Nicht mehr beim Kochen husten müssen

Ausgabe 262

Foto: Sustainable Sanitation Alliance

(IPS). Nabela Zainab muss nicht länger würgen und husten, wenn sie eine Mahlzeit zubereitet. Das liegt an ihrem kleinen Gasherd, der in ihrer heimischen Küche mit Biogas befeuert wird. Die 38-jährige Frau aus Faisalabad, das 380 Kilometer entfernt ist von der Hauptstadt Islamabad, gehört zu den Nutznießern eines neuen Pilotprojekts. Es hat zum Ziel, Haushalte und Bauern von Brennstoffen wie Holz, Kuhdung und Diesel zum Betrieb von Kochherden und Bewässerungspumpen zu befreien.
Zainab erhielt die Biogas-Einheit zur Hälfte des üblichen Preises. Verantwortlich dafür ist die NGO Rural Support Programme Network, die im Rahmen des aktuellen Fünfjahresprogramms in Pakistan zur Förderung von Biogas betrieben wird.
In der Vergangenheit musste sie drei Mal die Woche Brennholz in einem weitentfernten Wald sammeln und es auf ihrem Kopf heim tragen. „Diese Routine loszuwerden, ist eine lebensverändernde Erfahrung“, berichtet sie IPS im Gespräch.
Ihre vier Kubikmeter große Biogasanlage benötigt täglich den Dung von drei Büffeln, um den Energiebedarf einer vierköpfigen Familie zu erfüllen. Darin sind Kochen, Heizen, Waschen und Baden 24 Stunden lang beinhaltet. Damit werden täglich 160 Kilogramm Brennholz überflüssig. Das sind zwischen 20 bis 23 Euro, die eine vierköpfige Familie monatlich einsparen kann.
Als Gattin eines kleinen Gemüsebauern berichtet sie, habe Zainab in den letzten 20 Jahren unter Husten und entzündeten Augen gelitten. „In unserem Dorf gab es keinen Zugang zu einer Erdgasleitung. Die steigenden Kosten für Flüssiggas sind für Arme wie uns unerschwinglich.“ Demnach hätten sie keine Wahl gehabt, als auf Feuerholz und Dung zurückzugreifen. Bis zu 5,360 Biogasanlagen von unterschiedlicher Größe wurden in den letzten fünf Jahren in 12 Distrikten der Provinz Panjab installiert. Das befreite rund 43.000 Menschen vom Kontakt mit Rauch aus Holz oder Kerosin.
In der gleichen Gegend laufen 500 große Biogasanlagen mit einer Kapazität von mindestens 25 Kubikmetern, deren Anschaffung ebenfalls von der gleichen NGO subventioniert wurde. Solche Reaktoren liefern Gas für einen Haushalt von zehn Menschen für Kochen, Heizen sowie dem mehrstündigen Betrieb von Bewässerungspumpen.
Rab Nawaz kaufte eine dieser großen Anlagen. Ein Viertel gab ihm die PBDP als Teil ihrer Förderung von Biogas. „Ich nutze den Dung von 18 Büffeln, um täglich beinahe 40 Kubikmeter Gas zu erzeugen. Damit betreibe ich sechs Stunden lang meine Bewässerungspumpen, die von Diesel- auf Gasbetrieb umgestellt wurden. Darüber hinaus können wir drei Mal pro Tag auf dem Herd mit Gas kochen“, sagte er, während er seinen Stall in der Ortschaft Sargodha ausmistete.
Der dreimalige Vater berichtete, dass er nach der Abschaffung von Diesel – der nicht nur teuer ist, sondern auch Gesundheit sowie Umwelt schädigt – täglich 9-11 Euro einspart. „Das Biogasprogramm zielt auf die Schaffung eines wirtschaftlich überlebensfähigen Biogassektors ab. Dafür fungieren als Hauptbeteiligte auf der Lieferseite Baufirmen. Sie sichern den Bau und die Betreuung von entsprechenden Anlagen. Auf der Nachfrageseite sind es ländliche Unterstützungsprogramme, welche die wichtigsten Partner für eine Umsetzung der Idee sind. Dazu gehören auch NGOs, Bauernverbände sowie Milchkooperativen“, sagte Shandana Khan, Leiterin des Nationalen Unterstützungsprogramms für den Ländlichen Raum Pakistan (NRSP). „Die 5.600 Biogasreaktoren sparen heute beinahe 13.000 Tonnen Feuerholz. Sie sind rund zwei Millionen US-Dollar wert. Hinzukommen 169.000 Liter Kerosin, das abends für Lampen benutzt wird“, erläuterte Khan.
Die Investition von etwas mehr als drei Millionen Euro habe beigetragen, dass durch die Biogasanlagen die täglichen drei bis vier Stunden, die eine Frau mit Holzsammeln und Kochen verbringen müsse, reduziert würden. „Diese Frauen haben jetzt genug Zwei für soziale Begegnungen und eigene wirtschaftliche Aktivitäten.“ Dank der Biogasreaktoren kehre Gesundheit in die Haushalte zurück. Nach ihren Berechnungen helfe das Programm dabei mit, beinahe 16.000 Tonnen Kohlendioxidausstoß zu vermeiden.
Khawaja Muhammad Asif, Vorsitzender der Einrichtung für Alternative Energien (AEDB), sieht in der Nutzung von Biogas eine vielversprechende und funktionierende Lösung für den Energiebedarf des ländlichen Raums. Er sei Heimat für rund 60 Prozent der Bevölkerung. Und der Ort, an dem mehr als 180 Millionen des pakistanischen Viehs lebten. Laut Asif würden diese Bestände genug Material liefern, mit dem Biogasanlagen betrieben werden können.