Europäischer Minderheitenkongress über Lage in der Ukraine besorgt

Während an der deutsch-dänischen Grenze Harmonie und Gleichberechtigung gelobt werden, verschlimmert sich die Lage der Minderheiten in der Ukraine – mit ihr die der Krim-Tataren.

Harrislee (dpa). Die Lage in der Ukraine und die Vorbildfunktion der deutsch-dänischen Grenzregion – mit diesen Themen hat sich am Donnerstag der größte europäische Minderheitenkongress in Harrislee bei Flensburg beschäftigt. Der mit Spannung erwartete Festredner und Ex-Vorsitzende des Rates der Krim-Tataren, Mustafa Dschemilew, war allerdings nicht gekommen. Wegen der dramatischen Entwicklung in der Ukraine müsse er die Interessen seines Volkes derzeit in Wien und den USA vertreten. Er appelliere an die Weltöffentlichkeit, den Kampf der Ukraine um territoriale Integrität zu unterstützen, sagte sein persönlicher Berater Ahmet Özay.

Vertreter von Bund und Land sowie der Veranstalter lobten das heutige Verhältnis von Deutschen und Dänen in der Grenzregion. «Feindschaft ist museal», sagte Hans Henrich Hansen, Präsident der mitveranstaltenden Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV). Dennoch zeige sich in der Ukraine, «wie schnell die Normalität vorbei sein kann». Er habe bei einer Reise nach Kiew «Angst und Unsicherheit» festgestellt, sagte Hansen.

Der Minderheitenbeauftragte des Bundesregierung, Hartmut Koschyk, sagte: «Wir leben noch nicht in einer Welt, wo wir davor gefeit sind, dass die Furie des Nationalismus wieder von der Leine gelassen wird.» Die sichtlich bewegte Flensburger Stadtpräsidentin Swetlana Krätzschmar, die aus der Region um Odessa stammt, setzte ihre Hoffnung auf Europa: «Russland und die Ukraine gehören zu Europa.»