
In Erfurt eröffnete die erste Moschee mit Minarett und Kuppel in Ostdeutschland. Wie sieht muslimisches Leben im Osten aus – und was sind die Unterschiede zum Westen?
(Mediendienst Integration/IZ). In den letzten zehn Jahren, nach dem „Flüchtlingssommer“ 2015, kamen viele Geflüchtete auch in die ostdeutschen Bundesländer. Wo es vorher kaum muslimische Strukturen gab, sind neue Gebetsräume entstanden, eine Reihe von Vereinen und Moscheegemeinschaften. Die in Erfurt ist die erste Moschee mit Minarett und Kuppel in Ostdeutschland außerhalb Berlins. Von Carsten Wolf, Lennart Kreuzfeld und Lina Steiner
Waren es Anfang der 1990er Jahre noch sehr wenige, leben inzwischen laut einer BAMF-Schätzung etwa 190.000 bis 200.000 in den neuen Bundesländern (ohne Berlin). Das sind etwa 1,5 % der dortigen Menschen.
Foto: Frau Schütze, via flickr | Lizenz: CC BY 2.0
Gemessen an ihrem prozentualen Teil an der Gesamtbevölkerung leben die wenigsten Muslime in Sachsen, mit einem Anteil von ca. 0,7 % an der Bevölkerung. Zum Vergleich: In Westdeutschland sind es im Schnitt 10. Mit 2,7-2,9 % hat Sachsen-Anhalt die meisten muslimischen Menschen. Danach folgen Thüringen mit 2,6-2,8 % sowie Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit jeweils 1,1 %.
Gemessen an der Gesamtzahl aller Muslime in der Bundesrepublik leben nur etwa 3,5 % aller Muslime in Deutschland im Osten. Allerdings lässt sich ihre Zahl nur näherungsweise bestimmen. Die Angabe der Religionszugehörigkeit ist freiwillig in Befragungen wie dem Zensus. Rund jeder fünfte Bürger verweigert die Antwort auf Fragen zur religiösen Zugehörigkeit.
Von ca. 2.800 Moscheegemeinden in der Gesamtrepublik befindet sich nur ein Bruchteil in den ostdeutschen Bundesländern. Bei einer Mediendienst-Recherche aus öffentlichen Quellen ließen sich rund 60 Gemeinschaften oder Gebetsräume ermitteln, das entspricht etwa 2 % von allem im Land. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren gestiegen. Viele sind erst nach dem „Flüchtlingssommer“ 2015 entstanden.
Die Zahl 60 ist nur ein Schätzwert, der eher zu niedrig sein dürfte. Ostdeutsche Muslime beten teilweise in Räumlichkeiten, die sie mit anderen teilen, zum Beispiel in Gemeinschaftsunterkünften. Erst wenn sie einen eigenen Raum anmieten wollen, gründen sie einen öffentlich sichtbaren Verein, so eine Studie der Robert Bosch Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Foto: Elpstirra | Shutterstock
Es gibt Hinweise darauf, dass Muslimfeindlichkeit im Osten stärker verbreitet als im Westen ist. Muslime berichten von Übergriffen in „praktisch allen Bereichen ihres Lebens“. Öffentlichkeitswirksam waren die Proteste gegen eine vermeintliche „Islamisierung“ bzw. Moscheebauprojekte, wie beispielsweise in Dresden oder Erfurt.
Die Forscherin Ayşe Almıla Akca von der Universität Innsbruck ist der Ansicht, dass diese Gemeinschaften „bunter“ als die im Westen seien. „In den kleinen Gemeinden kamen Musliminnen und Muslime aus verschiedenen Herkunftsländern zusammen, während sie im Westen oft nach Herkunftsland getrennt sind.“
In ihrer Gründungsphase hätten sie dort viel selbst organisieren müssen. „Viele haben mir erzählt, dass das neu für sie war. Sie mussten Räume anmieten, das selbst bezahlen. Es gab keinen Staat oder Gemeinde, die das für sie gemacht hätten.“
Hört doch bitte auf mit eurer Gendersprache! Ich hatte gehofft, wenigstens die Muslime seien so vernünftig, sich nicht auf diese Weise an der Verunstaltung der deutschen Sprache zu beteiligen. Da habe ich mich offensichtlich jedoch in ihnen getäuscht.
Wir sind „Agnostiker“ beim Gendern und überlassen die Entscheidung unseren Autorinnen und Autoren bzw. Quellen.
Der vorliegende Text ist im Rahmen einer CCL-Lizenz gekürzt übernommen worden. Da können wir als Redaktion schlecht die Schreibweise der Quelle ändern.