Köln (iz). Jeder kennt ihn oder hat zumindest mal seinen Namen gehört: Mewlana Celaleddin Rumi. Am 17.12. jährt sich sein Todestag zum 749. Mal. In der Türkei ist es anlässlich dieses Tages üblich, an diesen großen Sufimeister zu erinnern, der vielleicht der bedeutendste Poet der Weltgeschichte ist. Diese Tradition, diese Form der Erinnerungskultur, möchte das Moscheeforum der DITIB-Zentralmoschee nun auch in Deutschland ins Leben rufen und lud am 11.12.2022 bereits zum zweiten Mal dazu ein, das Andenken Rumis zu pflegen.
Şeb-i Arus nennt Scheikh Rumi selbst seinen Todestag. Das ist Persisch und bedeutet „Hochzeitsnacht“. Als Nacht der Vereinigung sieht er den Tod an. Der Tod sei kein Grund zur Trauer, ganz im Gegenteil: Der Tod sei das ersehnte Treffen mit Allah, dem Geliebten. In einem Gedicht sagt der Scheikh: „Ihr haltet es für einen Untergang, doch nein, es ist ein Aufgang.“
Steve Jobs, der bereits verstorbene Apple-Gründer, sagte in seiner bekannten Rede in Stanford, dass nicht einmal Gläubige sterben wollen würden, um ins Paradies zu kommen. Er irrte. Kannte er etwa Rumi und die Menschen, die in seiner Tradition stehen, nicht? Einer der Imame der Zentralmoschee trug wunderschöne Gesänge vor, begleitet von orientalischen Instrumenten wie der von Rumi besungenen Ney und auch Kanun, Trommel und Geige ertönten und versetzten uns Gäste in eine Atmosphäre, die an Konya erinnert. Zusätzlich zu den schönen Reizen des Ohres drehte sich ein Semazen, ein tanzender Derwisch, auf der Bühne. Dieser Anblick erinnerte mich sehr an Konya, das ich bereits mehrere Male besuchte, und weckte die Sehnsucht und den Willen es erneut aufzusuchen.
Moderiert wurde die Veranstaltung auf Deutsch, die Gesänge fanden auf Türkisch statt. Zu Anfang erinnerte die Moderatorin daran, dass Scheikh Rumi als „Flüchtling“ nach Konya ging. Die damaligen Türken nahmen ihn auf und boten ihm Schutz und so wurde Scheikh Rumi zu einem Musterbeispiel dafür, wie ein Geflüchteter nicht nur die Beschützer, sondern die ganze Welt mit dem Reichtum seines Herzens bereichern kann. Ein Imam der Zentralmoschee trug die Poesie melodisch vor und vermittelte daneben Informationen auf Deutsch über Scheikh Rumi und dessen Geisteswelt. So trug er vor:
„Duydum ki bizi bırakmaya azmediyorsun, etme.
Başka bir yar, başka bir dosta meylediyorsun, etme.“
[Dt.: Ich hörte, du hast vor uns zu verlassen, tu es nicht.
Einem anderen Geliebten, einem anderen Freund willst du dich zuneigen, tu es nicht.]
Meine Begleitung selbst konnte kein Türkisch, doch war sie vom Klang und der Wirkung dieses ästhetischen Vortrags angetan. Es ist nicht immer nötig die Sprache zu verstehen, die Wirkung liegt zwischen den Zeilen, sofern die Menschen ihr Herz öffnen und mit sehnsuchtsvollem Ohr lauschen.
Ich lauschte. „Bischnev“ lautet das erste Wort im Mesnewi, „hör zu“. Ich hörte zu, wurde inspiriert und die folgende Verse fing ich sogleich zu schreiben an:
Wie lange willst du noch den Stein umkreisen, wie lang?
Ist nicht die Zeit das Herz nun zu umkreisen, ist‘s nicht?
Ist’s dir nicht bang die Form nur anzubeten, dir bang?
Wann wirst du lichter durch das Herz der Weisen, du Licht?
Hiermit möchte ich den Veranstaltern meinen Dank dafür aussprechen, dass sie uns in dieser durch und durch profanen Welt einen Moment lang den Geist Konyas in Köln haben schmecken lassen… danke! Möge Allah, der Ur-Liebende, die Initiatoren lieben und ihnen Ideen inspirieren, die uns als Menschen inspirieren und unsere Herzen nähren.