Keine „generelle islamskeptische oder gar islamfeindliche Haltung“

Berlin (KNA). Der Sachverständigenrat Deutscher Stiftungen für Migration und Integration (SVR) hat weitere Anstrengungen zur Integration des Islam in Deutschland gefordert. Bei einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Umfrage im Rahmen des SVR-Jahresgutachtens verneinten 53,2 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund die Aussage, dass der Islam «ein Teil Deutschlands» ist. Unter Zuwanderern äußerten hingegen 54 Prozent die Überzeugung, dass der Islam ein Teil Deutschlands sei. Insgesamt befragte der SVR 5.660 Personen. Nach den Worten der Vorsitzenden des Sachverständigenrates, Christine Langenfeld, lässt sich daraus aber keine «generelle islamskeptische oder gar islamfeindliche Haltung in der Bevölkerung ableiten».

Die Mehrheit der Befragten befürwortete eine Gleichstellung des Islam, aber ohne Sonderrechte zu etablieren. Knapp die Hälfte der Befragten mit und ohne Migrationshintergrund befürwortete islamischen Religionsunterricht an Schulen. Rund zwei Drittel sprachen sich für islamische Theologie an deutschen Universitäten aus. Religiös begründete Ausnahmen stießen hingegen auf Skepsis. Ein Befreiung vom Sport- und Schwimmunterricht lehnten 68 Prozent der Befragten mit und 75 Prozent ohne Migrationshintergrund ab. Weniger eindeutig war hingegen die Haltung zum Tragen eines Kopftuchs bei Lehrerinnen an öffentlichen Schulen. Dies lehnten nur 55 Prozent der Befragte mit und 63 ohne Migrationshintergrund ab.

Trotz der Fortschritte bei Unterricht und Lehre verzeichneten die Sachverständigen auch Rückschläge bei der institutionellen Gleichstellung des Islam. Die Debatte um die Besetzung eines Lehrstuhls für islamische Theologie und um die Reichweite wissenschaftlicher Autonomie zeige, dass ein offener und kritischer Diskurs über die Weiterentwicklung des Islam und seine Stellung im pluralen Staat dringend nötig sei. «Auch wenn Deutschland bei der institutionellen Gleichstellung des Islam vorangekommen ist, bleibt vonseiten des Staates, aber auch der islamischen Verbände noch viel zu tun», so Langenfeld. Der SVR verlangte von den Verbänden, eine oder mehrere islamische Religionsgemeinschaften mit transparenten Strukturen zu gründen.