
Einführung in die Überlieferer des Wissens, Imam Malik, Medina und den Umgang mit unseren Kenntnissen.
(iz). Es ist nicht nur wichtig, dass wir authentisches Wissen haben und es via echte Überlieferung erhalten. Wir müssen auch seinen Kontext kennen. Der Zusammenhang bezieht sich auf das Umfeld, in dem ein Text seine Bedeutung hat, auf das Leben der Menschen, die ihn übermittelten, sowie auf die Gesellschaft, in der sie es überliefert haben.
Und es gilt ebenso für den Ort, an dem wir es manifestieren wollen. „Das ist eine Gemeinschaft, die schon vergangen ist; ihr kommt zu, was sie verdient hat und euch, was ihr verdient habt. Und ihr werdet nicht danach befragt werden, was jene zu tun pflegten.“ (Al-Baqara, Sure 2, 141)
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Die Überlieferer bewegten sich in einem Kontext des Wissens
Zu den Zusammenhängen gehören das Leben und die Bedingungen, unter denen die Personen handelten. Wir sprechen von Männern und Frauen, die im ersten und zweiten Jahrhundert des Islam lebten. So nahe an der ursprünglichen Generation Medinas, dass diese Angelegenheit völlig neu war.
Millionen lernten Arabisch. Und das war ein verheerender Schock für diese Sprache und die Araber. Es wurde eine Herkulesaufgabe zu ihrer Formalisierung unternommen, um ihre Wurzelbedeutungen, Grammatik und Syntax unterrichten zu können. Sie sind so lebenswichtig für alle Wissenschaften des Dins.
Es war ein erstaunlich früher Zeitpunkt, dass Nichtaraber die wichtigsten Sprachbücher schrieben. Ebenso sammelten sie die Ahadith (sing. hadith) – Al-Bukhari, At-Tirmidhi etc. – und stärkten alle Wissenschaften. Und es gab die Aufgabe, dieser riesigen Menschenmenge den Din zu lehren.
In all dem entstanden zahlreiche neue Fälle, die sorgfältige Entscheidungen – Idschtihad – erforderten. Die Situation wurde durch die anarchischen Beziehungen zwischen einigen herrschenden Eliten und gegenseitigen Animositäten kompliziert, die sich in der abbasidischen Revolution entluden.
Wir müssen verstehen, dass all dies gleichzeitig geschah, während die Überlieferer der prophetischen Ahadith lebten. Und dass jeder von ihnen manchmal schwierige Entscheidungen fällen musste. Das Thema wurde noch komplexer, weil die Prophetengefährten selbst unterschiedliche Standpunkte in manchen Schlüsselfragen hatten.
In der Jurisprudenz sind diese bekannt. Einige der bekannten Differenzen der Rechtsschulen (sing. madhhab) kristallisierten sich aus vorherigen Meinungsverschiedenheiten.
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Arten des Wissens
Was das Wissen betrifft, müssen wir es logischerweise in zwei Kategorien unterteilen. Der gewöhnliche Muslim ist angewiesen, Wissen zu haben. So etwas wie einen unwissenden Muslim gibt es per Definition nicht. Jeder hat die Pflicht, das notwendige Wissen über Tauhid zu haben, ohne notwendigerweise die Beweise der Gelehrten einzuschließen.
Hinzukommt die Kenntnis für unsere gottesdienstlichen Handlungen, einschließlich der Kenntnis der arabischen Sprache der Qur’anpassagen und Bittgebete, die wir im Gebet verwenden, die es uns erlauben, Allah auf die richtige Weise anzubeten.
Es besteht kein Zweifel daran, dass es unter den Muslimen auch einen Bedarf an sachkundigen Rechtsgelehrten gibt. Es braucht Leute, die relativ kenntnisreich im Umgang mit dieser Materie sind. Allerdings müssen wir uns vor einer Sache hüten: Es gibt keine bezahlte, staatlich angestellte Priesterschaft im Islam
Die wunderbare, leuchtende Stadt Timbuktu zum Beispiel basierte in ihrer Blütezeit auf einer Elite von Juristen, die Geschäftsleute auf dem Markt waren. Und natürlich war Imam Abu Hanifa, möge Allah ihm gnädig sein, ein Händler und damit unabhängig von den Reichen und Mächtigen.
Wir sind an das Gebot gebunden, „nützliches Wissen“ zu suchen, und zwar aufgrund des bekannten Bittgebets des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren.
Zaid ibn Arqam berichtete: „Ich werde nur das zu euch sagen, was der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, zu sagen pflegte. Er pflegte zu sagen: ‘O Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor Unfähigkeit und Faulheit, vor Feigheit und Geiz, vor Altersschwäche und vor der Strafe des Grabes. O Allah, gib meinem Selbst seine Taqwa und läutere es, Du bist der Beste, um es zu läutern. Du bist sein beschützender Freund und sein Meister. O Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor unnützem Wissen und vor einem Herzen, das nicht demütig ist, und vor einem Selbst, das niemals gesättigt ist, und vor einem Flehen, das nicht erhört wird.’“ (Sahih Muslim)
Imam Maliks „Muwatta’“ ist eines der größten Geheimnisse unserer Literatur. Für den normalen, gebildeten modernen Muslim steht dahinter ein Fragezeichen: „Es muss ein malikitisches Werk sein und daher spezialisiert. Oder es ist muss ein Rechtsbuch sein und daher nicht relevant für ein Hadith-Werk.“ Betrachten wir alle die Literatur der Hadith- und Rechtsgelehrten, dann findet sich dort zweifelsohne ein Respekt bei ihrer Erwähnung und Imam Malik.
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Die Muwatta’ als Hadithwerk
Viele kennen das bekannte Zitat von Imam Asch-Schafi’i, möge Allah mit ihm barmherzig sein: „Es gibt auf der Erde nach dem Buch Allahs kein Buch, das mehr sahih ist als die Muwatta’.“
Aber wir wissen, dass er das sagte vor der Zusammenstellung der beiden Sahih-Werke von Al-Bukhari und Muslim. Ein viel späterer Lehrer, und Sultan der Hadithwissenschaft, Hafidh ibn Hadschar Al-’Asqalani sagte: „Die uneingeschränkte Wahrheit ist, dass die gesamte Muwatta’ ausnahmslos sahih ist.“
Schah Wali Allah Ad-Dihlawi (1703-1762) ging sogar weiter und sagte etwas sehr Weitreichendes: „Meine Brust weitete sich, und ich wurde mir sicher, dass die Muwatta’ nach dem Buch Allahs das sahihste Buch ist, das es auf der Erde gibt.“
Die Wissenden erwähnen, dass Imam Maliks Niederschrift der Muwatta’ auf einen Vorschlag des abbasidischen Kalifen Abu Dscha’far Al-Mansur zurückgeht, den er auf einer seiner Hadsch-Reisen machte. Al-Mansur lud ihn ein, wobei er ihm viele Fragen stellte. Maliks Auftreten, sein Wissen, sein Intellekt, die Durchdringung seines Denkens und die Solidität seiner Antworten gefielen ihm, und er erkannte seinen Rang im Wissen, im Din und als Imam der Muslime.
Der bekannte Gelehrte und Historiker Qadi Imam Ibn Khaldun sagte in seiner „Muqaddima“: „Abu Dscha’far hatte einen Rang im Wissen und im Din vor und nach dem Kalifat. Er war es, der zu Malik sagte, als er ihn aufforderte, die Muwatta’ zu verfassen: ‘Abu ‘Abdullah, es gibt niemanden auf der Erde, der mehr Wissen hat als ich oder du, aber das Kalifat hat mich beschäftigt. Du musst ein Buch für die Menschen verfassen, das ihnen Nutzen bringt. Darin solltest du die Zugeständnisse (arab. rukhsah) vermeiden, die Ibn ‘Abbas gewährt, die Strenge von Ibn ‘Umar und die ungewöhnlichen und eigenartigen Positionen (arab shadhdh), die Ibn Mas’ud einnimmt. Ordne sie und mache sie für die Menschen zugänglich (watti’). Imam Malik sagte: ‘Bei Allah! Er hat mich an diesem Tag das Zusammenstellen von Texten gelehrt.’“
Wir wissen, dass Imam Malik, wenn Leute zu ihm kamen, sie fragte, ob sie für Fiqh und Fatwa oder Ahadith gekommen sind. Wenn sie letztere wollten, ging er weg, verrichtete Wudu’, vergewisserte sich über seine Kleidung, saß in Würde und so weiter. Dann überlieferte er mit großer Ernsthaftigkeit ein Hadith, das er mit Vorsicht gesammelt hatte.
In einer Erzählung von As-Sujuti trifft Imam Malik auf sein Gegenüber, denn der Mann aus dem Irak war es gewohnt, fünfzig bis sechzig an einem Tag oder sogar in einer einzigen Sitzung zu lernen. Es handelt sich um völlig unterschiedliche Ansätze. Beim medinensischen Ansatz ist die Wissenschaft der Hadithüberlieferer weniger wichtig, da Imam Malik nur von Personen nahm, die absolut vertrauenswürdig waren. Wenn er einem Menschen nicht vertraute, setzte er sich nicht mit ihm zusammen, um zu lernen.
Wir haben uns vorgenommen, Wissen nicht unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, dass wir „Ulama“ seien. Sondern dass wir gewöhnliche Muslime sind, die nach dem Wissen suchen, das uns helfen wird, unseren Verpflichtungen in dieser Zeit nachzukommen.
Da die Menschen diese Tür zu Angelegenheiten geöffnet haben, die normalerweise den „Ulama“ vorbehalten sind, müssen wir zwangsläufig etwas über diese Angelegenheiten wissen; einfach als Teil unseres Daseins als wissende Muslime.
Der Kern dessen, was wir brauchen, ist Wissen von Tauhid und den Pflichten des Islam, und schließlich darüber, wie wir mit Geld und den gewöhnlichen Transaktionen umgehen können. Es gibt Dinge, die das in den Mittelpunkt rücken: Dass es um Handlung geht und nicht um Theorie, Diskussion oder Debatte.
* Dieser Text ist einem längeren Vortrag in London entnommen, den der Autor anlässlich der Vorstellung eines Buches, das die Überlieferer der Muwatta’ beschreibt, gehalten hat.