IZ-Herausgeber Abu Bakr Rieger auf den Spuren von Evliya Çelebi: Reiseliteratur zwischen Goethe und Karahasan.
(iz). Zu meinen Lieblingsbüchern in der Welt der Reiseliteratur zählt die „Italienische Reise“ von Johann Wolfgang von Goethe. Der Schriftsteller erklärt darin den Sinn des Reisens. Beinahe zwei Jahre lang reflektierte er die Natur, die Kunst und die Menschen, denen er auf seinem Weg begegnete. Er erwartete eine Veränderung, eine Metamorphose seiner Persönlichkeit.
Die Sehnsucht nach den (griechischen) Idealen versuchte er stets zu aktualisieren, weil ihm bewusst war, dass er in einer anderen Raumzeit lebt. Seine Inspiration war es nach der Rückkehr, seine Erfahrungen in eine neue Alltäglichkeit einfließen zu lassen.
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In diesem Sinne ist unser Besuch in Bosnien gelungen. Sarajevo ist eine Stadt, die den Gast verändert, erinnert und inspiriert. Aus muslimischer Sicht wurde uns erneut bewusst, wie wichtig die Rolle der Stiftungen war und ist, um das islamische Leben zu entwickeln. Und selbstverständlich mahnt die Geschichte des Landes, den aktiven Austausch mit den Nachbarn zu suchen; gerade, wenn sie anderen Kulturen oder Konfessionen angehören.
Dzevad Karahasan schreibt über seine Heimatstadt: „In Sarajevo ist die kulturelle Identität (…) unverbrüchlich mit einer Art sozialen Unbehagens verbunden, weil der soziale Kontext des Menschen in Sarajevo ständig daran erinnert, dass die Welt voll von andersartigen Leuten ist, dass sein Glaube nur einer von vielen ist, dass er und alles Seine nur eine von unzähligen Möglichkeiten im Ozean der göttlichen Allmacht sind.“
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Für den bosnischen Schriftsteller hängt es vom Charakter und Erleben des Menschen ab, ob er in dieser Situation eine Chance, eine Verpflichtung zum gegenseitigen Kennenlernen oder eine Gefahr sieht.
Keine Frage: Meine Leseliste wichtiger Bücher ist wieder einmal angewachsen. Denn das Denken in Sarajevo spricht die Phänomene an, die auch mich beschäftigen. Eine Reise nach Bosnien ist angeraten, für diejenigen, die den Islam in Europa in allen seinen Facetten kennenlernen wollen.