Sudan-Krieg: Humanitäre Korridore und Sanktionen gefordert. Verhandlungen nur mit Beteiligung aller zivilen Kräfte.
Göttingen (GfbV). Seit vier Monaten herrscht im Sudan wieder Krieg. Vor diesem Hintergrund kritisiert die „Bana Group for Peace and Development“, ein Netzwerk sudanesischer Frauenorganisationen die internationale Gemeinschaft: Die demokratische Bewegung des Sudan, die 2018/2019 das Ende der Militärdiktatur unter Omar Al Baschir erreichte, sei viel zu wenig unterstützt worden.
Sudan-Krieg geht auf El Bashir-Dikatur zurück
„Gegen den Willen des sudanesischen Volkes wurden genau jene Kräfte im Land gefördert, die jetzt den Krieg führen: Abdelfatah Burhan, Chef der sudanesischen Armee und Mohammed Hamdan Daglo, Anführer der paramilitärischen Rapid Support Forces“, berichtete Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsabteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Die Ansprechpersonen der Demokratiebewegung seien vom politischen Prozess ausgeschlossen worden. Besonders die Rolle der Frauen sei nicht anerkannt worden.
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„Frauen haben von Anfang an eine zentrale Rolle in der Revolution gespielt. Sie haben die Proteste angeführt, sie haben sich einen permanenten Platz in den Widerstandskomitees erkämpft und sich gegen die patriarchalen Strukturen und die Gewalt in der sudanesischen Gesellschaft engagiert“, so Reinke.
Nun seien Frauen und Kinder wieder die Hauptleidtragenden im Krieg, in dem Vergewaltigung als Waffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werde.
Appell an Bundeskanzler Scholz
In einem Appell, den die GfbV und die „Bana Group for Peace and Development“ Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtet haben, fordern die Organisationen:
- Humanitäre Korridore und entmilitarisierte Zonen, damit die sudanesische Zivilgesellschaft selbst Hilfen organisieren kann. Entmilitarisierung des Flughafens in Khartum.
- Öffnung der Grenzen nach Ägypten, Äthiopien und zum Südsudan für Flüchtende sowie humanitäre Hilfe für sie.
- Sanktionen gegen Einzelpersonen und sudanesische Firmen im Besitz der Rapid Support Forces oder der Sudanesischen Streitkräfte: Einfrieren von Geldern und Strafen für Unternehmen, die mit den Sanktionierten zusammenarbeiten.
- Ermittlungen des Internationale Strafgerichtshofs gegen die Hauptverantwortlichen.
- Unterstützung von Treffen der sudanesischen, Demokratiebewegung, auch mit erleichterter Visavergabe.
Foto: UNHCR/Charlotte Hallqvist
Zivilbevölkerung fordert Waffenstillstand
„Ein Waffenstillstand ist wichtig. Eine Machtteilung zwischen den kriegsführenden Generälen darf es aber nicht geben. Bei Verhandlungen über eine zukünftige Regierung müssen alle zivilen Kräfte beteiligt werden“, forderte Reinke.
Die Bilanz der bisherigen Kämpfe ist erschütternd: Mindestens 3.000 Tote, über 6.000 Verletzte. Drei Millionen Menschen sind auf der Flucht, 25.000 von humanitärer Hilfe abhängig.
Viele haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Strom, Wasser und Lebensmitteln, der Mobilfunk fällt ständig aus, Frauen und Kinder werden Opfer von sexualisierter Gewalt. In Darfur zerstören die RSF und verbündete Milizen ganze Ortschaften und greifen gezielt bestimmte ethnische Gruppen wie die Masalit an. Internationale Beobachter warnen vor einem Völkermord.