Muslime gewinnen oder die verpasste Gelegenheit. Ein Kommentar von Khalil Breuer

(iz). „Niemand verlässt leichtfertig seine Heimat.“ Es sind Sätze der Bundeskanzlerin wie diese auf dem CDU-Parteitag, die auch von hiesigen Muslimen mit Wohlwollen aufgenommen werden. Auch ihre mutige Entscheidung, Tausenden ein elendes Schicksal in Budapest zu ersparen, wurde hier, aber auch in der islamischen Welt, einigermaßen respektvoll aufgenommen. Zweifellos verteidigt Angela Merkel trotz massivem Widerstand eine Position der Mitte, beweist Führungsstärke und vertritt dabei – weder naiv, noch negativ – eine mittlere Position.

Insofern ist es eigentlich eine ideale Situation, die Ankündigung, auch eine Partei der Zuwanderer zu sein (die der CDU Generalsekretär 2014 vollmundig ankündigte), umzusetzen. Insbesondere jetzt könnte auch Unterstützung der deutschen Muslime für die Linie der Partei eingefordert werden. Diese Art der Werbung spielte zumindest medial – vor und auf dem Parteitag – hingegen keine Rolle.

Stattdessen ging es aber lautstark um die „Burka“. Eine Kleiderordnung im Promillebreich, die vor allem in München in den Sommermonaten präsent ist. Die Stadt im Staat von CSU-Wirtschaftsministerin Aigner profitiert von tausenden Shopping-Touristen aus den Golfstaaten. Bezeichnenderweise kam der Gegenwind für das „Burkaverbot“ dann auch nicht von muslimischen Verbänden, sondern vom Münchner Einzelhandel. Auch die Bayrischen Motorenwerke dürften einen Imageverlust in den Luxus-Zonen der arabischen Welt mit Sorge verfolgen.

Schlussendlich ging es der Parteitagsregie bei dem Populismus um die Vollverschleierung wohl eher darum, dem Eindruck entgegenzuwirken, man sei ankommenden muslimischen Flüchtlingen zu wohlgesonnen. Sollte es aber jetzt, so eine Frage, nicht darum gehen, Millionen hiesigen Muslimen Programm und Ideale der CDU nahezubringen?

Die Vorschläge von CDU-Frontfrau Julia Klöckner, Flüchtlingen eine „Integrationspflichtung“ per Knopfdruck abzuverlangen, wirken weltfremd. Selbst die konservative FAZ kritisiert zudem den missionarischen Ansatz. So liest man dort: „Der Erfolg der deutschen Rechtsordnung beruht schließlich darauf, dass sie sich nüchtern darauf beschränkt, Freiheitsrechte abzugrenzen und Bürger weltanschaulich nicht weiter zu behelligen.“

Integration gelingt dann am besten, wenn Deutschlands Muslime zur Mitarbeit und zum Mitmachen aufgefordert werden. Sie sind es, die auch Neuankömmlingen ebenso glaubwürdig Integration in das Gemeinwesen vorleben. Wenn es der CDU mit der Integration von Muslimen ernst ist, sollte nicht das Kalkül herrschen, zu viele muslimische Mitglieder könnten der Partei schaden. Das ist eine Logik, die auch manche Medien beherrschen. Denn, so hört man es hin und wieder, zu viele gute Berichte über Muslime schadeten angeblich der Auflage.

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