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Solidarität der Armen nach dem Erdbeben

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Pressebild: IGMG

Es ist eine allzumenschliche Realität, dass es in Notfällen häufig die Armen sind, die schneller und bereitwilliger helfen als einige Wohlhabenden (unter den es ebenfalls sehr Großzügige gibt). Diese Solidarität erleben wir im Alltag genauso wie bei internationalen Notlagen.

(dpa/iz). In den letzte beiden Tagen gingen Nachrichten über die Ticker der Agenturen, dass Gruppen, die selbst unter harten Bedingungen leben, sich solidarisch mit den Erdbebenopfern in der Türkei und Syrien verhalten.

Rohingya spenden Decken und Jacken

Rohingya-Flüchtlinge aus überfüllten Lagern in Bangladesch haben Hilfe an die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei geschickt. Rund 700 Decken und 200 Jacken hätten sie dem Büro der Turkish Cooperation and Coordination Agency in der Hauptstadt Dhaka übergeben, sagte Rohingya-Anführer Sahat Zia Hero der Deutschen Presse-Agentur. Die Sachspenden seien mit kleinen Geldbeträgen der Flüchtlinge gekauft worden, die ihrerseits von internationaler Hilfe und der Hilfe von Rohingya in anderen Teilen der Welt abhängen. Bald wollten sie Windeln und Hygienebinden schicken.

„Es ist unsere Geste an die Menschen in der Türkei, ein Zeichen der Liebe für unsere Brüder und Schwestern, die in Schwierigkeiten leben“, sagte Hero. „Wir können den Schmerz, obdachlos zu sein, nachfühlen und rufen alle dazu auf, den Opfern beizustehen – mit den Mitteln, die sie haben.“ Er betonte, dass die Türkei besonders viel geholfen habe, als es 2017 zu einer Massenflucht der Rohingya gekommen war. Die Angehörigen der muslimischen Minderheit waren damals vor Repression und Verfolgung in ihrem mehrheitlich buddhistischen Heimatland Myanmar vorwiegend ins Nachbarland Bangladesch geflüchtet.

Syrische Kinder sammeln für Erdbeben-Opfer

Während es nach den schweren Erdbeben bislang nicht ausreichend Nothilfe für Syrien gibt, bekommen die Betroffenen dort Unterstützung von unerwarteter Seite: Kinder aus der Stadt Rakka hätten ihr Taschengeld und Ersparnisse für die Opfer der Katastrophe gespendet, teilten die Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Geld und Kleidung der Mädchen und Jungen sollen demnach von den Beben betroffenen Altersgenossen im Land zugutekommen.

Ein Video der Aktivisten zeigte, wie die jungen Helferinnen und Helfer der Reihe nach ihre Spenden abgaben. Einige Kinder hielten zudem Schilder mit Grußworten in die Kamera. „Was dich getroffen hat, hat auch uns getroffen“, ist darauf etwa zu lesen.

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Foto: Amina Alađuz-Lomigora

Überwältigende Solidarität auf dem Balkan

Wie das Medium „Balkan Stories“ am 13. Februar auf seiner Webseite (https://balkanstories.net/2023/02/13/wer-nichts-hat-gibt-am-meisten/) unter dem zutreffenden Titel „Wer nichts hat, gibt am meisten“ meldete, kam es in den vorherigen Tagen zu einer enormen Solidaritätswelle vom Balkan. Demnach haben vor allem in Bosnien Arbeiter, Rentner und Arbeitslose in der Region Sachgüter und Geld gespendet. Mittlerweile hätten die Sarajevoer Verkehrsbetriebe eine „Sonderbuslinie“ eingerichtet.

Wegen der enormen Menge an Sachgütern, die zeitweise nicht mehr zu bewältigen war, baten die Helfer darum, vorläufig nur Geld zu spenden. Rechnet man die bisherigen getätigten Spenden, so „Balkan Stories“, inklusive einberechneter Einkommensunterschiede auf Wien um, wäre die Spendenmenge 30-40 Millionen Euro hoch.

„Überwältigend auch die Hilfsbereitschaft im montenegrinischen Sandžak. Bis Freitag hatten die Moscheegemeinden in der mehrheitlich muslimischen Grenzregion zu Serbien und zum Kosovo 275.000 Euro für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien gesammelt“, beschrieb der Autor die Hilfsbereitschaft in der mehrheitlichen Provinz, die zwischen Serbien und Montenegro geteilt ist.

Deutschlands Muslime machen mit

Auch in Deutschland geben Muslime seit Bekanntwerden des Erdbebens verschiedene Arten von Hilfen. Dazu gehören neben den vielen Einzelspendern individuelle Vereine, Dachverbände der Moscheen sowie mehrere muslimische Hilfsorganisationen.

Ein Beispiel dafür sind die kombinierten Bemühungen der IGMG, von Hasene International und des Islamrates. Mit einem Pool von 2.000 ehrenamtlichen Helfern und einem Logistikzentrum in Kahramanmaraş. Bisher konnten sie Folgendes leisten und liefern: 100 Lkw-Ladungen (davon 5 nach Syrien), 80 Fahrzeuge für die Verteilung, über 330 ehrenamtliche Fachkräfte (davon 30 Bergungskräfte, 50 medizinisches Personal), mobile Bäckerei (7.000 Brote täglich), mobile Suppenküche (für 10.000 Personen täglich), 2.700 Generatoren, 500 mobile Toiletten und 35 Betonbrecher, mobile Klinik, Hilfsgüter wie Lebensmittel (Babynahrung), Medikamente, Zelte, Winterkleidung.

In den Moscheen der IGMG wurde das Ereignis in den Freitagsgebeten thematisiert. Darüber hinaus verrichtete man für Verstorbene Toten- und Bittgebete in Abwesenheit.

Einige muslimische Hilfsorganisationen in Deutschland:

WEFA e.V. https://wefa.org/de/
Islamic Relief https://www.islamicrelief.de/erdbeben-tuerkei-syrien/
muslimehelfen e.V. https://spenden.muslimehelfen.org/?emergency_disaster_relief=70
Hasene International https://www.hasene.org/de/
Tuisa Hilft Stiftung https://tuisa.de/catalog/product/view/id/481/s/verheerendes-erdbeben-turkei-syrien/