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Myanmar: Armee greift Minderheiten an

Screenshot: OneNews, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 3.0

Göttingen/Yangoon (GfbV/KNA). Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in großer Sorge um ethnische Minderheiten in Myanmar. In den Bundesstaaten Kachin, Shan und Kayin wird die Bevölkerung Augenzeugenberichten zufolge von der Luftwaffe angegriffen. Es soll bereits viele Tote gegeben haben. In diesen von Minderheiten dominierten Bundesstaaten Myanmars haben auch viele Binnenflüchtlinge Schutz gesucht.

„Ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nutzen die Militärs in Myanmar nach ihrem Coup offenbar die eskalierende Lage im ganzen Land auch dafür, wieder mit aller Härte gegen Widerstandsgruppen im Kachin- und nördlichen Shan-Staat vorzugehen“, warnte die GfbV-Referentin für Genozidpräventin, Jasna Causevic, am 15. April in Göttingen. „Die internationale Gemeinschaft und Deutschland dürfen nicht tatenlos dabei zusehen, wie in Myanmar ein verheerender Bürgerkrieg angezettelt wird.“

Für die Angehörigen der Rohingya-Minderheit, die vor Genozid zu Hunderttausenden vor allem nach Bangladesch, Indien, Thailand und Malaysia  geflohen sind, sind durch die Zuspitzung des Konflikts in Myanmar alle Hoffnungen auf eine Rückkehr zusammengebrochen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Handlungsunfähigkeit des UN-Sicherheitsrates und die internationale Untätigkeit. Sie rufen mit dem UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Thomas Andrews, dazu auf, die Initiative zu ergreifen und starke Koalitionen gegen Myanmar zu bilden, ohne auf den UN-Sicherheitsrat zu warten. Außerdem müsse es sofort unterbunden werden, das Militär in Myanmar mit Waffen zu versorgen.

„Auch die deutsche Bundesregierung muss der Lage vor Ort Rechnung tragen und gemeinsam mit anderen Staaten der internationalen Gemeinschaft ihre politischen und diplomatischen Anstrengungen gegenüber Myanmar intensivieren, um Leben zu retten“, forderte Causevic.

Solidarität mit Muslimen

In mehreren Städten gingen Sicherheitskräfte am 14. April gegen die Bewohner muslimischer Viertel vor. In Yangon wurde bei einem Einsatz von Polizei und Militär in dem muslimischen Viertel nahe der buddhistischen Sule Pagode ein Mann erschossen, mindestens drei Menschen wurden verletzt und fünf festgenommen, berichtete das unabhängige Onlineportal Irrawaddy.

Laut dem Nachrichtenportal Myanmar Now wurden in der Nähe von Mandalay zwei Menschen erschossen und in einer Moschee von den Sicherheitskräften Spendengelder geraubt. Armee und Polizei seien zudem gewaltsam gegen die Bewohner eines vorwiegend muslimischen Viertels vorgegangen, die den Demonstranten Schutz geboten hätten.

Ein Zeichen der Solidarität mit Muslimen setzten in Mandalay unterdessen buddhistische Mönche und katholische Ordensfrauen im Stadtteil Nwar Chan Gone, wo die Sicherheitskräfte am Dienstag in den frühen Morgenstunden mindestens 40 Häuser niedergebrannt hatten. Die Ordensfrauen und Mönche versorgten die Betroffenen mit Reis, Kochöl und anderen Hilfsgütern, wie Fotos in den sozialen Medien zeigten.