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Steigende Gewalt in Zentralafrika im Vorfeld der Wahlen

Foto: UN Photo/Nektarios Markogiannis

Bangui (dpa/KNA). In der Zentralafrikanischen Republik steigen im Vorfeld der Wahlen am Sonntag Gewalt und Spannungen. Rebellen hätten ruandische Soldaten der UN-Friedensmission angegriffen, teilte Ruandas Verteidigungsministerium mit. Daher habe man zusätzliche Truppen in das Land geschickt.

„Wir werden jede Gruppe, die unseren Kräften Schaden zufügen oder die Wahlen in der Zentralafrikanischen Republik stören möchte, eindämmen“, sagte Ruandas Präsident Paul Kagame am 21. Dezember im Fernsehen. Das Verteidigungsministerium warf dem zentralafrikanischen Ex-Präsidenten und Oppositionellen François Bozizé am 20. Dezember vor, die Rebellen zu unterstützen.

Das mineralreiche aber extrem arme Land ist seit Jahren von Konflikten und Putschen gebeutelt. 2013 wurde der damalige Staatschef Bozizé von der Seleka, einer überwiegend muslimischen Koalition an Rebellengruppen, gestürzt.

Es folgten Jahre der Kämpfe zwischen der Seleka und der christlichen Anti-Balaka-Milizen. Eine französische Militärintervention und später eine UN-Mission stabilisierten zeitweise die Lage. 2019 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, dennoch kommt es immer wieder zu Gewalt.

Am 27. Dezember finden voraussichtlich die Präsidenten- und Parlamentswahlen statt, in der sich Staatschef Faustin-Archange Touadéra um eine zweite Amtszeit bewirbt. Bozizé – der 2003 durch einen Putsch an die Macht kam – wollte für das höchste Amt im Land kandidieren, ein Gericht wies aber seine Kandidatur zurück. Bozizé steht unter anderem unter UN-Sanktionen wegen seiner mutmaßlichen Unterstützung von Milizen.

Hintergründe zur Zentralafrikanischen Republik

Die Zentralafrikanische Republik liegt im Herzen Afrikas. Nachbarstaaten sind Tschad, Sudan, Südsudan, Kongo, Kongo-Brazzaville und Kamerun; die Hauptstadt ist Bangui. Die einstige französische Kolonie gehört heute zu den ärmsten Ländern der Welt und liegt im Entwicklungsindex HDI auf dem drittletzten Rang (188), vor Niger und Somalia. Das Durchschnittsalter der rund 5,6 Millionen Einwohner beträgt rund 20 Jahre.

Mehr als die Hälfte der Bewohner lebt auf dem Land. Hauptexportartikel sind Diamanten und Holz. Daneben gibt es bedeutende Uran-Lagerstätten. Etwa jeder zweite Einwohner der Zentralafrikanischen Republik ist Christ; immer mehr Anhänger findet in jüngster Zeit der sunnitische Islam. Der Bevölkerungsanteil der Muslime wird derzeit auf rund 15 Prozent beziffert.

Seit Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit 1960 wurde die Zentralafrikanische Republik immer wieder von politischen Krisen erschüttert. Der lange von Frankreich gestützte Jean-Bedel Bokassa (1921-1996) installierte zwischen 1966 und 1979 ein despotisches Regime und war für schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Drei Jahre bevor ihn ein Putsch von der Macht jagte, ließ sich Bokassa 1976 zum Kaiser krönen.