Jüdischer Weltkongress warnt vor Kulturkampf

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„Die Wertschätzung, die wir anderen entgegenbringen, auch wenn wir ihre Ansichten nicht teilen, sind ein Gradmesser dafür, wie ernst wir sie nehmen.“ Maram Stern

Berlin (KNA), Mit Blick auf die jüngsten islamistischen Attentate warnt der Jüdische Weltkongress (WJC) Europa davor, sich einen Kulturkampf aufzwingen zu lassen. „Der Westen darf den Agitatoren nicht in die Falle gehen“, schreibt der Geschäftsführer des WJC, Maram Stern, in der „Jüdischen Allgemeinen“ vom 5. November. „Das erfordert eine präzise Sprache in der Problembeschreibung und auch einen respektvollen Umgang mit Andersdenkenden. Zugleich muss Europa eine Antwort auf die Bedrohung durch den islamistischen Terror geben. Das geht nur mit den Muslimen, nicht gegen sie.“

Europäern erschienen die Mohammed-Karikaturen als Lappalie, doch viele Muslime empfänden sie als verletzend und entwürdigend, schreibt Stern weiter. „Man muss diese Meinung nicht teilen, man sollte sie aber wenigstens zur Kenntnis nehmen.“

Auch Juden hätten es in den vergangenen Jahren mit beleidigenden, ja, antisemitischen Karikaturen zu tun gehabt und bei anderen um Verständnis für ihre Gefühle gebeten. „Die Wertschätzung, die wir anderen entgegenbringen, auch wenn wir ihre Ansichten nicht teilen, sind ein Gradmesser dafür, wie ernst wir sie nehmen.“

Aus Sicht des Generalsekretärs ist der Terrorismus „auch und gerade“ ein Problem der islamischen Welt. Nicht nur die Attentäter, sondern auch viele ihrer Opfer seien Muslime. Deshalb sei in Europa eine „Wir gegen sie“-Stimmung nicht angebracht, weil sie eine unheilvolle Polarisierung fördere.

Aus Sicht von Stern sind zudem die Dialogbereitschaft und das Problembewusstsein bei vielen Verantwortlichen gerade in der arabischen Welt in den vergangenen Jahren gestiegen. „In einer solchen Situation sollte man nicht Wasser auf die Mühlen der Extremisten spülen.“