Als Portugal ein muslimisches Königreich war

Ausgabe 254

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(MV Media). Die portugiesische Fußballnationalmannschaft wurde bei der diesjährigen EM zum ersten Mal in ihrer Geschichte zum Europameister, nachdem sie die französische Equipe im Finale schlagen konnte.
Es wird für viele eine Überraschung sein, zu erfahren, dass ein Großteil Portugals über 500 Jahre lang unter muslimischer Herrschaft lebte. Sie begann im frühen 8. Jahrhundert, als Muslime Spanien, oder Al-Andalus, regierten. Damals war das heutige Portugal als Al-Gharb Al-Andalus (der Westen von Al-Andalus) bekannt.

Sevilla, und dann Cordoba, waren Hauptstädte des muslimischen Gemeinwesens auf der iberischen Halbinsel. Silves wurde zur Hauptstadt der mittelalterlichen Muslime Portugals.

Muslime brachten neue landwirtschaftliche Techniken. Simple, harte Arbeit ließ Portugal aufblühen. Bis zum heutigen Tag meint das bekannte portugiesische Verb „mourejar“, wie ein Maure (Muslim) zu arbeiten. Es bedeutet ungewöhnliche Aufmerksamkeit und Hartnäckigkeit. Das Portugiesische verfügt über Tausende Wörter arabischen Ursprungs.

Antonio Preto da Silva, ehemaliger portugiesischer Tourismusmanager in Kanada, meint: „Viele unserer Landsleute, insbesondere die Gebildeten, wissen sehr gut, dass Araber Teil unserer Geschichte sind (…) Sie trugen zu unserer Sprache, Architektur und insbesondere zu unseren Kenntnissen der Seefahrt bei. Das Lateinsegel und der Astrolab, eingeführt von den Arabern, waren entscheidend für die Beiträge unserer Nation im Zeitalter der Entdeckungen.“

Während Jahrhunderte der muslimischen Präsenz in Andalusien architektonische Schätze wie die Giralda (Sevilla), die große Moschee von Cordoba und die Alhambra (Granada) hervorbrachten, hinterließ die islamische Periode nur wenige wichtige Baudenkmäler im heutigen Portugal. Das Land lag immer am äußersten Rand der muslimischen Welt. Seine Grenzherrscher investierten wenig in grandiose Bauten. Heutzutage besitzt die Stadt Mértole, im Alentejo gelegen, die einzigen Überreste einer Moschee. Nach der Conquista wurde sie zwangsweise in eine Kirche verwandelt. Die Wasserräder der heutigen Algarve sind die Nachkommen der muslimischen Modelle. Sie halfen – in Portugal und in Spanien – mit, die damalige Landwirtschaft zu revolutionieren.

Im Portugiesischen jedoch finden sich unzählige Hinterlassenschaften des muslimischen Erbes. Oft stehen die Wörter in Zusammenhang mit Essen, Landbau und handwerklicher Arbeit. Die häufige Phrase „Oxalá“ (so Gott will) ist von „Inscha’Allah“ abgeleitet.

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