Menschenrechtler beschuldigen Westen möglicher Kriegsverbrechen in Syrien

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Berlin (KNA). Amnesty International wirft westlichen Mächte vor, bei Angriffen auf die nordsyrische Stadt Rakka Hunderte Zivilisten getötet und damit mögliche Kriegsverbrechen begangen zu haben. „Die Angriffe der US-geführten Koalition haben Hunderte Menschen das Leben gekostet, Tausende wurden verletzt“, sagte der Nahost-Experte der Menschenrechtsorganisation, Ilyas Saliba. Amnesty hat einen Bericht zu den Folgen der Luft- und Artillerieschläge auf die ehemalige Hochburg des IS/Daesh vorgelegt.
„Die hohen Opferzahlen ebenso wie das Ausmaß der Zerstörung in der Stadt lassen daran zweifeln, dass die Streitkräfte der US-geführten Koalition genug getan haben, um zivile Opfer zu vermeiden“, sagte Saliba weiter. In dem 70-seitigen Bericht heißt es: „Die im Report ausführlich beschriebenen Angriffe der Koalition erscheinen entweder unverhältnismäßig oder rücksichtslos oder beides und als solche rechtswidrig und als mögliche Kriegsverbrechen.“
Amnesty wirft insbesondere dem US-Militär vor, unpräzise und streuende Waffen auch in dicht besiedelten Stadtteilen eingesetzt zu haben. Die Organisation fordert eine umfassende und unabhängige Untersuchung sowie eine angemessene Wiedergutmachung für Überlebende und Hinterbliebene von den USA, Großbritannien und Frankreich.
Vor einem Jahr, am 6. Juni 2017, begannen die westlichen Streitkräfte zusammen mit kurdischen Verbänden mit ihrer Offensive auf Rakka. Im vergangenen Oktober wurde die Stadt von der IS-Herrschaft befreit. Amnesty-Mitarbeiter sprachen im Februar diesen Jahres mit mehr als 100 Zeugen und Überlebenden und besuchten 42 Orte in Rakka, die angegriffen worden waren.