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Großbritannien: Muslime helfen Hungrigen im Lockdown

Foto: Muslim Hands

Bereits die ersten vierzehn Tage der ersten Covid-Sperrung lösten im Frühling einen beispiellosen Anstieg der Nutzung von Lebensmitteltafeln in Großbritannien aus. Bericht von Elam Asaad Buaras

London (TMN). Der Trussell Trust, das größte Netzwerk von britischen Tafeln, gab bekannt, dass es nach Bekanntgabe der Sperrung am 23. März die geschäftigste Zeit aller Zeiten erlebt. Im Frühling habe man innerhalb einer Woche 50.000 Lebensmittelpakete ausgegeben – doppelt so viele wie zu sonst.

Ein ähnliches Bild ergab sich aus beim Independent Food Aid Network, dessen Lebensmittelhilfen zwischen Februar und März einen Anstieg der Nachfrage nach Notnahrungsmitteln um 59 Prozent verzeichneten – 17-mal höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Mit dabei sind seit Anfang an muslimische Wohltätigkeitsorganisationen im ganzen Land, die sich dem Kampf gegen die Unsicherheit in der Lebensmittelversorgung angeschlossen haben. Nach Angaben der Webseite „The Muslim News“ handelt es sich dabei um eine „Mammutaufgabe“.

Die mittelenglische Initiative Midlands Muslim Hands hat alleine im letzten Jahr im Projekt „Mighty Meals“ rund eine Millionen Mahlzeiten ausgegeben. Ein Sprecher für die Hilfsorganisation sagte: „Zunächst unterstützte das Projekt Familien mit niedrigem Einkommen über einen Zeitraum von zwei Monaten mit täglich 4.000 Mahlzeiten in ganz Großbritannien und stellte insgesamt 240.000 Mahlzeiten bereit. ‘Mighty Meals’ konzentriert sich darauf, dass seine Bemühungen in der Region Mittelengland bis Ende letzten Jahres eine Million Mahlzeiten erreichten.“

Simone Connolly vom Netzwerk FareShare Midlands beschrieb die Bemühungen von Muslim Hands: „Seit Beginn der Pandemie hat Muslim Hands sich in der Nothilfe beteiligt, indem es einige der verletzlichsten Männer, Frauen und Kinder in unseren Kommunen mit Essen versorgt hat. Die Pandemie habe Millionen weiterer Menschen in Armut getrieben. „Wir freuen uns darauf, weiterhin mit Muslim Hands zu kooperieren, um auf die wachsende Not zu antworten.“

Im Westlondoner Bezirk Hounslow hat die Organisation Open während des letzten Jahres 50.000 Mahlzeiten ausgegeben. In der Pandemie bietet die Küche zwei Dienstleistungen an: Familien können sich entweder die Hilfen liefern lassen oder sie in der Mittagszeit abholen. „Seit dem ich aus dem Gefängnis gekommen bin, versorgt mich Open Kitchen mit zwei täglichen Mahlzeiten, sodass ich nicht wieder stehlen muss und nicht wieder kriminell werde. Das Management hier ist so freundlich und hilft mit, wenn ich niedergeschlagen bin“, bericht James Murphy.

Die britische Unterhausabgeordnete Ruth Cadbury lobte das muslimische Engagement im Parlament. Das Projekt habe „einen wunderschönen Plan zur Kooperation in Hounslow. Es liefert unterscheidungslos Hilfe für jede Person ungeachtet ihrer Herkunft.“

In Großbritannien kooperieren verschiedene muslimische NGOs bei der Lebensmittelhilfe. So unterstützt der Lady Fatemah Trust verschiedene Suppenküchen und Tafeln. Zu ihnen gehört Sufra NW London.

In den ersten sechs Monaten der Pandemie verteilte Sufra NW London über 53.000 Lebensmittelpakete und heiße Mahlzeiten. Das sind über 174 Tonnen, die eingesammelt, gekocht, verpackt und ausgeliefert werden mussten.

Ein Sprecher des Projekts erläutert die Arbeit unter Seuchenbedingungen: „Unser Herz brach, als wir die einladende Türen der Tafel für die Öffentlichkeit schließen mussten. Aber wir wollten mehr als jemals zuvor für die Gemeinschaft tun. Also haben wir einen Lieferdienst für die Lebensmittelpakete und eine Gemeinschaftsküche, die jeden Wochentag arbeitet, geschaffen. Wir haben auch freiwillige Fahrer angeworben – von lokalen Frmen, anderen Wohltätigkeitsorganisationen und sogar dem Gemeinderat.“