
Angriffe auf Moscheen und Unterkünfte geflüchteter Menschen nehmen offenbar zu. Beobachter warnen vor einer gefährlichen Entwicklung und fordern ein entschiedenes Gegensteuern.
Köln/Berlin (KRM, KNA, iz). Sowohl Moscheen als auch Flüchtlingsunterkünfte sind zuletzt verstärkt angegriffen worden. In den vergangenen Wochen habe es zahlreiche Bombendrohungen und Sachbeschädigungen an Moscheen gegeben, zudem Hassbotschaften, teilte der Koordinationsrat der Muslime (KRM) am Wochenende in Köln mit. Dies sei auch ein Angriff auf die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit.
El Kaada zu Angriffen: Entwicklung ist „alarmierend“
In den vergangenen Wochen hätten „zahlreiche Moscheen in Deutschland“ Bombendrohungen, Hassbotschaften und Sachbeschädigungen erfahren.
„Die steigende Feindlichkeit gegenüber muslimischen Gebetshäusern ist alarmierend“, erklärte Mohamed El Kaada, Sprecher des KRM. „Moscheen sind Orte des Gebets, der Bildung und des gesellschaftlichen Engagements. Doch leider werden Sie durch Drohungen und Angriffe zunehmend zur Zielscheibe von radikalen Kräften in unserem Land. Das muss aufhören!“
Grafik: Mediendienst Integration
Sorge wecke zudem eine populistisch geführte Debatte über Migration. Besonders bedenklich sei es, wenn demokratische Parteien Mehrheiten mit der AfD suchten. Als Konsequenz rief der KRM die Behörden zu einer gründlichen Untersuchung der Vorfälle auf und forderte „wirksame Maßnahmen zum Schutz muslimischer Einrichtungen“.
Im vergangenen Jahr war zudem die Zahl der politisch motivierten Straftaten gegen Unterkünfte von Geflüchteten gestiegen. 2024 registrierte die Polizei 218 Taten, bei denen Unterkünfte entweder Angriffsziel oder Tatort waren: Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Gruppe im Bundestag hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt. Im Jahr 2023 waren es 167 Straftaten.
Migrationspolitische Debatten seien „ernstzunehmende Warnsignale“
Im Zusammenhang mit den aktuellen Bedrohungen gegenüber Moscheen verfolge der KRM die jüngsten Initiativen im Bundestag mit großer Besorgnis.
„Die Debatte über Migration wird zunehmend populistisch geführt“, so El Kaada weiter. „Anstatt sachliche Lösungen zu finden, werden Ängste geschürt und Migranten unter Generalverdacht gestellt. Dies schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und lenkt von den tatsächlichen Herausforderungen ab.“
Foto: Deutscher Bundestag / Nicolas Lepartz / photothek
Die Linke: Zahlen sind besorgniserregend hoch
Im vergangenen Jahr war zudem die Zahl der politisch motivierten Straftaten gegen Unterkünfte von Geflüchteten gestiegen. 2024 registrierte die Polizei 218 Taten, bei denen Unterkünfte entweder Angriffsziel oder Tatort waren: Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Gruppe im Bundestag hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt. Im Jahr 2023 waren es 167 Straftaten.
Bei 28 der registrierten Taten im vergangenen Jahr handelte es sich den Angaben zufolge um Gewaltdelikte. Dadurch wurden laut Auflistung des Ministeriums 14 Personen verletzt, darunter ein Kind.
„Die Zahl der Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffe gegen Geflüchtete ist seit Jahren besorgniserregend hoch“, sagte die fluchtpolitische Sprecherin der Linken-Gruppe im Bundestag, Clara Bünger, den Zeitungen. Es sei „empörend, dass dieser Zustand von großen Teilen der Politik und Öffentlichkeit achselzuckend hingenommen wird“. Die Betroffenen seien Menschen, die in Deutschland Schutz suchten. „Doch was sie finden, sind rassistische Anfeindungen und Gewalt. Daran dürfen wir uns niemals gewöhnen.“
Die Zahl der politisch motivierten Straftaten gegen Geflüchtete außerhalb von Unterkünften war dagegen zuletzt etwas gesunken: Die Behörden registrierten bis zum Jahresende laut Zeitungsbericht 1.905 Straftaten, davon 237 Gewalttaten. Im Jahr 2023 waren es 2.450. Es sei jedoch damit zu rechnen, dass die Zahl für 2024 noch ansteigen werde, weil noch Nachmeldungen der Polizei aus dem vierten Quartal erfolgen dürften.
Foto: KRM
Aufruf zu einem respektvollen Miteinander
Vor dem Hintergrund dieser beiden besorgniserregenden Themen rief der KRM Politik, Medien und Gesellschaft dazu auf, sich entschieden gegen Islamfeindlichkeit und populistische Stimmungsmache zu positionieren. „Musliminnen und Muslime sind seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil Deutschlands und tragen in allen Bereichen der Gesellschaft wertvoll zur Gemeinschaft bei.“
„Es liegt in der Verantwortung aller demokratischen Kräfte, ein respektvolles und sachliches Miteinander zu fördern“, betonte El Kaada. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst und Spaltung unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Ein demokratisches, offenes und respektvolles Miteinander ist die Grundlage für die Zukunft unseres Landes.“