Sinead O’Connor: Stolze Muslimin und Irin. Ein Nachruf

Ausgabe 339

Sinéad O’Connor
Foto: Alessandro Bosio / Alamy Stock Foto

Sinéad O’Connor: Im Alter von 15 Jahren wurde die Künstlerin auf einer Hochzeit von einem Musiker entdeckt.

(iz). Sinéad O’Connor wurde einem breiten Publikum außerhalb ihres Heimatlandes durch eine Coverversion bekannt. Sie nahm den Song „Nothing Compares 2 U“ ihrer Landsleute von U2 auf, mit deren Gitarristen sie 1988 zusammengearbeitet hatte.

Sinéad O’Connor: Im Alter von 15 Jahren entdeckt

Im Alter von 15 Jahren wurde die spätere Künstlerin, die mehrere musikalische Vorbilder hatte, auf einer Hochzeit von einem Musiker entdeckt. Im Laufe ihrer Karriere brachte sie 18 Studioalben heraus.

Nun ist die irische Sängerin im Alter von 56 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. Das berichteten am 26. Juli verschiedene Medien, denen eine entsprechende Erklärung der Familie vorlag. „Mit großer Trauer geben wir den Tod unserer geliebten Sinead bekannt“, hieß es in einer Erklärung, aus der die Sender RTE und BBC zitieren.

„Ihre Familie und Freunde sind am Boden zerstört und bitten in dieser schweren Zeit um Privatsphäre.“ Ende Oktober 2018 machte sie öffentlich, dass sie zum Islam konvertiert sei. Und nannte sich fortan Shuhada Sadaqat, trat aber weiterhin als Sinéad O’Connor auf.

Aufgewachsen ist sie in einer katholischen Familie. Sie studierte Theologie am Milltown Institute der National University of Ireland in Dublin. 1992 zerriss sie live im US-Fernsehen ein Foto von Papst Johannes Paul II. aus Protest gegen Kindesmissbrauch in der Kirche.

Unter großer Anteilnahme islamisch beigesetzt

Am 8. August wurde die beliebte und bekannte Künstlerin unter großer Anteilnahme irischer Politiker und Künstler in ihrer Heimatstadt Bray in einer islamischen Zeremonie beigesetzt. Auf dem Weg dorthin nahmen unzählige Menschen Abschied von ihr.

Umar Al-Qadri, Islamgelehrter und leitender Imam des Islamischen Zentrums in Irland, leitete die Beerdigung und das Totengebet. „Sie war mit einer Stimme gesegnet, die eine ganze Generation junger Menschen bewegte und mit ihrer überirdischen Resonanz ihre Zuhörer zu Tränen rühren konnte“, sagte er.

„Wir sind traurig über den Tod von Schwester Shuhada Sadaqat, auch bekannt als Sinead O’Connor. Sie war eine zarte Seele, möge der barmherzige Gott ihr ewigen Frieden schenken. Inna lillahi wa inna ilayhi rajioon (Wir kommen von Allah und zu Allah kehren wir schließlich zurück)“, kommentierte der bekannte britische Sänger Yusuf Islam ihren Tod.

Foto: zioWoody, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Ein Weg zum Islam

Auf ihrem Weg zum Islam wandte sich O’Connor 2018 erstmals an Dr. Al-Qadri, um mehr über den Glauben zu erfahren und Fragen zu Theologie, islamischer Rechtsprechung und Musik zu stellen.

Der Imam sagte, sie habe andere Glaubenstraditionen studiert, aber als sie zum ersten Mal miteinander sprachen, habe sie einige falsche Vorstellungen über den Islam gehabt. Im Laufe der weiteren Gespräche entschied sich die Sängerin, den Islam anzunehmen, da er für sie „am meisten Sinn machte“ und die „vernünftigste Religion“ sei.

Der Imam, der Sinéad O’Connor bei ihrem Übertritt zum Islam unterstützte, beschrieb sie als „einzigartige Frau“, die „stolz irisch und muslimisch“ sei. Als sie sich zum ersten Mal trafen, wusste Dr. Al-Qadri nicht, dass er mit einer berühmten Sängerin sprach.

O’Connor hatte ihn gebeten, ihr Treffen nicht in den Medien zu erwähnen. Er solle ihren Namen aber später googeln. Erst dann habe er ihre Identität erfahren.

O’Connor selbst machte ihren Islam am 18. Oktober 2018 auf Twitter (heute: X) öffentlich. „Hiermit möchte ich bekannt geben, dass ich stolz darauf bin, Muslim geworden zu sein. Das ist die natürliche Schlussfolgerung auf dem Weg eines jeden intelligenten Theologen. Jedes Studium der Schriften führt zum Islam. Das macht alle anderen Schriften überflüssig.“

„Sie war keine Person, die nach Ruhm oder Reichtum strebte, sie war eine sehr einfache Person, eher eine Aktivistin. Sie war jemand, der sich mehr um Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit sorgte als um ihr Image und ihren Ruf“. 

* mit Material von: KNA, „Hyphen Online“ und Agenturen.