Die IZ-Blogger: Angst vor Veränderung

(iz). Angst entsteht wenn wir mit etwas konfrontiert sind, dass sich unserer Macht entzieht. Im Wesentlichen aber eher wenn sich die Dinge unserem Wissen entziehen. Um etwas kontrollieren zu können also macht über etwas zu haben bedingt mein Wissen über diese Sache. Besitze ich dieses Wissen nicht, bin ich zunächst hilflos. Es entsteht Angst. Die Angst ist immer eine Angst vor dem Neuen, eine Angst vor dem Unbekannten.

Im Quran reagiert Pharao auf Moses mit folgenden Worten: „Laßt mich Musa [Moses] töten; soll er (doch) seinen Herrn anrufen! Ich fürchte, daß er (sonst) eure Religion abändern oder daß er Unheil im Land hervorrufen wird.” [40:26]

Willkommen im 21. Jahrhundert. Haben wir nicht auch grundsätzlich Angst vor einer Veränderung? Eine Veränderung der Religion, eine Veränderung der Denk- und Lebensweise ist gravierend. Ich meine damit, dass diese gravierende Folgen haben. Aber sind diese Folgen per Definition negativ? Jeder Mensch entscheidet allein über das was er denkt oder was er glaubt. Warum sollte das Pharao beunruhigen? Aus dem ganz einfachen Grund, weil seine Machtposition durch das gegenwärtige Denken (Pharao ist Gott und Herrscher und wir haben nicht viel zu sagen) aufrechterhalten wird und durch die Weltanschauung Mose gefährdet wird.

Man beachte, dass Moses keinen Krieg gegen Pharao geführt hatte und nicht im Geringsten den Versuch unternahm ihn vom Thron zu stürzen. Nur die Forderung, sein Volk gehen zu lassen und die Empfehlung an Pharao, seine Weltanschauung zu überdenken, brachte ihn zur Verzweiflung. Verbittert versucht er in seiner obigen Propaganda die Menschen für sich zu gewinnen. Was er sagen will ist: „Achtung! Dieser Mann wird alles auf den Kopf stellen und wenn alles auf den Kopf gestellt wird gibt’s Chaos und Unheil. Ihr möchtet doch kein Chaos und Unheil, nicht wahr? Also macht genauso weiter und lasst uns diesen Mann zur Strecke bringen.“

Natürlich gehen wir davon aus, dass es den Menschen unter der Herrschaft eines Tyrannen nicht gut geht. Aber, was ist schlimmer? Groteske Zustände über die man eine gewisse Kontrolle und Übersicht hat, oder ein neuer Zustand, über den keinerlei Wissen besteht? Praktisch gesehen ist es ein Dilemma. Ein viel größeres Dilemma aber ist es, dass man es nicht wagt diese Ungewissheit aufzulösen.

„Herr Moses, wollen sie wirklich Unheil in unserem Land stiften?“
„Erzählen Sie uns mal ein bisschen mehr über diesen Gott.“

Wenn man andere für sich denken lässt, kann die Angst auch nicht weichen. Sobald wir aufhören zu fragen entstehen Dogmen. Das heißt, Dinge werden einfach hingenommen, ohne sie zu hinterfragen. Und das leider auch in der Postmoderne.