"Muslime & Globalisierung" – Im amerikanischen „Ökodorf“ Ithaca sollen Gemeinschaftlichkeit und Ökologie eine harmonischer Verbindung eingehen. Von Coralie Tripier

Ausgabe 206

(IPS). Das Ökodorf Ithaca (EVI) liegt im US-Bundesstaat New York. Es ist eine geplante Gemeinschaft aus momentan 160 Menschen, die eine größere Nachhaltigkeit, eine bessere Lebensqualität und vielleicht ein neues Modell für Stadtplaner in aller Welt anstreben. Inmitten der atemberaubender Landschaft nahe der Finger Lakes laufen die Anwohner durch die, nur für Fußgänger erlaubte Straßen, schwim­men im Dorfteich, teilen ihre ­Mahlzeiten im Gemeinschaftshaus und verbringen ­einen kleinen Teil ihrer Zeit mit der Arbeit für die Gemeinschaft.

Ithacas Einwohner müssen jede Woche zwei Stunden lang in einer der sechs Arbeitsgruppen mitmachen – Kochen, Abwaschen, Reinhaltung, Betreuung der Außenanlagen, allgemeine Aufrechterhaltung und Finanzen. „Wenn man ein Haus hat, muss man diese Dinge sowieso machen. Also warum nicht für die weitere Gemeinschaft? Immerhin kann man so gleichzeitig Freundschaften pflegen“, berichtet Ashley Click. Die junge Mutter wohnt auch in Ithaca.

Die Häuser des Ökodorfes, die etwas kleiner sind als der US-amerikanische Durchschnitt, stehen dicht beieinander. Dies ermöglicht es, dass 90 Prozent der Dorffläche frei bleiben. „Wir haben unse­re Häuser auf nur wenigen Morgen Land dicht versammelt, was ein schönes, natürliches Umfeld ermöglicht“, sagte Liz Walker und verweist auf die grünen Wiesen, die ihr Haus umgeben. Sie ist eine der Mitbegründerinnen der Initiati­ve. Auch bei Eltern und Kindern habe sich das Projekt als sehr beliebt erwiesen. „Von so viel Natur umgeben zu sein, ist wirklich hilfreich. Ich weiß jetzt viel über das Wildleben und Pflanzen. Dies sind Dinge, die ich nie erfahren hätte, wären wir in der Stadt geblieben“, berichtet die 13-jährige Ana Malina Ramanujan.

Die 160 Einwohner verteilen sich auf zwei unterschiedliche Nachbarschaften. Die erste wurde 1996 und die zweite 2002 gebaut. Eine weitere, die Third Residential Ecovillage Experience (TREE), befindet sich Augenblick im Bau. Eines der Hauptziele des Ökodorfes ist die Nachhaltigkeit und die Verminderung von Umweltschäden durch ökologisches Bauen. „Dies ist eine andere Lebensweise; eine, die sinnvoll ist“, sagt Walker.

Die Häuser verbrauchen 40 Prozent weniger Ressourcen als vergleichbare Haushalte der gleichen Klimazone. Dies ist das Ergebnis einer effizienten Baustrategie. Die ersten beiden Bauabschnitte verfügen über passive Solarhäuser, die sehr gut isoliert sind und die dank der großen, nach Süden weisenden Fenster, Sonnenwärme nutzen. Eine Photovolta­ikanlage liefert für 30 Häuser 66 Prozent deren Energiebedarfs. Mit jeder neuen Nachbarschaft wird Ithaca noch ­grüner. Beim dritten Bauabschnitt sollen die Häuser noch besser isoliert werden. Eingebaut wird ein Ventilationssystem, das die Abwärme der austretenden Luft nutzt, um Frischluft zu erwärmen. So könne bis zwischen 75 und 95 Prozent der Wärme zurückgewonnen werden. „Wir lernen voneinander und jede neue Nachbarschaft erlaubt uns den Einsatz der ­aktuellsten Technologien“, meint Liz Walker. Dabei seien sie nicht einmal sonderlich radikal. Man mache es den Leuten relativ leicht, sich anzupassen. Sie seien Teil der Gesellschaft und versuchten, traditionelle Techniken und Bräuche einzubeziehen, die sinnvoll sind.

Steve Gaarder ist einer der ersten Einwohner Ithacas. Ihn begeisterte zuerst der Gemeinschaftaspekt des Projekts, aber er realisierte bald, dass dieser mit Nachhaltigkeit einhergeht. „Die Gemeinschaft hilft, sie zu einer Wirklichkeit zu machen“, sagte Gaarder, während er auf einer Bank die letzten Sonnenstrahlen genießt. „Es ist kein Zufall, dass der Verbrauch von Ressourcen in den letzten 50 Jahren in die Höhe schoss, während die menschliche Gemeinschaft schwand. Beie sind verbunden.“

Die Ökodörfler betrachten sich selbst als erweiterte Familie. Verschiedene Begegnungen wie das zwei Mal wöchentliche Essen bringen sie zusammen. „In den ersten beiden Wochen nach unserem Einzug habe ich mehr Freunde gefunden als in meinem ganzen Leben zusammen“, berichtet die 13-jährige Malia Becker.