Im Libanon wächst die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg. Von Andrea Krogmann

Beirut (KNA). Straßenblockaden mit brennenden Reifen, zerschlagene Autoscheiben, Hunderte Soldaten Auge in Auge mit teils bewaffneten und vermummten Demonstranten: Es waren Bilder, wie man sie seit Beginn des „Arabischen Frühlings“ vor fast zwei Jahren häufiger aus der Region gesehen hat. Nur, dass die Reifen diesmal im libanesischen Beirut brannten. Der sich verschärfende Syrien-Konflikt droht damit auf das zerbrechliche Gefüge im Land der Zedern überzuspringen. Angesichts der jüngsten Ereignisse wächst im Libanon die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg. Erste Stimmen sehen aufgrund der angespannten Situation auch die geplante Papstreise Mitte September gefährdet.

Es war ein Racheakt, betrieben von einem mächtigen Familien-Clan: Bewaffnete libanesische Schiiten entführten am Mittwoch etliche Syrer, einen Türken und einen Saudi als Vergeltung für ein wenige Tage zuvor in Damaskus entführtes Clan-Mitglied. Die Angaben zur Zahl der Entführten variieren von 20 bis über 40. Diese sowie die Androhung weiterer Entführungen haben die Syrien-Krise bedrohlich nahe gebracht.

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar riefen ihre Bürger bereits zum sofortigen Verlassen des Libanon auf. Flugzeuge nach Beirut wurden wegen der angespannten Lage rund um den Flughafen umgeleitet. Die deutsche Botschaft verschärfte ihre Reisewarnungen.

Die libanesische Regierung versucht sich in Nichteinmischung – und handelt sich damit viel Kritik aus dem eigenen Volk ein. Der Staat sei abwesend, heißt es in libanesischen Medien, und auch wenn sich die Lage zu Beginn des islamischen Zuckerfestes wieder etwas entspannte: Das sensible Gleichgewicht im Land zu halten, wird für die Regierung in Beirut angesichts der Spaltung der Libanesen pro oder contra Assad zum Kraftakt.