Sprachforscherin verteidigt Kiezdeutsch

München (KNA). Die Potsdamer Sprachforscherin Heike Wiese bricht eine Lanze für das so genannten Kiezdeutsch. Sätze wie „Ich bin Alexanderplatz“ oder „Yallah, auf sie“, bereicherten die deutsche Sprache, sagte Wiese der „Süddeutschen Zeitung“. Das schlechte Image des häufig mit türkischen oder arabischen Wörtern durchsetzten Slangs hänge auch mit dem Ansehen der Sprecher zusammen. Viele von ihnen hätten ausländische Wurzeln. „Migrationshintergrund: Das Wort wird mit Sprachproblemen assoziiert, nicht mit Innovation“, so die Wissenschaftlerin.

Laut Angaben von Wiese ist das Kiezdeutsch vor allem unter Jugendlichen in Großstädten verbreitet. Dies heiße jedoch nicht, dass die Betroffenen keinen Bezug zur Standardsprache hätten. Sprachliches Einfühlungsvermögen hänge auch nicht von ethnischen, sondern vielmehr von sozialen Faktoren ab. „Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass alle Jugendlichen in Kreuzberg Kiezdeutsch sprechen – unabhängig von ihrer Ein- oder Mehrsprachigkeit, ihrer deutschen, türkischen oder arabischen Herkunft.“

Merkmale des Kiezdeutschen sind unter anderem ein Verzicht auf Präpositionen und Artikel bei Ortsangaben, die Verwendung arabischer oder türkischer Wörter wie „yallah!“ (Los!”), „moruk“ („Alter“) oder „wallah!“ („Echt!“) sowie neue Stellungen des Verbs wie etwa bei dem Satz „Irgendwann in Schule isch fang an zu schlafen.“ Mitte Februar erscheint die Untersuchung von Heike Wiese als Buch mit dem Titel „Kiezdeutsch: Ein neuer Dialekt entsteht“ im C.H.Beck-Verlag.