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Fast eine Viertelmillion neue Binnenflüchtlinge in Afghanistan

Foto: Bezhan Muradi, Shutterstock

Kabul (dpa). Mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan ist die Zahl der Binnenflüchtlinge seit Anfang Mai massiv gestiegen. Bis Ende Juli verließen annähernd eine Viertelmillion Menschen in dem Land ihre Dörfer und Städte.

Die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) bezifferte die Zahl am 9. August auf mehr als 244.000 – mehr als vier Mal so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Der Großteil der Binnenflüchtlinge floh demnach aus Provinzen im Nordosten und Osten vor bewaffneten Kämpfen.

Insgesamt leben in Afghanistan etwa 37 Millionen Menschen. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) verlassen jede Woche etwa 30.000 Afghanen ihr Land. Die Schätzungen basieren auf Umfragen bei Migranten und Schleusern.

Mit Beginn des offiziellen Abzugs am 1. Mai hatten die Taliban mehrere Offensiven gestartet. Inzwischen haben sie mehr als 160 der rund 400 Bezirke erobert, mehrere Grenzübergänge und Teile wichtiger Überlandstraßen.

Seit dem 6. August brachten sie fünf Provinzhauptstädte unter ihre Kontrolle, darunter die Großstadt Kundus im Norden. Nun fliehen auch von dort Tausende Menschen. Diese Zahlen sind in den Daten der UN-Agentur noch nicht enthalten.

Seit Beginn des Abzugs sind auch die Zahlen der Todesopfer und Verletzten in der Zivilbevölkerung deutlich gestiegen. Die UN warnt, dass 2021 zum Jahr mit der höchsten Zahl an zivilen Opfern werden könnte.