
Muslime sehen sich in diesem Land einem gestiegenen Druck ausgesetzt. Claim Allianz verzeichnet einen Anstieg von Übergriffen.
Köln/Berlin (KNA, iz). In Deutschland wächst nach Ansicht der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs der Druck auf Muslime. Das zeigten unter anderem die aktuellen Debatten über Extremismus und den Krieg in Nahost, sagte Generalsekretär Ali Mete am letzten Wochenende der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).
Mete: Muslimen werden heimliche Sympathien unterstellt
„Von uns wird nicht nur erwartet, dass wir uns nach jedem Terrorakt distanzieren, sondern auch von Regierungen, von Personen, von Standpunkten, die als muslimisch motiviert gelesen werden“ beklagte Mete. „Muslimen wird unterstellt, sie hätten eine Nähe zu solchen Taten oder würden sie insgeheim begrüßen.“ Das nähre Vorurteile.
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„Wenn man davon ausgeht, Muslime dächten und handelten aufgrund ihres Glaubens alle gleich, spricht man ihnen ihre Individualität ab und nimmt sie in Sippenhaft“, so Mete weiter. „Dieses Denken ist gefährlich und sollte mit Blick auf die deutsche Geschichte längst überwunden sein.“
Hass auf Muslime und Juden „zwei Seiten derselben hässlichen Medaille“
Islamfeindlichkeit und Antisemitismus sind nach den Worten des Milli-Görüs-Generalsekretärs „zwei Seiten derselben hässlichen Medaille“. Dabei handele es sich nicht um eine Erfindung von Muslimen oder Juden und auch nicht um einen Import, wie oft behauptet werde.
„Der allergrößte Teil ist hausgemacht und kommt von Rechten beziehungsweise Rechtsextremisten.“ Wo es Angriffe auf Synagogen gebe, seien auch Moscheen gefährdet. Dennoch komme Antisemitismus auch unter Musliminnen und Muslimen vor, „ähnlich wie in allen Bereichen der Gesellschaft“, so Mete.
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Dass sich internationale Konflikte auf deutsche Religionsgemeinschaften auswirkten, räumte er ein. In solchen Zeiten sei selbstverständlich, „dass man sein Beileid ausspricht und solidarisch ist, wenn einem Hass entgegentritt oder Gotteshäuser angegriffen werden“; und zwar ohne mit zweierlei Maß zu messen und Anteilnahme von Religion oder Herkunft abhängig zu machen.
Berliner Meldestelle verzeichnet Anstieg von Vorfällen
Bereits Anfang November hat die CLAIM Allianz vor einer akuten Zunahme von antimuslimischem Rassismus in Deutschland gewarnt. Das Netzwerk vereint ca. 50 zivilgesellschaftliche Akteure zu den Themen Rassismus, Islam- und Muslimfeindlichkeit.
Es habe im Zeitraum 9.10. – 29.11.2023 187 Fälle von gewaltvollen antimuslimischen Übergriffen, Beleidigungen, Drohungen und Diskriminierungen dokumentiert. Sie umfassten nach eigenen Angaben über 149 Angriffe gegen Einzelpersonen oder Gruppen. „Darunter zählen v. a. Familien sowie Gruppen, die im öffentlichen Raum angegriffen wurden. 24 Übergriffe richteten sich gegen religiöse Einrichtungen – darunter Schändung von muslimischen Grabmälern sowie Angriffe auf Moscheen.“
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Damit lägen die dokumentierten Übergriffe bereits über dem Vorjahresniveau. Die erfassten Fälle beträfen ausschließlich den Offlinebereich und würden keine Hassrede im Internet abdecken. Es sei insgesamt von einer gravierenden Dunkelziffer antimuslimischer Vorfälle auszugehen, „die bisher nicht gemeldet oder erfasst werden“.
„Die Zunahme von antimuslimischen Übergriffen und Diskriminierungen ist besorgniserregend. Die Angriffe auf Einzelpersonen, religiöse Einrichtungen oder Geschäfte senden ein Signal des Hasses und der Ablehnung. Viele Menschen in diesem Land fühlen sich derzeit alleine gelassen. Sie fühlen sich bedroht und haben Angst – und sie haben allen Grund dazu“, betonte Rima Hanano von CLAIM.