Zwei Studien über Imame und Moscheen belegen einen Wechsel. Von Malik Özkan

Ausgabe 203

(iz). Über die muslimischen Gemeinschaften herrschen seit Jahren diverse Vorstellungen, die nicht immer etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben müssen. Nun haben zwei Studien, die parallel zur Islamkonferenz en bloc veröffentlicht wurden, erstmals nachvollziehbare Daten ­geliefert.

Die Studien über „Angebote und Strukturen der islamischen Organisationen in Deutschland“ sowie „Islamische Religiongsbedienstete [sprich: Imame] entkräftigen einige Vorurteile. Aber nicht nur das, sie belegen auch, dass beide Faktoren – Moscheege­meinden und Imame – auf verschiedenen Feldern aktiv an der breiteten Gesellschaft teilnehmen wollen.

Nach Ansicht der Autoren kommt „Islamischen Gemeinden und ihren Religionsbediensteten eine Schlüsselrolle bei der Förde­rung der Integration“ zu. Bei aller Anerkennung der Studie stellt sich vielen die Frage, warum „Muslime“ als Gattung überhaupt „integriert“ werden müssten. Ist die Religionszugehörigkeit zum Islam ein Integrationshindernis per se? Und was ist mit Muslimen, die sich – wegen ihrer Abstammung oder aus Neigung – längst als Deutsche begreifen?

Deutschlands Imame, die in ihrer Mehrheit aus der Türkei stammen und eingewandert sind, hätten demnach die Funktion von „Multiplikatoren“. Sie wirken nicht nur in die Gemeinden hinein, wo die meisten von ­ihnen das Vertrauen ihrer Mitglieder genießen, sondern vertreten die Moscheen als Ansprechpartner für andere und sind „wichtige Ansprechpartner für Akteure der Aufnahmegesellschaft“. Im Gegensatz zu landläufigen ­Ansichten erweist sich die Landschaft der muslimischen Gemeinschaften vielfältiger, als viele glauben. Im Hinblick auf die hier vertretenen Glaubensrichtungen, Verbandszugehörigkeiten sowie Herkunfts­länder ihrer Besucher herrscht ein buntes Miteinander. Natürlich räumte die Studie ein, dass aufgrund der Migrationsgeschichte das türkische Element natürlich dominant ist. Allerdings werden rund 68 Prozent der befragten 2.343 Gemeinden (mit 1.700 bis 2.500 Imamen) auch von Musli­men genutzt, die nicht der „Herkunftsgruppe“ angehören.

Ein Wermutstropfen ist laut der Studie, dass Musliminnen insbesondere bei „religiösen Angeboten“ immer noch unterreprä­sentiert sind.