Türkisches Religionsamt warnt vor „Islamismus“ und Spaltung

Istanbul (KNA). Das staatliche Religionsamt in der Türkei hat angesichts der Lage in Syrien und im Irak vor eine drohenden Spaltung der Muslime gewarnt. In einem am Mittwoch in acht Sprachen veröffentlichten «Aufruf zur Besonnenheit an die islamische Welt» lenkte die Behörde den Blick auf die Konflikte in Syrien und dem Irak. Angesichts der Gewalttaten der Extremisten der Gruppe «Islamischer Staat im Irak und in Syrien» (Isis) gegen Schiiten erklärte das Religionsamt, keine muslimische Gruppe habe das Recht, ihre eigene Auffassung als absolute Wahrheit zu betrachten und Anhänger anderer Konfessionen zum Tode zu verurteilen.

«Sollten die Entwicklungen nicht verhindert werden und ein noch größeres Ausmaß annehmen, dann ist in der islamischen Welt eine menschliche, gesellschaftliche, religiöse und konfessionelle Spaltung unvermeidbar», unterstreicht das Religionsamt laut der deutschen Fassung ihrer Zehn-Punkte-Erklärung. «Dass eine Partei der anderen den Dschihad erklärt, kann nicht akzeptiert werden», hieß es weiter. Dschihad oder «Heiliger Krieg» bestehe heute vor allem im «Kampf gegen Unwissen, Fanatismus, Zwietracht und Spaltung».

Das Religionsamt forderte ein Treffen von Vertretern religiöser Einrichtungen und Anstalten aus Krisengebieten, vor allem aus dem Irak und aus Syrien. Dabei sollten «religiöse und moralische Lösungsvorschläge für die Konfliktgebiete» besprochen werden. Die Behörde, die in der nominell säkularen Türkei für eine staatskonforme Auslegung des Islam sorgen soll, bot zugleich an, bei der Organisation einer solchen Konferenz eine «Vorreiterrolle» zu spielen.