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Katars Sehnsucht nach Olympia

Foto: Visit Qatar, Unsplash

WM-Gastgeber Katar könnte schon bald nach dem nächsten großen Preis im internationalen Sport greifen. Nach zwei vergeblichen Anläufen wird eine weitere Olympia-Bewerbung von Doha erwartet. Von Christian Hollmann

Doha/Berlin (dpa). Auf weitere olympische Lobbyarbeit bei IOC-Chef Thomas Bach müssen Katars Sportfürsten beim WM-Finale unplanmäßig verzichten. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees hat die Reise zum Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft nach einer Corona-Infektion auf Anraten seiner Ärzte abgesagt. Möglich ist allerdings, dass der WM-Gastgeber schon bei Bachs Besuch beim Eröffnungsspiel mit Nachdruck hinterlegt hat, nun endlich auch Sommerspiele nach Doha holen zu wollen.

Zwei Versuche des Golfstaats hat das IOC durchfallen lassen, die gemeisterte WM aber dürfte den Ehrgeiz der Katarer weiter befeuern. „Wir haben unseren Willen und unsere Motivation gezeigt, es auszurichten. Ich denke, es liegt auf der Hand“, sagte WM-Chef Hassan al-Thawadi.

Schon wird spekuliert, Katar könne nach Olympia 2036 greifen und die Spiele dann wie die Fußball-WM in den Spätherbst verlegen. Als Pfund könnte das Emirat mit der für viele Milliarden erbauten WM-Infrastruktur wie den Stadien und der U-Bahn wuchern. Klimatisierte Arenen, vielleicht gar eine klimatisierte Marathon-Strecke – für das schwerreiche Katar kein Problem. Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani ist schon seit 2002 auch Mitglied des IOC.

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Mit einer Reihe von Top-Ereignissen hat Katar in den vergangenen Jahren seine sportpolitische Strategie untermauert. Die Handball-WM 2015, die Rad-WM 2016, die Turn-WM 2018 und die Leichtathletik-WM 2019 richtete Doha bereits aus. Die vorläufige Krönung ist das Gastspiel der Fußball-Weltelite um Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Auch die Formel 1 und die Profi-Tennistour machen in den nächsten Jahren regelmäßig Station in Katar. 2024 kommt dann die Schwimm-WM nach Doha.

„Wir waren ein regionales Kraftzentrum im Sport und wir werden es bleiben“, sagte Nasser al-Khater, Turnier-Geschäftsführer der Fußball-WM. Neben Image-Gewinn und Strahlkraft will sich sein Land auch auf diesem Weg einen möglichst großen Einfluss und ein möglichst großes Netzwerk in der Welt verschaffen. Für 2030 sind bereits die Asien-Spiele an Doha vergeben. Das kontinentale Mega-Event war zuletzt schon mit rund 12 000 Teilnehmern in 465 Disziplinen größer als Olympische Spiele.

Der dritte Anlauf auf Sommerspiele wirkt da schon fast wie eine logische Konsequenz. Mit den Bemühungen um Olympia 2016 und 2020 war Katar schon in der Vorauswahl gescheitert. Die nächsten drei Ausgaben sind bereits an Paris 2024, Los Angeles 2028 und Brisbane 2032 vergeben. 2036 könnte dann wieder Asien an der Reihe sein, so das mögliche Kalkül in Katar. Erstmals Olympia in der arabischen Welt und in einem islamischen Land, auch damit könnte das Emirat beim für solche Argumente empfänglichen IOC werben.

Bei einer Bewerbung für 2036 könnte Katar neben Ländern wie Indien, Indonesien oder Südkorea auch auf einen deutschen Kandidaten treffen. Der Deutsche Olympische Sportbund will im nächsten Jahr mithilfe einer Stabsstelle eine Grundsatzentscheidung vorbereiten, ob und wann ein neuer Versuch gestartet wird. „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich es begrüße, wenn Interesse in Deutschland bestehen würde“, sagte Bach in dieser Woche. In Katar dürften sie solche ermunternden Worte kaum noch benötigen.