Taliban-Vormarsch: Russland verstärkt „Potenzial“ in Zentralasien

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Duschanbe (dpa/iz). Russland verstärkt angesichts der gespannten Lage in Afghanistan nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu das „Kampfpotenzial“ seiner Basen in Zentralasien. Die Stützpunkte in den früheren Sowjetrepubliken Tadschikistan und Kirgistan würden besser ausgestattet, „um auf die Krisensituation zu reagieren“, sagte Schoigu.

Der Minister erörterte in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe mit Kollegen aus Nachbarstaaten, darunter Chinas Verteidigungsminister Wei Fenghe, die Lage in Afghanistan mit Blick auf den Abzug der Truppen der USA und ihrer Verbündeten.

Durch ihren „übereilten Abzug“ hinterließen die USA eine zunehmend gefährliche Situation in der Region, sagte Schoigu. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, verglich Schoigu bei einem Gespräch mit seinem chinesischen Kollegen Wei die USA mit einem „schlechten Dompteur in einem Wanderzirkus“. „Der Dresseur ist in Panik aus dem Käfig gerannt und schaut jetzt mit dem ganzen Publikum von außen zu, wie die Mitwirkenden der Vorstellung sich um ein Stück zurückgelassenes Fleisch kabbeln.“

Russland sieht den Vormarsch der Taliban mit Sorge. Schoigu kündigte an, die Partner in Zentralasien mit „Waffen, Militärtechnik und der Ausbildung von Kadern“ zu unterstützen. Er sagte, dass die Anschlagsgefahr in der Region zunehme, weil immer mehr Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) etwa aus Libyen und Syrien nach Afghanistan kämen. Der Minister sicherte Tadschikistan, wo Russland seine größte Auslandsbasis hat, Unterstützung gegen ein mögliches Eindringen von Terroristen zu.

Zuletzt waren Hunderte Angehörige afghanischer Sicherheitsorgane aus Angst vor den Taliban nach Tadschikistan und Usbekistan geflohen. Die Massenflucht der Afghanen zeige, dass die Vereinbarungen der USA mit den Taliban nicht umgesetzt würden, sagte Schoigu.

Russland beteiligt sich auch an einem Militärmanöver in der kommenden Woche vom 5. bis 10. August in Tadschikistan und Usbekistan an der Grenze zu Afghanistan. Dabei solle vor allem trainiert werden, wie etwa auch unter Nutzung der Luftaufklärung ein Eindringen von Kämpfern aus Afghanistan zu verhindern sei, sagte Schoigu.