Karlsruhe: Bericht vom Islamforum des Deutschsprachigen Muslimkreises

Ausgabe 210

(iz). Am 3.11.2012 fand im Karlsruher Tollhaus das 4. Islamforum des Deutschsprachigen Muslimkreises statt. Das diesjähri­ge Thema war die gesellschaftliche Integration muslimischer Frauen in Karlsruhe. Eingeleitet wurde das Islamforum wie immer mit einer kurzen Qur'anrazitation. Bürgermeister Klaus Stapf, sprach in Vertretung von Oberbürgermeister Heinz Fenrich das Grußwort, betonte unter anderem die Notwendig­keit der Diskussion dieses Themas.

Da der Deutschsprachige Muslimkreis mit seinen Islamforen Nachhaltig­keit will, lädt er zu den jeweiligen Themen kompetente Gesprächspartner aus Karlsruhe und der Umgebung ein, wie dieses Mal Migrationsbeirätinnen, die Gleichstellungsbeauftragte und die stellvertretende Leiterin des Büros für Integration. Da es in diesem Jahr um die Einbindung von Frauen in die Gesellschaft ging, wurde das Programm maßgeblich von Frauen geprägt. Zu Beginn sprach die Soziologin Hasret Karacuban, die auch Sprecherin des Arbeitskreises Grüner MuslimInnen ist. Sie informierte über die Präsenz muslimischer Frauen in Parteien und Verbänden. Später sprach Najoua Benzarti von der Internationalen Islamischen Frauengemeinschaft Karlsruhe über ihre ­Tätigkeiten.

Ihr folgte Büsan Ürek vom Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen in Köln (BFmF) über das Selbstverständnis und die Außenwahrnehmung muslimischer Frauen. Sie sah eine Problematik darin, dass der Islam dem Westen und den nichtmuslimischen Frauen gegenüber gestellt wird und nicht dem Christentum und den christlichen Frauen. Viele Missverständnisse entstünden aus falschen Berichten. Ihrer Erfahrung nach verstehen sich Musliminnen durchaus als Teil der Gesellschaft und sie seien zudem genauso heterogen wie nichtmuslimische Frauen auch. Statistiken zufolge seien sie im Durchschnitt gebildeter als muslimische Männer, 1/3 ­aller muslimischen Frauen seien berufstätig, 1/4 der muslimischen Frauen selbstständig und nicht angestellt. Viele haben trotz ihres Kopftuches berufliche Karriere gemacht. Das BFmF biete hier mehrere Projekte an, um Frauen beruflich fit zu machen.

Ebenfalls vom BFmF sprach die Soziologin und Islamwissenschaftlerin Munise Cuma-Oguzay, über die Diskriminierung als Frau und Muslima. Sie stellte die Frage, wieso Diskriminierung heute überhaupt noch möglich ist und differenzierte, dass viele Alltagsdiskriminierungen gar nicht auffallen, weil sie so subtil abliefen und vielfach bagatellisiert würden. Es gebe Mehrfachdiskriminierungen, zum Beispiel als Frau, kopftuchtragende Muslima, Ausländerin und ähnliche, die nicht additiv seien, sondern sich gegen­seitig verstärken würden. Viele Diskriminierungen würden gar nicht gemeldet, die Betroffenen hielten danach eher Abstand zu anderen Menschen und zögen sich zurück. Als Maßnahme zur verstärkten Aufmerksamkeit gegen Diskri­minierungen könnten Schulungen wie bei der Polizei und bei Multiplikator­Iinnen durchgeführt werden.

Nach einer Pause hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich in den beiden Foren auszutauschen. Moderiert wurden die Foren von den Migrations­beirätinnen Jutta Gemeinhardt und Aliz Müller sowie von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Karlsruhe, Annette Niesyto, und der ­stellvertretenden Leiterin des Büros für Integration, Mirjana Diminic.