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Nationalismus löst keine Probleme

Foto: Michael Thaidigsmann | Lizenz: CC-BY-SA 4.0

(KNA). Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat die Haltung einiger EU-Staaten angesichts der Flüchtlingsproblematik gerügt. Die Augen verschließen und sich abschotten, sei nicht erfolgreich, sagte der CDU-Politiker der in München erscheinenden Illustrierten „Bunte“. Europa könne nur gestärkt aus der Krise hervorgehen, wenn sich alle zusammenrauften und auf die wirklich wichtigen Fragen konzentrierten. Dazu gehöre eine zielführende europäische Nachbarschaftspolitik zu Russland, der Türkei und Afrika.
Mit Nationalismus sind laut Wulff keine Probleme zu lösen. Das ehemalige Staatsoberhaupt erinnerte daran, dass von den zehn Ländern mit den meisten Flüchtlingen kein einziges in Europa liegen. So hätten Jordanien und der Libanon mit je rund fünf Millionen Einwohnern jeweils um die 1,4 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, die Türkei 2,5 Millionen. „Da sollten drei Millionen Flüchtlinge in Europa mit seinen 500 Millionen Einwohnern durch gemeinsame Kraftanstrengungen zu bewältigen  sein.“. Viele Flüchtlinge würden später auch ihr Heimatland wieder aufbauen.
Zu seinem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ steht Wulff eigenen Worten zufolge auch heute noch. Denn es sei eine zivilisatorische Errungenschaft, „dass jeder in unserem Land glauben darf, was er will, und niemand glauben muss“. Millionen zu Deutschen gewordenen Muslimen gehörten mit ihrer Religion zur Bundesrepublik. Die Angst vor dem Islam sei unbegründet, „wenn wir unsere Werte vertreten und verteidigen“, ergänzte der Politiker. Dazu gehörten die Menschenwürde eines jeden, die Gleichheit von Mann und Frau, die Grundfreiheiten wie Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit.
Wulff plädierte dafür, die Extremisten, von innen und außen, entschlossen zu bekämpfen. „Insofern beeinflusst der Islam weniger Deutschland, als dass wir die Muslime beeinflussen.“ Sie lernten ein Leben in Freiheit und Sicherheit zu schätzen. Er sei überzeugt, dass die meisten dann auch zu Verfassungspatrioten würden, die das Land mit verteidigten. Weiter sprach sich der CDU-Politiker dafür aus, dem Islam zu helfen, Radikalisierung und Fundamentalismus Herr werden. Dies könne etwa durch islamische Theologie an den deutschen Universitäten geschehen, die in der Auslegung des Koran forschten und lehrten. Bei der Integrationspolitik gehörten zwei Dinge zusammen: Weltoffenheit und klare Regeln, die für alle gälten.