Brennpunkt Ägypten – Medien im Putsch

Ausgabe 219

BERLIN (IZ/KNA/Agenturen). Erwartungsgemäß wurde und wird der Konflikt in Ägypten auch über und durch Medien fortgesetzt. In professionellen Medien und in Blogs, in staatlich kontrollierten und in privat finanzierten, im In- und Ausland nimmt er dabei sehr unterschiedliche Züge an. Bereits Tage nach dem Sturz der Regierung Mursi ließ sich innerhalb Ägyptens von einer relati­ven Gleichschaltung der staatlichen, aber auch der großen, kommerziellen Medien sprechen.

Sie sind es auch, die die Botschaften der Machthaber und ihrer Übergangsregierung leicht verdaulich an die empfänglichen Massen weitergeben. Dabei ­spielte, wie in der bundesdeutschen Islamdebatte auch, die Definitionshoheit über die Begriffe eine sehr wichtige Rolle. Geschickt hämmern die Pro-Putsch-Medien den, oft wenig gebildeten Massen Ägyptens die einfache, aber eingängige Botschaft ein: Die Muslimbruderschaft, Anhänger des Putsches und mittlerweile auch eini­ge „Liberale“ wie der geflohene ElBaradei, die den Sturz Mursis anfänglich unterstützten, seien Verräter am Fetisch Staat und eine Bedrohung, die es auszu­schalten gelte.

Spürbarer noch als die funktionierende Kooperation der neuen Machthaber und ihrer Medien waren die gezielten Angrif­fe auf und Repressionen gegen unabhängige und ausländische Medienvertreter in Ägypten. So wurden Mitte August bei der Räumung von Protestlagern innerhalb und außerhalb Kairos mehrere Journalisten getötet. Einige Korres­pondenten sprachen davon, dass die Journalisten gezielt angegriffen wurden. Darüber hinaus sollen viele Journalisten drangsaliert, geschlagen und zeitweise inhaftiert worden sein. Auch deutsche Repor­ter, so der „Spiegel“ seien von den Repressalien betroffen gewesen.

Die Journalistenvereinigung „Reporter ohne Grenzen“ hat gezielte Gewalt gegen Journalisten in Ägypten verurteilt. Während der gewaltsamen Auseinandersetzungen sind nach Angaben der Berufsvereinigung mindestens vier Journalisten getötet worden; zahlreiche ­weitere Medienarbeiter ­seien verletzt worden, so die Organisation in Berlin.

Viele Sicherheitskräfte, aber auch Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi, gingen gezielt gegen Journalisten vor. „Alle politischen Kräfte in Ägypten sollten umgehend die Gewalt und Einschüchterungsversuche gegen Journalis­ten einstellen“, forderte der Vorstandssprecher von „Reporter ohne Grenzen“, Michael Rediske.

Eine unabhängige Berichterstattung sei gerade jetzt notwendig, betonte er. Vor allem Fotojournalisten sind nach Einschätzung der ägyptischen Journalistengewerkschaft gezielt beschossen worden. Am Mittwoch war der britische Kameramann Mick Deane seiner Schussverletzung erlegen. Habiba Ahmed Abd Al-Aziz, eine Journalistin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, starb ebenfalls nach einer Schussverletzung.