfunkakademie, am 20. August in einem Interview mit RIA Novos­ti mit.

Dieser erste Kanal für muslimische Zuschauer soll durchgehend, den ganzen Tag hindurch senden. Die größte Herausforderung dürfte es dabei sein, das Bewusstsein und Verständnis der islamischen, religiösen Traditionen und der muslimischen Kultur zu verbessern.

Al-RTW wird in einem TV-Paket des Kabelfernsehens Trikolore senden, zu dem unter anderem zwei russisch-ortho­dox geprägte Fernsehsender gehören. „Die Zahl von Muslimen sowie Menschen, die sich für den Islam interessie­ren, liegt in Russland bei mehreren Dutzend Millionen. Abgesehen von der Aufgabe der richtigen Positionierung des Islam und des Widerstands gegen radikale und fremde Einflüsse sowie der Erläuterung der staatlichen Haltung in diesem Bereich, ist dieses Publikum einfach vom Marketingstandpunkt aus interessant und aussichtsreich“, meinte Arifdschanow.

Al-RTW kann dem Chefredakteur zufolge auch in den Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan, Aserbaidschan und ­Kirgistan auf Interesse treffen, wo die Menge russischsprachiger Bürger immer noch hoch ist. Auch für die rund 270.000 Tataren, die auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim leben, wäre Al-RTW eine interessante Ergänzung.

Für den neuen Sender sei auch die Unterstützung seitens des Staates und führender muslimischer Vereinigungen von hoher Bedeutung, hieß es. Momentan aber wird konkret in die muslimischen Republiken des Nordkaukasus sowie Baschkortostan und Tatarstan in der mittleren Wolga-Region gesendet.

Dass Al-RTW in absehbarer Zeit mit in das, frei zugängliche staatliche Fernsehpaket aufgenommen wird, seit laut Arifdschanow höchst unwahrscheinlich. „Natürlich bestimmt es der Staat, welche Fernsehkanäle zu dem frei zugänglichen kostenlosen TV-Paket gehören sollen. (…) Es kann sein, dass die Zeit kommt, in der die Gesellschaft selbst den Staat auffordern wird, dass auf die Liste der frei zugänglichen Kanäle auch islamische Al-RTW gesetzt werden“, meinte Arifdschanow.

Al-RTW sei, so Damir Mukhetdinow, stellvertretender Direktor des Muslimisch-Religiösen Direktoriums für die Europäischen Regionen gegenüber dem Radiosender „Voice of Russia“, „nicht vom Staat finanziert. Es ist eine Antwort auf die Hoffnungen und Bedürfnisse der Gläubigen, der Muslime unseres Landes“. Die Begründer und Betreiber des Projekts wollten die Förderung des Islam in ganz Russland dadurch erleichtern.

„Soweit, ich weiß“, meinte Mukhetdinow, „haben alle führenden muslimischen Staaten am Golf sowie die Türkei und der ihr großes Interesse an unse­rem Projekt bekundet. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie dessen ­Werte erkennen würden und begreifen, dass es nicht den gesonderten Interessen einer einzelnen Gruppe oder Bewegung dient, sondern eine humanistische und erzieherische Perspektive einnimmt“. Daher werde es keine Probleme bei der Finanzierung geben.