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Sorge vor weiterem Krieg wächst

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Der Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah heizt sich immer weiter auf. Eine diplomatische Lösung statt eines Krieges erscheint zunehmend unwahrscheinlich.

Tel Aviv/Beirut (dpa, iz). Die Anzeichen für einen möglicherweise bevorstehenden größeren Krieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah nehmen zu. Israels Verteidigungsminister Galant sagte nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit US-Vermittler Amos Hochstein, der einzige Weg, die Rückkehr geflüchteter israelischer Bürger in ihre Wohnorte im Norden zu gewährleisten, sei „ein militärischer Einsatz“.

Israels Sicherheitskabinett erklärte in der Nacht die Rückkehr der Bewohner zu einem der Ziele des Krieges gegen die mit der Hisbollah verbündete Hamas im Gazastreifen. Israel werde weiter „auf die Umsetzung dieses Ziels“ hinarbeiten, teilte das Büro des Ministerpräsidenten mit.

Bisher lauteten Israels Kriegsziele, die militärischen Fähigkeiten und den Regierungsapparat der Hamas zu zerstören, alle Geiseln freizubekommen und zu gewährleisten, dass der Gazastreifen für Israel künftig keine Bedrohung mehr darstellt. Die Hisbollah beschießt Israel seit Beginn des Gaza-Krieges vor fast einem Jahr. Sie will die Waffen erst bei Erreichen einer Waffenruhe in Gaza schweigen lassen.

Wegen Kriegsgefahr: US-Außenminister reist nach Ägypten

Die US-Regierung bemüht sich vor diesem Hintergrund um eine Wiederbelebung der Gespräche über eine Waffenruhe in Gaza – auch in der Hoffnung, dass ein Abkommen Israel und der Hisbollah den Weg zu einer Deeskalation ebnen würde. US-Außenminister Antony Blinken reist nun erneut nach Ägypten, um die stockenden Bemühungen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas voranzutreiben.

Blinken werde dazu ab heute bis Donnerstag Gespräche mit ägyptischen Regierungsvertretern führen, teilte das US-Außenministerium mit. Die USA fungieren zusammen mit Ägypten und Katar als Vermittler zwischen Israel und der Hamas, da diese nicht direkt miteinander verhandeln. Nach Israel wird Blinken Medienberichten zufolge diesmal nicht reisen. Die USA sind der wichtigste Verbündete des jüdischen Staates.

USA bemühen sich um diplomatische Lösung

Israels Verteidigungsminister Galant sagte bei seinem Treffen mit US-Vermittler Hochstein, die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung im Konflikt mit der Hisbollah rücke immer weiter in die Ferne, weil die Miliz ihr Schicksal mit der Hamas verbunden habe und sich weigere, den Konflikt zu beenden.

Hochstein bemüht sich seit Monaten um eine Deeskalation der brandgefährlichen Lage an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Nach Angaben israelischer und US-amerikanischer Medien warnte Hochstein die israelischen Spitzenpolitiker vor gefährlichen Folgen eines größeren Krieges, der sich auch weiter auf die Region ausweiten könne.

Eine diplomatische Lösung sei „der beste Weg“, um sicherzustellen, dass die Bürger auf beiden Seiten der Grenze in ihre Häuser zurückkehren können, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Man werde „weiterhin auf eine diplomatische Lösung drängen“, sagte er. „Wir glauben grundsätzlich, dass dies im Interesse aller Parteien ist.“

Die Hisbollah verfügt dem Vernehmen nach über etwa 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper. Im Vergleich zum letzten offenen Krieg mit Israel 2006 hat sie ihr Arsenal damit etwa um das Zehnfache ausgeweitet und könnte Israel laut Experten deutlich stärker treffen.

Ähnlich wie die Hamas im Gazastreifen hat die Hisbollah im Libanon ein unterirdisches Tunnelsystem aufgebaut, aus dem die Milizionäre die Kämpfe führen könnten. Sie könnte täglich Tausende Raketen auf israelische Städte abfeuern und wichtige Infrastruktur ausschalten. Doch nicht nur für Israel, auch für den wirtschaftlich und politisch gebeutelten Libanon hätte solch ein Krieg schwere Folgen.

Iran: Israel will uns in regionalen Krieg verwickeln

Der iranische Präsident Massud Peseschkian wirft Israel vor, sein Land in einen regionalen Krieg ziehen zu wollen. Als Grund nannte er die Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in der iranischen Hauptstadt Teheran vor gut sechs Wochen. „Israel versucht, uns durch die Ermordung Hanijas in einen regionalen Krieg zu verwickeln. Wir behalten uns das Recht auf Verteidigung (…) vor“, sagte Peseschkian bei seiner ersten Pressekonferenz nach Amtsübernahme.

Er betonte erneut, dass die Islamische Republik nicht nach Atomwaffen strebe und verteidigte zugleich das Raketenprogramm seines Landes. „Wenn wir keine Raketen haben, werden sie (Israel) uns wie in Gaza jederzeit bombardieren“, sagte der Regierungschef. „Wir werden unsere Verteidigungsfähigkeit nicht aufgeben.“

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500 Tage Sudan-Krieg: Szenen des Hungers und der Verzweiflung

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Der Krieg im Sudan dauert seit 500 Tagen an. Bei der betroffenen Zivilbevölkerung breitet sich der Hunger ungehindert aus.

Köln (IRD). 500 Tage Krieg haben den Sudan in die größte Hungerkrise der Welt verwandelt, während der Hunger sich weiter im Land ausbreitet, warnt die Hilfsorganisation Islamic Relief Deutschland. Kinder sterben heute schon an Hunger, deswegen müssen Geberstaaten jetzt die Hilfe aufstocken, ihre Zusagen einhalten und diplomatische Lösungen erarbeiten. 25,6 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung – sind von akutem Hunger betroffen. Etwa 13 Millionen Menschen sind inzwischen aus ihren Häusern geflohen.

Krieg: „Die Menschen versuchen, einfach zu überleben“

Der Regionalleiter für humanitäre Hilfe von Islamic Relief, Mohamed Abduwahid Omar, besuchte soeben Einrichtungen für Vertriebene in Gedaref im Südosten des Sudan, wo Hunderttausende von Menschen vor der Gewalt Zuflucht suchen. Er berichtet:

„Ich habe viele Menschen mit eingefallenen Augen und ausgemergelten Körpern getroffen, die zwei Tage lang nichts gegessen haben. Andere essen nur eine kleine Tasse Linsen pro Tag. Die Menschen hungern und versuchen, einfach zu überleben.

Die Auffanglager für Vertriebene sind überfüllt und überfordert und 80 Prozent der Menschen dort sind Frauen und Kinder. Ich besuchte einen halbfertigen Busbahnhof, der zu einem Aufnahmezentrum für Neuankömmlinge umfunktioniert wurde. Dort befanden sich 1.450 Menschen, die verängstigt, erschöpft und hungrig angekommen sind und jeden Tag kommen weitere hinzu. Es gibt nicht genügend Platz, so dass viele Menschen in der Kälte und im strömenden Regen draußen schlafen müssen.

Es gibt nur fünf Toiletten, die sich alle teilen müssen. Und jetzt, wo die Regenzeit begonnen hat, steigt die Gefahr von Krankheiten. Bei einer kürzlich durchgeführten Untersuchung hatten über 40 Prozent der befragten Personen mindestens ein Familienmitglied, das aufgrund der schlechten Bedingungen an schwerem Durchfall litt.“

Die Menschen haben geweint, während sie mit mir sprachen. Sie haben Angst und keine Hoffnung für die Zukunft und wollen einfach nur, dass die Welt dabei hilft, diesen Albtraum zu beenden. Ich traf einen blinden Mann, der im letzten Jahr viermal vertrieben wurde, weil sich die Kämpfe ausweiteten. Er weiß nicht, wohin er als nächstes gehen wird, wenn er wieder fliehen muss. Das Einzige, was ihn interessiert, ist, von einem Tag auf den anderen zu überleben und etwas zu essen zu finden.“

500 Tage Krieg haben dazu geführt, dass 25,6 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung – akutem Hunger ausgesetzt sind. Etwa 13 Millionen Menschen sind inzwischen aus ihren Häusern geflohen.

In Süd-Darfur sterben täglich Kinder an Unterernährung, weitere Gebiete können bald folgen

Während sich die Bedingungen in Teilen des Ostsudans wie Gedaref verschlechtern, ist es in vielen anderen Teilen des Sudan noch schlimmer. Mitarbeitende von Islamic Relief in Darfur, wo die Organisation Ernährungszentren unterstützt, sehen, wie Kinder aufgrund schwerer Unterernährung dahinsiechen.

Es gibt Berichte von Familien, die Blätter von Bäumen oder sogar Tierfutter essen müssen, weil sie nichts Anderes haben. Anfang des Monats wurde im Lager Zamzam in Nord-Darfur offiziell die Hungersnot ausgerufen, und medizinische Einrichtungen in Süd-Darfur berichten, dass täglich vier bis fünf Kinder an Unterernährung sterben.

Seit Ausbruch des Krieges hat Islamic Relief mehr als 950.000 Menschen mit lebenswichtigen Hilfsgütern wie Lebensmitteln, Nahrungsmitteln, Bargeld-Hilfen und medizinischer Versorgung versorgt.

Hilfsorganisationen und lokale Behörden haben jedoch Mühe, das Ausmaß der Krise zu bewältigen. Der humanitären Hilfe fehlt es dringend an Mitteln, und die Konfliktparteien behindern weiterhin den Zugang zu einigen der am stärksten betroffenen Gebiete durch eine Kombination aus bürokratischen Verzögerungen und anhaltender Gewalt.

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Foto: Eine junge Mutter mit ihren Kindern und weiteren Kindern in einem Lager für Binnenvertriebene in Sennar, Sudan.

Fehlende Finanzierung verhindert lebensrettende Hilfe durch lokale und internationale Hilfsteams

Der Sudan hat sich zu einem der gefährlichsten Orte der Welt für humanitäre Hilfe entwickelt: Seit Ausbruch des Krieges wurden mindestens 37 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet. Dutzende weiterer Helfende wurden angegriffen und über 120 Büros und Lagerhäuser von humanitären Organisationen wurden von bewaffneten Gruppen geplündert, darunter auch Büros von Islamic Relief.

In Gedaref haben die humanitären Organisationen relativ guten Zugang, aber die fehlende Finanzierung behindert die humanitäre Hilfsreaktion. Die lokalen Behörden haben acht Aufnahmezentren eingerichtet, um die Vertriebenen auf andere, eigens dafür errichtete Standorte zu verteilen. Die meisten dieser Zentren befinden sich jedoch noch im Aufbau und sind noch nicht bereit, Menschen aufzunehmen, so dass die Aufnahmezentren überlastet sind und an ihre Belastungsgrenze stoßen.

Mehr Aufmerksamkeit und Diplomatie für den Sudan gefordert, um eine Hungersnot zu verhindern

Trotz des enormen Leids wird die Krise im Sudan von der Weltöffentlichkeit weitgehend vernachlässigt. Islamic Relief fordert die internationalen Regierungen auf, dringend ihre diplomatischen Bemühungen um einen sofortigen Waffenstillstand zu intensivieren und den Druck auf die Kriegsparteien zu erhöhen, um die Zivilbevölkerung zu schützen – sowie den Zugang für humanitäre Hilfe zu erleichtern und die Mittel für humanitäre Hilfe aufzustocken.

Vier Monate nach der Pariser Konferenz im April ist von den 2,2 Milliarden Dollar, die internationale Geber für die humanitäre Hilfe im Sudan zugesagt haben, nur sehr wenig eingetroffen und die Versprechen wurden nicht eingehalten. Islamic Relief fordert die Geber dazu auf, vorrangig Maßnahmen zur Verhinderung der Hungersnot zu finanzieren, wie z.B. die Bereitstellung von Bargeld-Hilfen, damit die Menschen Lebensmittel auf lokalen Märkten kaufen können und die Unterstützung von Kleinbauern mit Saatgut und landwirtschaftlichen Geräten.

Internationale Regierungen sollen auch die Unterstützung für die sudanesischen gemeindebasierten Helferinnen und Helfer vor Ort verstärken. Lokale Nothilfezentren und Gemeinschaftsküchen stehen seit Beginn des Krieges an vorderster Front der humanitären Hilfe, doch mussten viele von ihnen wegen Geldmangels und Angriffen geschlossen werden.

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Angekündigte Verhandlungen: zarte Hoffnung auf Frieden in Sudan

Waffenruhe Sudan

Notleidende Menschen im Krisenland Sudan hungern, werden auf der Flucht angeschossen und haben keinerlei Zugang zu medizinischer Versorgung. Nun keimt neue Hoffnung auf ein Ende des Bürgerkriegs.

Khartum/Bonn (KNA). Es ist die größte humanitäre Krise, die sich zurzeit auf dem afrikanischen Kontinent abspielt. Im Westen des Sudan herrscht im Flüchtlingscamp Zamzam eine Hungersnot. Millionen Menschen versuchen, sich vor den sudanesischen Streitkräften und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ in Sicherheit zu bringen.

Sudan: Acht Millionen sind im Inneren auf der Flucht

Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sind knapp acht Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht. Mehr als zwei Millionen versuchen, Nachbarländer zu erreichen. Nach Einschätzung der US-Organisation Fews Net, die Hungersnöte weltweit untersucht, kamen etwa im Juli täglich 1.100 Menschen im Südsudan an.

Doch auch der Nachbarstaat – nach jahrzehntelangen Konflikten zwischen dem überwiegend christlichen Süden und dem muslimischen Norden 2011 gegründet – ist von Krisen und Machtkämpfen gezeichnet. Menschen, die deshalb früher nach Sudan geflohen waren, sind nun zurück und verzweifelter denn je. Die Regenzeit erschwert die Lage zusätzlich. Überflutungen drohen.

Ähnlich angespannt ist die Lage im Osten des Tschad. Der hat bereits seit den 2000er Jahren Millionen Menschen aus Sudans Region Darfur aufgenommen. Eine ganze Generation ist in Flüchtlingscamps aufgewachsen.

Seit Kriegsbeginn in Sudan vor mehr als einem Jahr hat der Druck wieder zugenommen; ausgerechnet in einer Region mit ohnehin schlechter Infrastruktur, wie Abderamane Ali Gossoumian zu bedenken gibt. Er ist Mitglied des tschadischen Komitees für Frieden und Versöhnung, eine zivilgesellschaftliche Organisation.

Foto: Henry Wilkins/VOA | Lizenz: Public Domain

Die Versorgungslage wird immer dramatischer

Wenn mehr Menschen versorgt werden müssten, führe das zu steigenden Lebensmittelpreisen, so Gossoumian. Die Kriminalität nehme ebenfalls zu. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, sagt auch Volker Gerdesmeier, Leiter des Afrika-Referats von Caritas international in Freiburg. Mehrere Länder seien von dem Konflikt betroffen. „Es ist extrem beunruhigend“, so Gerdesmeier.

Hoffnung machen jetzt Gespräche über einen Waffenstillstand, die am 14. August in der Schweiz beginnen sollen. Initiator sind die USA. Vertreter beider Konfliktparteien sollen teilnehmen. Doch schon im Vorfeld knirscht es. Sudanesischen Medienberichten zufolge wollte Armeechef Abdel Fattah al-Burhan zunächst Fragen zu einem alten gescheiterten Friedensabkommen klären. Die gegnerische Partei habe sich nicht daran gehalten, so der Vorwurf.

Waffenstillstands-Gespräche hat es in den vergangenen knapp 16 Monaten einige gegeben. Nach Einschätzung des südafrikanischen Instituts für Sicherheitsstudien verlieren die Sudanesen mit jeder weiteren gescheiterten Initiative noch mehr Vertrauen in die verantwortlichen Akteure. Es sei zu einem kontraproduktiven Wettbewerb unter den Vermittlern gekommen, kritisiert die Denkfabrik.

Sudan

Foto: luzitanija , Adobe Stock

Machtkampf zwischen Armee und Paramilitärs

Der aktuelle Bürgerkrieg ist ein Machtkampf zwischen Armee und Paramilitärs. Er begann im April 2023, vier Jahre nach dem Sturz von Langzeitdiktator Omar al-Bashir. Einerseits führten eine schwache Wirtschaft und generelle Enttäuschung zu Protesten. Andererseits gelang es nicht, die Paramilitärs in die reguläre Armee zu integrieren. Gegründet hatte Diktator al-Bashir die berüchtigte Einheit vor elf Jahren, um Anti-Regierungs-Aufstände in Darfur zu unterdrücken.

Wie viele Menschen seit Kriegsbeginn ums Leben gekommen sind, ist unklar – die Rede ist von mindestens 15.500. Mitunter werden weitaus höhere Zahlen genannt. Für die Überlebenden ist die Lage katastrophal. 

„Humanitäre Hilfe zu leisten, ist fast unmöglich. Sie wird gezielt blockiert. Laster werden nicht durchgelassen und Reisegenehmigungen nicht erteilt. Das ist mehr als alarmierend. Das humanitäre Völkerrecht wird damit nicht eingehalten“, sagt Lara Dovifat, politische Leiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.

Sogar Angriffe auf Krankenhäuser habe es gegeben. „Heute sind bis zu 80 Prozent dieser Einrichtungen nicht mehr funktionsfähig. Schon vorher haben viele nur mit Einschränkungen gearbeitet“, so Dovifat. Mit Blick auf die geplanten Verhandlungen fordert sie, den Zugang zu medizinischer Versorgung sofort wiederherzustellen, nicht erst später durch ein mögliches Friedensabkommen. „Die Menschen leiden jetzt“, betont die Expertin.

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Sudan: Frauen werden ins Visier genommen

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Im April 2024 jährte sich der Konflikt im Sudan zum ersten Mal. Die Nation leidet immer noch unter dem brutalen Krieg gegen ihr Volk, wobei Frauen die Hauptlast der Zerstörung […]

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Eine fatale Tat. Vor 110 Jahren kam es zum Attentat von Sarajevo

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Vor 110 Jahren wurden auf dem Balkan die Weichen für den Ersten Weltkrieg gestellt. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Ein Besuch in Belgrad, Sarajevo und Wien. (KNA). Wenn der […]

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Sudan: Zahl der Binnenflüchtlinge erreichen neues Rekordhoch

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Die IOM warnt, dass die Zahl der durch den Konflikt im Sudan vertriebenen Menschen auf über zehn Millionen ansteigen könnte.

Port Sudan (IOM). Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat davor gewarnt, dass die Zahl der durch den Konflikt im Sudan vertriebenen Menschen auf über zehn Millionen ansteigen könnte. Die schlimmste Binnenvertriebenenkrise der Welt spitzt sich weiter zu, und drohende Hungersnöte und Krankheiten verschlimmern das durch den Konflikt verursachte Chaos.

Sudan: Zahlen könnten auf über 10 Mio. steigen

Die Displacement Tracking Matrix der IOM, die wöchentlich Statistiken veröffentlicht, verzeichnete letzte Woche 9,9 Millionen Binnenvertriebene in allen 18 Bundesstaaten des Sudan – 2,8 Millionen vor dem Krieg im April 2013 und 7,1 Millionen seitdem. Mehr als die Hälfte der Binnenvertriebenen sind Frauen und mehr als ein Viertel Kinder unter fünf Jahren.

„Stellen Sie sich vor, eine Stadt von der Größe Londons wird vertrieben. So sieht es aus, aber es geschieht unter ständiger Bedrohung durch Kreuzfeuer, Hunger, Krankheiten und brutale ethnische und geschlechtsspezifische Gewalt“, sagte IOM-Generaldirektorin Amy Pope. „Der humanitäre Bedarf im Sudan ist enorm, akut und unmittelbar, und dennoch sind erst 19 Prozent der von uns angeforderten Mittel bereitgestellt worden. Um eine drohende Hungersnot abzuwenden, bedarf es einer gemeinsamen internationalen Anstrengung.“

Insgesamt mussten rund 12 Millionen Menschen aus dem Sudan fliehen, mehr als 2 Millionen flohen über die Grenzen in die Nachbarländer, vor allem in den Tschad, den Südsudan und nach Ägypten.

Foto: Abd_Almohimen_Sayed, Shutterstock

Der Krieg gegen die Bürger will nicht enden

Nach Jahren der Krise brach Mitte April 2023 ein Bürgerkrieg aus, als in der Hauptstadt Khartum heftige Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) ausbrachen, die sich schnell auf das gesamte riesige Land mit fast 50 Millionen Einwohnern ausweiteten. 

Der Krieg ist brutal, intensiv und wird mit großer Härte geführt. Es wird von schweren Menschenrechtsverletzungen berichtet, darunter ethnische Gewalt, Vergewaltigungen und Massenvergewaltigungen als Mittel der Kriegsführung. 70% der Menschen, die im Sudan zur Flucht gezwungen wurden, versuchen an Orten zu überleben, an denen eine Hungersnot droht.

Der Zugang für humanitäre Hilfe ist lückenhaft oder nicht vorhanden. Die bevorstehende Regenzeit wird die Situation weiter verschärfen und könnte zu klimabedingten Katastrophen und der Ausbreitung von Krankheiten führen.

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Foto: Sudan Envoy

Al-Faschir: Zivilisten sitzen in der Falle

In Al-Faschir, der Hauptstadt von Nord-Darfur, sind mehr als 800.000 Zivilisten aufgrund des sich verschärfenden Konflikts in einem „gnadenlosen Ansturm von Kämpfen und Luftangriffen“ gefangen, wie es das IASC ausdrückt.

Die grundlegende Infrastruktur, einschließlich der Gesundheitsversorgung, ist zusammengebrochen. Die Preise für Lebensmittel, Wasser und Treibstoff sind in die Höhe geschossen, so dass diese grundlegenden Güter unerschwinglich geworden sind.

„Wichtige Straßen aus Al-Faschir sind blockiert, so dass die Zivilbevölkerung keine sicheren Gebiete erreichen kann. Gleichzeitig ist die Versorgung der Stadt mit Nahrungsmitteln und anderen humanitären Hilfsgütern eingeschränkt“, fügt Othman Belbeisi, IOM-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, hinzu.

„Wir fordern gemeinsam mit den Vereinten Nationen ein sofortiges Ende der Kämpfe und einen sicheren, ungehinderten und dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe über Grenzen und Frontlinien hinweg. Millionen von Menschenleben hängen davon ab.“

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In Myanmar dreht sich der Krieg auch um Rohstoffe

myanmar

Im Bürgerkrieg in Myanmar geht es nicht nur um eine Befreiung von der Junta und eine Rückkehr zu Demokratie. Es ist auch ein Kampf um Zugriff auf Gas, Öl, Wasser und Seltene Erden.

Yangon (KNA). Die wirtschaftlich bedeutsame Region Rakhine ist weiter der derzeit wichtigste Bürgerkriegsschauplatz in Myanmar. Die mächtige Rebellenmiliz Arakan Army (AA) hat bereits die Kontrolle über mehr als die Hälfte der Städte in dem westlichen Teilstaat erlangt. Mitte Mai hatte die AA die Stadt Buthidaung erobert und die Truppen der Junta vertrieben.

Große Teile von Buthidaung gingen in Flammen auf; 45.000 muslimische Rohingya mussten nach UN-Informationen fliehen. Wer für die durch Satellitenbilder belegte Brandschatzung verantwortlich war, ist auch zwei Wochen später unklar.

AA-Sprecher Khaing Thukh wies im Gespräch mit dem unabhängigen myanmarischen Exilmagazin „Irrawaddy“ eine Verantwortung für die Gewalt zurück: Anschuldigungen, die AA habe Dörfer niedergebrannt, seien haltlos.

Auch den Vorwurf der Diskriminierung von Rohingya wies der Sprecher zurück. Die AA kämpfe unabhängig von Rasse und Religion für eine Befreiung aller Menschen in Rakhine. Die überwiegend buddhistische AA gehört mit geschätzten 30.000 Kämpfern zu den mächtigsten Rebellenarmeen im Bürgerkrieg. 

ls Mitglied einer Allianz von mehreren Milizen der ethnischen Minderheiten ist sie auch in den überwiegend christlichen Regionen Chin und Kachin sowie im buddhistischen Shan aktiv.

Rakhine ist reich an Rohstoffen wie Öl und Gas; zudem ist die Region Myanmars Zugang zum Indischen Ozean und Standort großer Infrastrukturvorhaben des chinesischen Mega-Projekts „Neue Seidenstraße“. Ein Sieg des Widerstands dort könnte laut politischen Beobachtern den Anfang vom Ende der Junta in Myanmar einläuten.

Um Rohstoffe geht es auch im Kampf um Kachin, im Norden Myanmars an der Grenze zu China gelegen. Die Junta hat Berichten zufolge die Prüfung der Wiederaufnahme des Baus des umstrittenen Myitsone-Wasserkraftwerks einer chinesischen Investment-Gesellschaft beschlossen.

Nach vielen Protesten der Bevölkerung stoppte 2011 Myanmars damalige Regierung den Bau. Für den laut Planung 766 Quadratkilometer großen Stausee wären 47 Dörfer sowie buddhistische Tempel und Kirchen geflutet und mehr als 10.000 Menschen der Ethnie der Jingpo vertrieben worden.

Die Nichtregierungsorganisation Global Witness schlägt unterdessen Alarm wegen des rasanten Abbaus Seltener Erden aus Kachin; eine Folge weltweit steigender Nachfrage. 

Die rapide Zunahme des Bergbaus habe verheerende Umweltauswirkungen, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Report von Global Witness mit dem Titel: „Treibstoff für die Zukunft, Gift für die Gegenwart: Myanmars Boom bei Seltenen Erden“. Die Metalle würden hauptsächlich von chinesischen Firmen abgebaut und nach China exportiert.

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Interreligiöser Dialog in Krisenzeiten: ein Stimmungsbild im Krieg

interreligiöser dialog

Welche Folgen hatte der 7. Oktober für den interreligiösen Dialog? Der Mediendienst Integration hat bundesweit bei Initiativen nachgefragt.

(Mediendienst Integration). Seit den 2000er Jahren sind in Deutschland zahlreiche Initiativen zur Förderung des interreligiösen Dialogs entstanden. Sie erfüllen sehr unterschiedliche Aufgaben – von Workshops und Seminaren über Bildungsangebote in Schulen bis hin zu gemeinsamen Veranstaltungen und Feierlichkeiten.

Sie pflegen Kontakte unter anderem zu jüdischen, muslimischen, christlichen, buddhistischen, Hindu-, Eziden- und Bahái-Glaubensegmeinschaften. Ein Großteil ihrer Aktivitäten wird von Ehrenamtlichen geleistet. Von Lina Steiner

Nach dem 7. Oktober wurde Dialog deutlich schwieriger

Nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und der anschließenden Reaktion des israelischen Militärs im Gaza-Streifen ist die Arbeit vieler Initiativen und Projekte im Bereich interreligiöser Dialog in Deutschland deutlich schwieriger geworden.

Der Mediendienst hat bundesweit bei interreligiösen Dialoginitiativen nachgefragt: 15 von 33 angefragten Projekten, Gruppen und Institutionen haben geantwortet. Die Projekte berichten über sehr unterschiedliche Erfahrungen: In einigen Fällen sei der Bedarf nach Austausch zwischen Glaubensgemeinschaften noch stärker geworden. In mehreren Fällen mussten Aktivitäten dennoch eingestellt werden. Etliche Mitarbeiter*innen sprechen von zunehmenden Sorgen und Ängsten.

Foto: Simon Bierwald, Stiftung Mercator

Es komme oftmals zu „Missverständnissen“, „Verstimmungen“ und „gegenseitigen Vorwürfen“. Teilnehmer*innen (besonders aus den jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften) hätten sich von den Initiativen zurückgezogen.

Einige Projekte mussten abgebrochen werden

Einzelne Projekte mussten wegen interner Spannungen abgebrochen werden: Ein Projekt endete aufgrund der Angst vor Übergriffen. Ein anderes Projekt mit Schulklassen wurde gestoppt, weil die Referentinnen so widersprüchliche Meinungen zum Nahost-Konflikt hatten, dass ein gemeinsames Auftreten in der Schule nicht möglich gewesen sei. In einem dritten Projekt zog sich die jüdische Gemeinde zurück, was ebenfalls zum Ende des Projektes führte.

Es entstehe das Gefühl, „trotz gutem Willen nichts richtig machen zu können“, wie die Sprecherin einer Initiative in NRW sagt.

Zugleich betonen mehrere Befragte, wie wichtig es gerade jetzt sei, „in Begegnung und Gespräch zu bleiben“. Dass über die Jahre ein Vertrauensverhältnis entstanden ist, hat sich teilweise ausgezahlt: Manche Projekte intensivierten den Austausch. Die Befragung zeigt, dass die meisten Dialogprojekte bestehen blieben.

Trotz Meinungsverschiedenheiten werde der Dialog „konstruktiv“ fortgeführt, „Sensibilität“ und „Achtsamkeit“ seien gestärkt worden, heißt es beispielsweise beim Berliner Forum der Religionen. Auch wenn es großen Diskussionsbedarf gebe, sei der Umgang miteinander nach wie vor „grundsätzlich vertrauensvoll“, teilt eine Initiative aus Hamburg mit.

Ein Projekt aus Baden-Württemberg berichtet von einem „sehr guten, emotionalen, ehrlichen Austausch“ trotz anfänglicher Sorgen. Die gewachsenen Beziehungen hätte sich „als tragfähig auch in der Krise erwiesen“.

Foto: Deutsche Islam Akademie

Berliner DIA entwickelt besondere Angebote

Vier der befragten Projekte haben nach dem 7. Oktober spezifische Angebote zum Thema Krieg im Nahen Osten entwickelt. Ein Projekt hat sich professionelle Beratung zum Thema Umgang mit Konflikten geholt.

Pinar Çetin von der Deutschen Islam Akademie (DIA) bekommt derzeit viele Anfragen für Veranstaltungen zum Thema Dialog in Schulen. Die Politologin leitet seit mehreren Jahren Fortbildungen – unter anderem zum Thema Religion. „Vertrauen ist das wichtigste“, sagt Çetin.

Um eine Vertrauensbeziehung zu Vertreter*innen verschiedener Glaubensgemeinschaften aufzubauen, brauche man Jahre: „Es braucht unheimlich viel Zeit und Kraft. Ja, man muss zusammenkommen, gemeinsam Veranstaltungen organisieren, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsame Ziele verfolgen.“

Auch das interreligiöse Projekt „House of One“ in Berlin bekommt derzeit etliche Anfragen für Bildungsangebote zum Thema Krieg im Nahen Osten in Schulen. Die Konflikte seien nicht neu, sagt der theologische Referent des Projektes, Osman Oers.

Sie hätten allerdings aufgrund der jüngsten Eskalation eine neue, viel besorgniserregendere Dimension erreicht: „Wir sehen, dass in Krisenzeiten bestimmte Denkmuster und Feindbilder stärker reproduziert werden.“

Diesen könne man oftmals durch eine gezielte Wissensvermittlung begegnen: „Schüler*innen sind sehr wissbegierig, wenn es um die eigene sowie um andere Religionen geht. Oftmals herrscht aber viel Unwissen. Dadurch kann ein fruchtbarer Boden für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit entstehen.“ Deshalb sei es umso wichtiger, die Projekte weiterhin anzubieten und durchzuführen.

* Veröffentlicht im Rahmen einer CC-Lizenz.

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Sudan: Heftige Kämpfe in Al-Faschir verschärfen humanitäre Krise

sudan faschir

Zehntausende Tote und Verletzte nach über einem Jahr Konflikt im Sudan. Hilfsorganisation CARE fordert die sofortige Einstellung der Kämpfe und ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe

Bonn, 16. Mai 2024. 14.000 Tote und fast 30.000 Verletzte: Die Bilanz nach über einem Jahr Konflikt im Sudan ist verheerend. Mehr als sechs Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, fast zwei Millionen sind aus dem Sudan geflohen.

Sudan: CARE befürchtet weitere Verschärfung

Mit der Zunahme der Kämpfe in der Stadt Al-Faschir droht eine weitere Verschärfung der humanitären Situation, warnt die Hilfsorganisation CARE.

„Die jüngste Gewalt in Al-Faschir verschlimmert nicht nur das Leid der Menschen in der Stadt, sondern trifft auch die Gemeinden im benachbarten Ost- und Süd-Darfur schwer“, sagt Abdirahman Ali, CARE-Länderdirektor im Sudan.

„Durch die Stadt läuft eine wichtige Transitroute. Die Menschen in der Region sind bereits mit extremer Nahrungsmittelknappheit konfrontiert und es droht eine Hungersnot. Eine Eskalation der Kämpfe wird den Bedarf an humanitärer Hilfe weiter erhöhen.“

Foto: Henry Wilkins/VOA | Lizenz: Public Domain

Hilfsgüter sind unerreichbar

Lebensnotwendige Güter wie Wasser, Treibstoff und Medikamente sind aufgrund von Zugangsbeschränkungen und steigenden Kosten unerreichbar. Nahrungsmittel werden immer knapper. Die humanitären Hilfsteams vor Ort befinden sich angesichts des Ausmaßes der Situation und der fehlenden Ressourcen am Rande ihrer Kapazitäten.

Die medizinische Versorgung bleibt eine Herausforderung. „Wir arbeiten seit Monaten unter katastrophalen Bedingungen, ohne Wasser und Strom. Wir können keine Impfstoffe kühlen und keine medizinischen Vorräte aufbewahren. Das gefährdet das Leben von Müttern, schwangeren Frauen und Kindern“, berichtet eine Gynäkologin und Geburtshelferin in einer von CARE unterstützten Gesundheitseinrichtung.

Foto: Abd_Almohimen_Sayed, Shutterstock

CARE: Sofortige Einstellung der Kämpfe!

CARE fordert eine sofortige Einstellung der Kämpfe zum Schutz der Zivilbevölkerung sowie den sicheren, schnellen und ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe. Alle Parteien müssen ihren internationalen Verpflichtungen nachkommen und die Sicherheit der humanitären Helfer:innen und der kritischen Infrastruktur, einschließlich der Krankenhäuser, gewährleisten.

„Jeder weitere Tag Konflikt führt zu mehr Leid für die Menschen im Sudan.“

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Wir brauchen mehr vermittelnde Stimmen

kurzmeldungen deutschland vermittelnde

Deutschland: In schwierigen Zeiten sind vermittelnde Stimmen notwendig, also solche, die Brücken bauen und Gräben nicht vertiefen wollen.

(iz). Das ist schwierig, denn es gibt kaum ein Thema, dass seit Jahrzehnten so die Emotionen von Muslimen berührt, wie das Schicksal der Palästinenser. 

Auf der anderen Seite steh: Seit den furchtbaren Taten der Nationalsozialisten ist die Erinnerung an die Zeit der Judenverfolgung wichtiger Bestandteil des kollektiven Bewusstseins. Das Eintreten für eine Zwei-Staaten-Lösung und das Bekenntnis zum Existenzrechts Israels sind Konsens zwischen den demokratischen Parteien.

Viele Deutsche haben das Schicksal der Palästinenser verdrängt. Dennoch ist es logisch, dass wir Deutschen bei diesem Thema kaum unbefangen sein können. 

Das Argument, dass gerade, weil wir diese historischen Verantwortung tragen, keine Doppelstandards zulassen dürfen, wiegt schwer. Welches Land der Erde völlig frei von diesen Doppelstandards ist, wäre eine andere Frage. Klar sind nur zahlreiche Bespiele von Diktaturen, die ohne jeden Standard auskommen.

Gott sei Dank besteht eine überwältigende Übereinstimmung – gerade zwischen Muslimen – dass jüdisches Leben in Deutschland – in welcher Form es sich auch im Alltag zeigt – geschützt werden muss. Jeder, der in Deutschland für eine Synagoge oder eine Moschee Verantwortung trägt, teilt ähnliche Sorgen. Dies sollte zu Denken geben – es gibt zwischen Muslimen und Juden mehr Gemeinsames als Trennendes.

„Deutschland“ ist eine Abstraktion. 

Was mir manchmal Deutschland nennen, setzt sich in Wirklichkeit aus handelnden Menschen und diversen Akteuren zusammen: Regierung, Justiz, Institutionen, Medien, Parteien und Zivilgesellschaft. Wir Muslime sind Teil Deutschlands, schon deswegen macht es wenig Sinn unser Land abstrakt zu verdammen.

Natürlich haben wir unsere eigene Positionen, vertreten sie – hoffentlich auch weiterhin in einer Atmosphäre der Freiheit –, wie sie nur wenige Gesellschaften ermöglichen. Dabei ist es legitim, gegen drohende Einschränkungen der Meinungsfreiheit einzutreten.

Unsere Regierung macht Fehler. 

Seit dem 7. Oktober hätten sich viele Muslime gewünscht, dass Berlin klarer Stellung nimmt gegenüber offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen der Regierung Netanyahu und sich klarer von den rechtsradikalen Stimmen dieser Politik absetzt.

Viele Muslime erwarten einen Waffenstillstand, und ein Ende der Rüstungsexporte, zumindest solange nicht ein Gericht die israelische Regierung von den erhobenen Vorwürfen entlastet. Natürlich wehren sich in diesem Kontext engagierte Muslime  gegen den pauschalen Vorwurf des Antisemitismus. 

Für all diese Positionen kann man streiten.

Mit einer Ausnahme: Diejenigen, die auf unseren Straßen einfach die Vernichtung Israels fordern, verlassen die Ebene möglicher Debatten. Gleiches gilt für Positionen, die den Palästinensern generell ein Leben in Würde und politischer Selbstverantwortung absprechen.

Verantwortung hat jede politische Führung.

Wenn wir für eine offene Streitkultur eintreten, muss dies auch für uns selbst gelten. Es ist legitim zu fragen, warum zum Beispiel die Verbündeten der Hamas nicht mehr Druck auf ihre politische Führung ausüben, die kriegerischen Handlungen zu beenden und die Geiseln endlich frei zulassen.

Kritik an der iranischen Politik ist ebenso notwendig. Nicht nur israelische Verantwortungsträger haben die Verantwortung für ihre Taten, dieser Grundsatz gilt für jede politische Führung. Es darf in Deutschland auch keine Stimmung zwischen uns Muslimen geben, die keine Kontrollfragen mehr zulässt, ohne den Vorwurf eines angeblichen Verrats entstehen zu lassen.

Entmenschlichung

Nur eine relativ geringe Zahl von Extremisten phantasiert über die Vernichtung des jeweiligen Gegners. Kein Vernünftiger dieser Welt will absichtlich Kindern und Frauen töten. Aber wer immer die israelische Regierung bedingungslos stützt, muss erklären, wie diese unglaublichen Opferzahlen der palästinensischen Zivilbevölkerung zu verantworten sind. In der deutschen Gesellschaft gibt es zahlreiche Stimmen, die in Gaza keine Verhältnismäßigkeit mehr erkennen. 

Auf der anderen Seite muss ebenso erklärt werden, wie eine dauerhafte Friedenslösung mit extremen Organisationen oder beispielsweise dem Iran zustande kommen soll. Hier gibt es leider keine einfache Antworten und unterschiedliche Meinungen sind möglich. 

Wie immer wir zu diesem Konflikt stehen. Schade wäre es, wenn wir Muslime, gerade unsere Jugend, uns von den gesellschaftlichen Debatten einfach abwenden, statt uns weiterhin sachlich und zivil für unsere Anliegen einzusetzen.