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Große Pläne: Der große Nachbar Saudi-Arabien spielt weiter

Foto: Saudi Arabian Football Federation

Über Jahre schaute die Fußballwelt auf das Emirat Katar. Sportlich endet die WM für den Gastgeber enttäuschend. Saudi-Arabien spielt dagegen erfolgreich – und hat auch ansonsten ehrgeizige Ambitionen.

Doha (dpa/iz). Die saudischen Fans geben den Ton an, geradezu sprichwörtlich. Wo die Fangruppen aus dem Königreich in ihren grünen Trikots bei der WM in Katar auftauchen, sorgen sie für Stimmung. Sie singen, sie klatschen, sie feiern. Ihr Team beglückte sie zum Auftakt mit einem 2:1-Sensationssieg gegen Argentinien. Auch beim 0:2 am Samstag gegen Polen traten die Grünen Falken mit Wille und Leidenschaft auf, jede auch nur halbwegs erfolgreiche Aktion im Education City Stadion frenetisch bejubelt von ihren Anhängern.

Das Königreich träumt davon, die Weltmeisterschaft wie der kleine Nachbar ins eigene Land zu holen. Medien zufolge denkt Saudi-Arabien intensiv darüber nach, sich zusammen mit Ägypten und Griechenland für das Turnier 2030 zu bewerben. Es wäre der Höhepunkt einer Strategie, die das Land unter Führung von Kronprinz Mohammed bin Salman mit Wucht verfolgt. Formel-1-Rennen, Box-Weltmeisterschaften, eine eigene Golf-Serie, 2029 die Asien-Winterspiele – seit Jahren positioniert sich Saudi-Arabien als Ausrichter großer Sportveranstaltungen und baut seinen Einfluss auf der internationalen Sportbühne aus. „Jedes Land wäre sehr gerne Ausrichter der Weltmeisterschaft“, sagte der saudische Sportminister Abdulasis bin Turki al-Faisal der BBC.

Mittlerweile haben sich die Beziehungen zum jetzigen WM-Ausrichter Katar wieder entspannt. Beim ersten Spiel der „Grünen Falken“ zeigte sich Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani mit saudischer Flagge auf der Tribüne. „Wir stehen zusammen“, beteuert auch der katarische Wachmann im Trainingslager des einheimischen Teams, während er das saudische Spiel gegen Polen auf einem Handy schaut. „Wir sind Brüder.“ Tatsächlich bleibt das Verhältnis aber von Rivalität geprägt.

Im Sport kleckert Saudi-Arabien nicht, sondern klotzt. Im vergangenen Jahr übernahm der öffentliche Investmentfonds des Königreichs den Premier-League-Club Newcastle United. Saudi-Arabiens Sportminister hofft darauf, dass die zum Verkauf stehenden englischen Fußballvereine Manchester United und FC Liverpool von saudischen Investoren übernommen werden.

Dazu bemüht man sich auch um andere große Namen: Der derzeit vereinslose Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo soll einem Medienbericht zufolge ein Angebot des saudischen Clubs Al-Nassr über drei Jahre mit einem Gesamtvolumen von 225 Millionen US-Dollar (etwa 216 Millionen Euro) vorliegen haben. Sein Rivale Lionel Messi ist das Gesicht einer Tourismus-Kampagne für Saudi-Arabien.