Farazi: Ode an die Liebe

Foto: Frankfurter Goethe-Museum, via Wikimedia Commons | Lizenz: Public Domain

(iz). Menschen, die das herausforderndste Leben haben, sind die, die uns die größte Freude und Liebe lehren. Dies tat unser Dichterfürst Friedrich Schiller! Derweil er geplagt von Sorgen und Nöten war, dichtete er die „Ode an die Freude“. Uns bleibt seine in Worte gefassten Emotionen zu fühlen und weiser zu werden und es ihm gleich zu tun!
Nach der Ode an die Freude ist es nun an der Zeit, dass eine Ode an die Liebe in deutscher Sprache in Erscheinung tritt. Dies ist das Gedicht eines deutsche Muslims, der sich in die Kunst flüchtet wie Schiller, um bei der Rückkehr der Welt ein Geschenk zu machen, das sie zu einem schöneren Ort macht.
Liebe, schönes Gottesschimmern,
Klang der holden Himmelsmacht,
Wohnst in Menschenherzenzimmern,
Wir betreten dein Gemach.
Deine Funken einen Herzen,
Lösen von uns allem Zwist,
Schon entzünden unsre Kerzen,
Ausgeschmückt ist, was einst trist.
    Dringst in Menschenherzen ein,
    Leben zu versüßen,
    Ohne Weines Fließen
    Lässt du uns betrunken sein!
Uns umgibt Barmherzigkeit,
Alle alten Mauern fallen,
Fort ist unsre Einsamkeit
Und die Emotionen wallen!
Wahre Liebe blendet nicht,
Herzen öffnest du den Toren,
Du bist unser Herzenslicht,
Ziehe ein in Millionen!
    Wie das Licht am Horizont,
    Bist du Allahs Gabe,
    Meistern jede Lage,
    Wenn du unser Herz besonnst!
Überschattest Macht und Geld,
Ruhm wird auch zur Nebensache,
Chiser wandelt auf der Welt
Und hält für Bedürft’ge Wache.
Staaten reichen sich die Hände,
Kriege flieh’n vom Erdenrund,
Eintracht bringt uns jetzt die Wende,
Alle Menschen sind ein Bund.
    Herzen zünden Herzen an,
    Du bist der Entzünder,
    Liebende sind Gründer,
    Fatih Sultan Mehmet Han!
Wem es glückt das Ego zu bezwingen,
Es zu jeder Zeit herauszufordern,
Der wird dich Holdseligkeit gewinnen,
Du wirst uns ins Paradies befördern.
Menschen lehrst du Nächstenliebe,
Gründe stehen hinten an,
Du bezwingst die tierisch Triebe,
Ziehst uns ganz in deinen Bann!
    Dich erbittend sind wir hier,
    Fleh’nd an dich gebunden,
    Flehen bringt gesunden,
    Wünschen ein großherzig Wir!
Deine Sprache ist der schönste Zauber:
Lächeln, Helfen und bedächt’ges Blut!
Alle Menschen werden deine Schüler,
Da das Glück in deinen Worten ruht –
Und vom Himmel strömt ein milder Reigen,
Menschen baden sich in Harmonie,
Himmelsreiche Sitten wird er zeigen,
Schule uns des Lebens zähes Wie!
    Die Natur, sie lehrt uns das
    Menschliche Verhalten,
    Menschlicheres Walten
    Lehrt der Boden, lehrt das Gras!
Herren binden sich an Damen,
Du vereinst äonenlang,
Wonne bringen deine Samen,
Du erfüllst mit deinem Drang;
Augenblicke scheinen grenzenlos,
Wo die lieblichen Eroten weilen,
Winzigkleine Seelen machst du groß,
Plötzlich wollen Träge sich beeilen!
    Wandel zeigt sich hier und dort,
    Wenn du hier und dort bist,
    Unbetont erscheint List,
    Hass und Missgunst treibst du fort!
Und das reinste ist des Kindes Herzen,
Strahlt vor Freude und ist unverdorben,
Kinder liebens Große zu bescherzen,
Fremd sind ihnen alle Erdensorgen.
Sie sind aller mündigen Menschen Lehrer,
Handeln nur mit deinem nächtlich Schimmern,
Denn sie sind von Urteilen entleerter,
Ihre Seele gleißet durch dies Flimmern!
    Wem der große Streich gelungen,
    Trotz der großen Kind zu sein,
    Dessen Seele, sie wird rein,
    Der hat diese Welt errungen!
Liebe nur schafft eine bessre Welt,
Alles Böse bleibt zurück im Gestern,
Du befreist uns von dem Trugbild Geld!
Alle Menschen werden zu Geschwistern.
Höchster Dank gebührt Dem, Der dich schaffte,
Ehrerbietung und gebührnde Worte,
Ohne Liebe fehlen uns die Kräfte,
Drum durchschreiten wir der Liebe Pforte.
    Dürstend werden obliegt uns
    Und den Trunk zu trinken,
    Dankbar zuzuwinken;
    Durstig bleiben ist die Kunst!