Zentrum für „Islamische Theologie“ eröffnet: Wie groß ist der politische Impuls?

Münster/Osnabrück (exc/KNA). Mit einem Festakt im münsterschen Schloss haben die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) und die Universität Osnabrück am 30. Oktober offiziell das gemeinsame „Zentrum für Islamische Theologie Münster/Osnabrück“ eröffnet. Es ist eines von deutschlandweit vier Zentren, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den jeweiligen Landes-Wissenschaftsministerien gefördert werden.

„Glaube muss nicht nur geglaubt, sondern auch gedacht werden“, betonte Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan. „Das Zentrum Münster/Osnabrück bietet hervorragende Voraussetzungen für einen verstärkten theologischen Diskurs an den Hochschulen.“

Am Doppelstandort sollen künftig islamische Nachwuchswissenschaftler, Religionsgelehrte und Lehrer für den islamischen Religionsunterricht an Schulen ausgebildet werden. Das ZIT ist eines von bundesweit vier Zentren, die vom Bundesbildungsministerium und den jeweiligen Landes-Wissenschaftsministerien gefördert werden. Weitere Standorte, an denen das Fach „Islamische Studien“ gelehrt wird, sind Tübingen, Erlangen/Nürnberg und Frankfurt/Gießen. Ziel sei laut Schavan eine islamische Theologie, die auf Grundlage historisch-kritischer Exegese der Schriften die „Substanz des Glaubens wahrt und die Übersetzung in die Moderne leistet“.

Am ZIT in Münster soll es künftig acht Lehrstühle geben; sechs sind bereits besetzt. Zurzeit studieren hier 420 junge Frauen und Männer, davon 150 das Fach Islamische Religionslehre, das auf das Lehramt an Schulen vorbereitet. In Osnabrück sind derzeit vier Professuren besetzt, drei weitere Lehrstühle sind ausgeschrieben. 140 Studenten werden hier zu Islamwissenschaftlern, Religionsgelehrten wie etwa Imamen und Religionspädagogen ausgebildet.

„Es ist notwendig, das Verständnis für einen europäischen Islam wissenschaftlich zu unterstützen“, unterstrich WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles. „Dafür bietet die Universität Münster eine herausragende Ausgangsbasis. Wir haben einen großen Erfahrungsschatz und ein passendes Umfeld, um die Studierenden optimal auszubilden.“ Der Osnabrücker Universitäts-Präsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger fügte hinzu: „Wir sind sehr erfreut, dass unser Konzept auf soviel Zuspruch bei den Gutachtern, der Politik und den muslimischen Verbänden gestoßen ist und wir heute mit der Universität Münster das bundesweit größte Zentrum eröffnen können.“

Die beiden Leiter des münsterschen Islam-Zentrums und des Osnabrücker Islam-Instituts hoben in ihren Beiträgen vor allem auf die Bedeutung für die Studierenden ab. “Der erfolgreiche Start der neuen Studiengänge der islamischen Religionslehre und der islamischen Theologie zeigt, wie groß das Interesse von jungen muslimischen Studierenden an dem neuen Fach ist”, betonte der Leiter des „Zentrums für Islamische Theologie Münster“ (ZIT), Prof. Dr. Mouhanad Khorchide. „Die Eröffnung des Zentrums ist ein historischer Schritt für die Etablierung der islamischen Theologie an europäischen Universitäten, indem auf höchstem akademischen Niveau über den Islam geforscht und reflektiert werden kann.“ Dies unterstrich auch Prof. Dr. Bülent Ucar, der an der Universität Osnabrück das „Institut für Islamische Theologie“ (IIT) leitet: „Ziel ist es, gemeinsam eine wissenschaftliche Einrichtung zu schaffen, die mit Partnern aus nationalen und internationalen Hochschulen, muslimischen Verbänden und renommierten Theologien vernetzt ist und die die islamische Theologie im europäischen und globalen Kontext sowohl in Forschung als auch Lehre kompetent vertritt.“

Unter dem Dach des Zentrums werden die Universitäten Münster und Osnabrück sowohl in der Forschung als auch der Lehre kooperieren. So planen beide Universitäten Anträge für gemeinsame Forschungsprojekte sowie eine abgestimmte Doktorandenbetreuung. Studierende haben darüber hinaus die Möglichkeit, Lehrveranstaltungen an beiden Universitäten zu besuchen. Beide Universitäten werden gemeinsam Tagungen und Kongresse veranstalten, sie sind zudem Standortpartner im bundesweiten Graduiertenkolleg Islamische Theologie der Stiftung Mercator. Gleichwohl haben beide Universitäten unterschiedliche Studienprogramme und Schwerpunkte.