Studie: Ägypten ist Schlusslicht bei Frauenrechten

London (KNA). Die Situation für Frauen in Ägypten ist die schlechteste in der arabischen Welt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Thompson-Reuters-Stiftung, die am Dienstag in London veröffentlicht wurde. Demnach erleiden Frauen im arabischen Raum nirgendwo häufiger sexuelle Gewalt, Genitalverstümmelung und Einschränkungen der Freiheitsrechte als in Ägypten nach der Revolution 2011. Die besten fünf Plätze belegten im Vergleich von 22 Ländern die Komoren, Oman, Kuwait, Jordanien und Katar. Für die Untersuchung hatte die Stiftung 336 Gender-Experten im August und September befragt. Grundlage der Bewertung waren Schlüsselkriterien der UN-Frauenkonvention.

Der Studie zufolge erfahren 99,3 Prozent aller ägyptischen Frauen und Mädchen sexuelle Belästigung oder Gewalt. 91 Prozent seien Opfer von Genitalverstümmelung; nur 63 Prozent der erwachsenen Frauen in Ägypten könnten lesen und schreiben. Auf den vorletzten Platz der Rangliste setzten die Experten den Irak. Dort habe sich die Situation für Frauen seit dem Krieg 2003 dramatisch verschlechtert. Vertreibungen hätten Frauen anfällig für Menschenhandel und sexuelle Gewalt gemacht. Die Ermordung von Frauen durch Ehemänner werde vom irakischen Strafgesetzbuch nur mit drei Jahren Haft geahndet.

Den drittletzten Rang erhielt Saudi-Arabien mit Blick auf mangelnde politische Beteiligungsmöglichkeiten für Frauen und Beschränkungen der Reisefreiheit. Frauen könnten wegen Ehebruchs belangt werden, aber nicht gegen Vergewaltigungen in der Ehe vorgehen. Auf dem viertletzten Platz liegt Syrien. Dort seien Frauen unter den Flüchtlingen Menschenhandel und sexueller Gewalt ausgesetzt; der Zusammenbruch der Wirtschaft und des Gesundheitssystems treffe die weibliche Bevölkerung überproportional hart. Von Menschenrechtlern seien viele Vergewaltigungen und Verstümmelungen sowie Kinderehen in Flüchtlingscamps gemeldet worden.

Das Ranking der Frauenrechts-Experten fußt auf statistischen Angaben internationaler Organisationen sowie Menschenrechtsberichten von Organisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch oder Freedom House. Maßstab der Bewertungen war der Stiftung zufolge die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau von 1979, die von 19 der 22 untersuchten Staaten unterzeichnet wurde.