Aisha Bewley über das Leben von ­’Aischa bint Abi Bakr, Ehefrau des Propheten

Ausgabe 240

(iz). In ihrer Beschreibung vom Tode des Gesandten Allahs, Allahs Heil und Segen seien auf ihm, berichtete ‘Aischa: „Der Gesandte Allahs kam zu mir nach einem Begräbnis, und ich hatte starke Kopfschmerzen. Ich stöhnte: ‘O mein Kopf!’ Der Gesandte Allahs sprach: ‘O mein Kopf!’ Und weiter sprach er: ‘Welchen Schaden könntest du nehmen, wenn du vor mir stürbest? Ich würde dich waschen, einwickeln, für dich beten und dich begraben. Ich erwiderte: ‘Bei Allah, wenn du das tust, so sehe ich dich danach in mein Haus zurückkehren und einer deiner Frauen beiwohnen.’ Daraufhin lächelte der Prophet, Allahs Frieden und Segen seien auf ihm. Danach begannen die Schmerzen des Propheten, an denen er schließlich verstarb.’“ Der Prophet verschied in ‘Aischas Haus, seinen Kopf auf ihren Schoß gebettet.

‘Aischa lebte weiterhin in dem Raum, den sie auch zu Lebzeiten des Propheten bewohnt hatte. Abu Bakr, der nach der Himmelfahrt des Propheten als erster den Berichten darüber Glauben geschenkt und daraufhin vom Propheten den Namen As-Siddiq (der Wahrhaftige) erhalten hatte, wurde zum ersten Kalifen gewählt. Er, möge Allah mit ihm zufrieden sein, war zwei Jahre lang, bis zu seinem Tode, im Amt. Es ist überliefert, dass er vor seinem Ableben zu ‘Aischa sprach: „Tochter, du weißt, dass du die Person bist, die mir am liebsten und teuersten ist. Ich habe dir mein Land vermacht, von dem du weißt, dass es da und da liegt. Ich möchte, dass du es mir zurückgibst, sodass die Aufteilung [meines Besitzes] unter meinen Kindern entsprechend Allahs Buch erfolgt. Mein Herr gibt und kein Kind sollte dem anderen vorgezogen werden.“

In einem anderen Bericht findet sich, dass Abu Bakr während er im Sterben lag, ‘Aischa zu sich rufen ließ und zu ihr sagte: „Es gibt keine Person, für die ich mehr wünsche, dass sie nach meinem Tode zu Reichtum kommt [als dich]. Bei keiner Person als dir fiele es mir schwerer, sie nach meinem Tod in Armut zu wissen. Ich übertrug dir bei Al-’Alija einiges Land mit Dattelpalmen, die kurz vor der Ernte (ca. 20 Kamelladungen) sind. Hättest Du die Datteln einmal pro Jahr beschnitten und geerntet, wären sie deine gewesen, aber es ist der Besitz der Erben: deiner Brüder und Schwestern.“ ‘Aischa sagte: „[Doch nur] Asma’.“ Ihr Vater jedoch sprach: „Schau nach der Tochter von Bint Kharidscha [eine seiner Frauen, die schwanger war]. Ich fühle, es wird ein Mädchen.“ Abu Bakr hatte ‘Aischa also einen bestimmten Besitz überschrieben, bevor Allah offenbarte, dass auf den Besitz eines Mannes alle Erben zu einem festgesetzten Anteil Anspruch haben. ‘Aischa sagte augenblicklich: „Hiermit habe ich es zurückgegeben.“

Am Ende hinterließ Abu Bakr dann aber weder Dinar noch Dirham. Alles, war ihm aus der Beute der Muslime geblieben war, waren ein abessinischer Sklave, ein Kamel zum Wasser holen sowie eine fadenscheinige Decke. Er ordnete an, dass nach seinem Tod all diese Dinge an ‘Umar geschickt werden sollten. Beeindruckt von Abu Bakrs Handlungsweise rief ‘Umar aus: „O Abu Bakr, du hast die Dinge für die Leute nach dir sehr schwer gemacht!“ Mit anderen Worten: Wie konnte ein Mann wie Abu Bakr jemals Nachahmung finden?

Eine weitere wichtige Rolle kam ‘Aischa nach der Ermordung des Kalifen ‘Uthman zu, Allahs Wohlgefallen sei auf ihm. Nachdem der Mob in Mekka das Maultier der Prophetengattin Umm Habibas angegriffen hatte, reiste ‘Aischa sofort in die Stadt. Die Situation in Mekka war derart eskaliert, dass Umm Habiba hatte kommen müssen, um Wasser zum belagerten Haus von ‘Uthman zu bringen. Der Mob durchschnitt dabei das Zaumzeug ihres Maultiers und vertrieb sie. ­‘Aischa hatte gerade die kleine Pilgerfahrt verrichtet und befand sich auf dem Rückweg nach Medina, als sie vom Mord an ‘Uthman hörte und erfahren musste, dass jetzt der Mob in Mekka herrschte. Also kehrte sie umgehend nach Mekka zurück. ‘Aischa begab sich zum Hidschr (eine halbmondförmige Mauer an einer Seite der Kaaba) und sprach hinter einem Vorhang zu den Leuten. Sie prangerte an, was geschah und sprach: „Solange der Mob regiert, wird es keine Ordnung geben!“ und rief dazu auf, den ermordeten Kalifen zu rächen.

Ursprünglich wollte sie eigentlich zurück nach Medina gehen, jedoch riet man ihr stattdessen, aufgrund der fehlenden Leute, die mit dem dort ebenfalls nun herrschenden Mob hätten fertig werden können, nach Basra zu reisen. Von dort sollte sie die Menschen aufrufen, das Chaos zu beenden und den Mord zu sühnen. Hafsa [ebenfalls eine Ehefrau des Propheten] wollte sie begleiten, allerdings fürchtete ihr Bruder um Hafsas Leben und so entschied sie sich, zu bleiben. ‘Aischa zog mit den Gefährten des Propheten Talha und Az-Zubair sowie mit rund eintausend Leuten in Richtung Basra. Es war ‘Aischa, die auf der Reise die Person bestimmte, die das Gebet leiten sollte. Indem sie diese Befugnis besaß, übernahm sie quasi die Führung der Kolonne, wobei ihre Absicht war, zwischen den Leuten von Talha und Az-Zubair jegliche Spaltung zu verhindern. Entsprechende Berichte verdeutlichen die übergeordnete Stellung ‘Aischas auf dieser Reise.

In Basra angekommen, sandte ‘Aischa Briefe an die Bewohner der Stadt. Die Leute kamen und befragten Talha und Az-Zubair. Auch wenn sie ihren Treueid (Bai’a) nicht aufkündigten, wollten sie doch vorderdringlich ‘Uthmans Mörder. ‘Aischa sprach daraufhin die Menschen mit „extrem lauter Stimme“ an, worauf sich die Parteigänger beider Lager auflösten. Es kam zu Scharmützeln, wobei ‘Aischas Seite nicht den Beginn einer Schlacht anstrebte, sondern sich nur aus der Notwendigkeit heraus verteidigte.

Als sich schließlich eine Übereinkunft zwischen den Lagern abzeichnete, provozierten die Mörder ‘Uthmans weitere Kämpfe, die zu einer großen Schlacht auswuchsen, an der an diesem Punkt aber eigentlich niemand ein Interesse gehabt hatte. Diese Schlacht trägt den Namen „Kamelschlacht“ und fand im Jahre 36 nach der Hidschra statt. Im Großen und Ganzen konzentrierte sich die Schlacht um ‘Aischas Hauda: sie ritt im Zentrum des Gefechts. Aischas Hauda wurde von so vielen Pfeilen durchbohrt, dass jemand sie mit einem Nadelkissen verglich. Um ‘Aischa aus dem Mittelpunkt des Kampfgetümmels zu bekommen, durchschnitt jemand die Gurte ihrer Hauda. So verlor sie ihre zentrale Position in der Schlacht.

Nach dem Kampf ließ ‘Ali [der vierte Kalif und ‘Aischas Kontrahent in der Schlacht] ein Zelt für sie errichten. Danach wurde ‘Aischa in ein Haus nach Basra gebracht, von wo sie Männer aussandte, nach den Verwundeten der Schlacht zu schauen und sie zu ihr zu bringen. ‘Ali kam zu ihrer Unterkunft und sah die Frauen, die über die Getöteten weinten. Die Ehefrau eines Toten sprach ihn barsch an, er aber ignorierte sie. Als sie ihn beleidigte, wies er sie darauf hin, dass er die Verwundeten verschonte, die ihn soeben noch bekämpft hatten. Zwei Männer aus ‘Alis Gefolge nutzten die Gelegenheit und begannen ‘Aischa zu beschimpfen. Sofort befahl ‘Ali ihre Festnahme und sagte, man solle ihnen den Kopf abschlagen. Davon wurde er dann jedoch abgebracht und stattdessen ließ er sie auspeitschen. Die Verteidigung ‘Aischas durch den Kalifen belegt die hohe Achtung und den Respekt, den ‘Ali ‘Aischa entgegenbrachte.– obwohl er eben noch auf dem Schlachtfeld ihr Gegner gewesen war.

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