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Seehofer will auf Imame „made in Germany“

Foto: Archiv

Bei der Deutschen Islam Konferenz soll über Seelsorge, Prediger-Lehrgänge und andere praktische Themen gesprochen werden. Doch am Ende landet man irgendwie doch beim Terror. Angesichts der Anschläge der vergangenen Wochen war es auch diesmal unvermeidlich.

Berlin (dpa/iz). Die jüngste Serie extremistischer Attentate in Europa behindert nach Auffassung von Bundesinnenminister Horst Seehofer nicht die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen und muslimischen Vereinigungen in Deutschland. Im Gegenteil: Bereits begonnene Projekte würden fortgesetzt, und „wir lassen uns durch Terrorismus und Extremismus nicht aus der Bahn bringen“, betont der CSU-Politiker am 10. November in Berlin vor Beginn einer Sitzung der Deutschen Islam Konferenz (DIK). „Kämpfen Sie bitte gemeinsam mit uns und mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Fanatiker!“, ruft Seehofer den teilnehmenden muslimischen Theologen und Funktionären zu.

Der von seinem Ministerium geförderte neue zweijährige Lehrgang für deutschsprachige Imame in Osnabrück sei gerade ein Beitrag zur Verhinderung von Radikalisierung – und damit „gut angelegtes Geld für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Lande“, unterstreicht Seehofer.

Entscheidend sei, dass die dort ausgebildeten Geistlichen anschließend auch tatsächlich in den Moscheegemeinden als Prediger eingesetzt würden, sagte der CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries. Denn es sei „fundamental wichtig“, dass die islamischen Religionsgemeinschaften hierzulande organisatorisch, finanziell und personell nicht von ausländischen Regierungen abhängig seien. De Vries missfällt, dass der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) im Trägerverein des Islamkollegs in Osnabrück mitwirkt, da der ZMD „mit seinen problematischen Mitgliedsvereinen zu Recht im Kreuzfeuer der Kritik steht“.

Dem Innenministerium wäre es am liebsten, auch andere Dachverbände hätten sich dem Islamkolleg angeschlossen. Der größte Verband, die türkische DITIB, geht aber eigene Wege. In der Eifel hat die Ditib im Januar einen eigenen Lehrgang für Religionsbeauftragte gestartet.

Er erwarte, dass vor allem die Türkei von nun an Schritt für Schritt die Zahl der nach Deutschland entsendeten islamischen Prediger reduziere, sagt Seehofer. Denn diese Entsendung sei nicht mehr zeitgemäß. Wenn Europa zur Heimat von Muslimen geworden sei, „dann bedarf es keiner Einmischung und Einflussnahme mehr von außen“. Seine Botschaft sei: „Wir sorgen für unsere muslimischen Bürger und Bürgerinnen selbst.“

Dass an mehreren deutschen Hochschulen inzwischen Lehrstühle für islamische Theologie existieren, hat die Zahl der Prediger, die aus dem Ausland geschickt werden, bisher nicht reduziert. Das liegt nicht nur an möglichen ideologischen Differenzen zwischen den Absolventen und den Vorständen der Moscheegemeinden.

Auch die relativ niedrige Bezahlung der Imame wirkt auf manchen Akademiker abschreckend. Innen-Staatssekretär Markus Kerber sagte vor Beginn der Konferenz, der Staat könne zwar Moscheevereine bei bestimmten Projekten unterstützen, etwa wenn diese einen Beitrag zur Integration leisteten. Ihre Prediger müssten die Gemeinden aber selbst finanzieren.

Die deutschen Islam-Verbände haben die islamistischen Terroranschläge der vergangenen Wochen – in Paris, Nizza, Dresden und Wien – einhellig verurteilt. Doch es gab vereinzelt auch andere Töne.

Um Radikalen in Deutschland an der Verbreitung ihrer anti-westlichen Ideologie zu hindern, braucht es aus Sicht der FDP keine weiteren Gesetzesverschärfungen. Stattdessen sollten Vereine, die „ein islamistisches Weltbild“ vertreten, konsequenter als bisher verboten werden, fordert die Bundestagsfraktion der Freien Demokraten. Da, wo junge Menschen radikalisiert würden, müsse frühzeitiger „eine rote Linie gezogen“ werden, sagte Innenpolitiker Benjamin Strasser.

Aufgrund der Corona-Pandemie kamen die Teilnehmer der Islam Konferenz diesmal nur per Video zusammen. Zu ihnen gehörten laut Innenministerium unter anderem die Leiterin der DITIB-Akademie, Seyda Can, der Vorsitzende des Islamkollegs, Esnaf Begic, der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster, Mouhanad Khorchide, und der Dialogbeauftragte des Verbandes Islamischer Kulturzentren (VIKZ), Erol Pürlü.