Israelis unzufrieden mit israelischer Führung

Foto: Itzik Edri, Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 2.5

Jerusalem (KNA). In Israel ist eine weitverbreitete Unzufriedenheit mit der politischen Führung und den Institutionen des Landes zu verzeichen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Jerusalemer “Israel Democracy Institute” (IDI). Der “Demokratie-Index 2017” über aktuelle Trends in der israelischen Gesellschaft wurde laut israelischen Medienberichten vom Mittwoch am Vortag Staatspräsident Reuven Rivlin übergeben.
Der Index zeige eine anhaltende Krise der israelischen Demokratie, sagte IDI-Präsident Johanan Plesner, bei der Vorstellung. Es gebe keine unmittelbaren Anzeichen, dass sich dieser Trend ändern könnte. Die Erhebung von 2017 zeigt laut Plesner erneut fundamentale Uneinigkeiten zwischen den Hauptgruppen der israelischen Gesellschaft mit Blick auf die Definition und Identität des Staates ebenso wie das Verständnis des Allgemeinwohls.
Konkret gaben 45 Prozent der Befragten an, sie sähen Israels Demokratie in ernsthafter Gefahr. Besonders hoch war dieser Anteil bei jüdischen Israelis der politischen Linken (72 Prozent) sowie bei arabischen Israelis (65 Prozent). Von den befragten jüdischen Israelis sahen knapp die Hälfte (47 Prozent) den jüdischen Charakter des Staates als national, während 30 Prozent den jüdischen Charakter als Ausdruck der Religion bezeichneten. 29 Prozent der befragten arabischen Israelis glauben, der jüdische Charakter des Staates sei inhärent rassistisch.
Als zu stark bezeichneten eine deutliche Mehrheit der arabischen Israelis (74 Prozent), der politisch linken Israelis (75 Prozent) und der säkular-jüdischen Israelis den jüdischen Charakter Israels. 53 Prozent aller jüdischen Israelis und 79 Prozent der sich als säkular bezeichnenden jüdischen Befragten äußerten die Einschätzung, dass die religiöse Bevölkerung schrittweise die Kontrolle über den Staat übernehme.
Kein Vertrauen äußerten die Befragten in die politische Führung des Landes. 68 Prozent gaben an, Parlamentsmitglieder erfüllten ihre Aufgaben nicht ordentlich. Vier Fünftel glauben, Politiker seien mehr mit ihren eigenen Interessen befasst als mit den Interessen ihrer Wähler. Entsprechend gering ist der Anteil der Befragten, die Vertrauen in Regierung (29 Prozent), Parlament (26 Prozent) und Parteien (15 Prozent) äußerten. Ähnlich schlecht schnitten die Medien (28 Prozent) und das Großrabbinat (20 Prozent) ab. Höchste Vertrauenswerte erreichten das Oberste Gericht (56 Prozent), der Staatspräsident (65 Prozent) und die Armee (81 Prozent).