Auch ein Kardinal sollte recherchieren, bevor er Kritik übt. Von Oliver Bauer

Ausgabe 200

(islam.de). Der Zentralrat der Muslime in Deutschland wies die Vorwürfe des Kölner Kardinals Joachim Meisner zurück, wonach angeblich deutsche Islam-Vertreter die neu aufflammende Gewalt in ­Nigeria nicht verurteilen würden. „Kardinal Meisner ist entweder auf Extremisten-Hetzer hereingefallen, oder er hat mit der Unwissenheit seiner Kirchengemeinde spekuliert“, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Der Koordinierungsrat der Muslime habe schon am zweiten Weihnachtstag eine eindeutige Erklärung zu den Anschlägen auf Christen in Nigeria veröffentlicht, so Mazyek weiter (islam.de berichtete). „Erst vor Kurzem haben wir gemeinsam erklärt, dass der Qur’an Angriffe auf Kirchen, Synagogen und Moscheen selbst im Krieg deutlich verbietet“, sagte er.

Leider ist der Fall ein Beispiel dafür, wie leichtfertig sogar Kirchenvertreter gebetsmühlenartig Distanzierungsforderungen an Muslime stellen. In diesem Zusammenhang erklärte Mazyek: „Das Maß ist langsam voll, sich immer distanzieren zu müssen und hinterher auch noch vorwer­fen zu lassen, man habe es nicht getan. Von einem Kirchenführer erwarte ich einen fairen Umgang“. Zudem vermisse Mazyek bis heute von ihm eine Verurteilung des Terrors in Nigeria – „und zwar der christlichen Organisation Akhwat Akwop“, so Mazyek. Dadurch seien zum Ramadangebet 20 Muslime gestorben und alleine im vergangenen Jahr 5 Moscheen und 50 Häuser in Flammen aufgegangen. Nigeria ist lediglich der aktuellste Fall dieser Art; in leider regelmäßigen Abständen nehmen die Muslime in Deutschland und weltweit deutlich Stellung, verurteilen Terror und Gewalt. Dennoch wird den Muslimen jedes Mal aufs Neue vorgeworfen, sich zu einem bekanntgewordenen Verbrechen eines vermeintlichen Muslims irgendwo in der Welt nicht distan­ziert zu haben.

Anfang Januar entschuldigte sich Meisner dann für seine Aussagen mit der Begründung, er hätte die Erklärung des KRM, die er nun lobte, zum Neujahrstag nicht gelesen. Man wird den Verdacht einfach nicht los, dass dies in Teilen inszeniert ist, um die Muslime an den Pranger zu stellen. Um Aufklärung oder echte Empörung geht es dabei wohl weniger.