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„Dass ihr Taqwa erlangen möget“: 3 Gelehrte über den Ramadan

Ausgabe 357

Schaban Monate taqwa
Foto: Mongkolchon Akesin, Shutterstock

Ramadan 2025: Ratschläge von 3 bekannten Gelehrten, die über Taqwa und andere Aspekte des Fastens sprechen.

(iz). Das verpflichtende Fasten im Monat Ramadan unterliegt verschiedenen rechtlichen Kriterien, die festlegen, was wir tun können und was nicht. Nach der rechtlichen Ebene folgen empfohlene Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die aus unserer Enthaltsamkeit mehr machen als nur Hunger und Müdigkeit. Durch die entstehende Perfektionierung unseres Verhaltens öffnen wir unsere Wahrnehmung für die Geheimnisse und Segnungen der Enthaltsamkeit in dieser Zeit. So erhalten wir Wissen von Allah, das seinerseits zu mehr Taqwa bei uns führt.

„Dass ihr Taqwa erlangen möget“: Qadi ‘Iyad über die äußeren Aspekte

Qadi Iyad Abu Fadl Al-Yahsubi (1083-1149) ist ein Gelehrter und Universalgelehrter aus Ceuta (im heutigen Nordmarokko). Er galt als führender Experte für malikitisches Recht und Hadithwissenschaft seiner Zeit. Er war ein ‘Alim, Richter, Historiker und Dichter und gilt als einer der „sieben Heiligen von Marrakesch“. Sein bedeutendstes Werk dürfte heute das „Kitab Asch-Schifa“ sein.

Aus der Feder dieses Qadis stammt ebenfalls der kurze Band „Al-I’lam bi Hudud Qawa’id Al-Islam“. Darin behandelt er bündig die „fünf Säulen“ des Dins, ihre Vorbedingungen, Obligationen und was sie verletzt. Im Kapitel über das Fasten legt er deren Parameter fest, was in ihm verpflichtend, empfohlen, verpönt und untersagt ist.

Demnach wird es dann zur Pflicht, wenn sechs Bedingungen erfüllt sind: das Erreichen der nötigen Reife, geistige Gesundheit, Zugehörigkeit zum Islam oder Eintritt in ihn, die Fähigkeit zum Fasten, Beginn seines Monats (Ramadan) und das Wissen von diesem Anfang.

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Was dabei zwingend nötig ist: Die Ausschau nach dem Neumond, die Absicht zum Fasten, sein Vollzug während des gesamten Monats, sämtliche Stunden zu fasten, in denen dies Pflicht ist, zu vermeiden, dass irgendetwas Nahrhaftes oder eine Flüssigkeit den Magen erreicht, Verzicht auf die Ejakulation von Sperma oder das Herbeiführen dieser durch Gedanken, Körperkontakt und ähnliche Dinge, Unterlassung der Penetration des Geschlechtsverkehrs sowie kein willentlich herbei geführtes, unnötiges Erbrechen.

Das Ramadanfasten hat laut Qadi ‘Iyad acht Sunnas: Nachts zu beten, es gemeinsam in den Moscheen tun, Mahlzeit vor der Sonnendämmerung (Suhur) so spät wie möglich, sich beim Fastenbrechen zu beeilen, im letzten Drittel Itikaf in der Moschee, Zakat Al-Fitr spätestens vor dem Feiertagsgebet zu übergeben. Die Zunge und die Körperglieder vor Verderbtheit, Unwissenheit und dem, was nicht wertvoll ist, zu schützen.

In ihm sind einige Dinge empfehlenswert: Tägliche Erneuerung der Absicht, den Ramadan durch Dhikr, Qur’anrezitation und Gebet zu beleben, viel Sadaqa in ihm zu geben, nur mit einwandfreier Nahrung das Fasten brechen und das Iftar mit Datteln und Wasser zu machen.

Einige Dinge sind unerwünscht: Küsse und Körperkontakt im Falle von Männern, die um ihre Beherrschung fürchten, mit Lust auf die Gattin schauen, unnötiger Gebrauch der Körperglieder, etwas in Mund nehmen, Dinge auf die Augen auftragen, wenn sie in den Tränenkanal gelangen können, übermäßig langes Ausspülen von Mund und Nase sowie zu viel Schlaf am Tag.

Zehn Handlungen bzw. Ereignisse brechen das Fasten: Erhebliche Ejakulation durch Absicht, Penetration mit dem Penis, etwas durch Mund oder Nase in Magen gelangen lassen (Essen, Trinken u.a.), ebenso das, was durch Augen oder Ohren eindringen kann, beabsichtigtes Erbrechen, Fasten ohne Absicht (außer im Ramadan, wo die Absicht am ersten Tag gefasst werden kann), den Islam zu verlassen, Menstruation oder Blutungen nach der Geburt, Ohnmacht oder Wahnsinn sowie die Unterbrechung der Absicht.

Sehnsucht Dua meinung

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Imam Al-Ghazali über Fasten jenseits des materiellen Verzichts

Imam Al-Ghazali ist einer der Giganten der islamischen Lehre und Geistesgeschichte. Viele seiner Gedanken und Erläuterungen haben bis heute nichts an seiner Gültigkeit verloren. In seinem Monumentalwerk „Die Wiederbelebung der Wissenschaften vom Din“ behandelt er die drei Elemente des Dins: Islam, Iman und Ihsan, welche durch die Hauptwissenschaften des Rechts, der Glaubenslehre und des Tasawwuf getragen werden. Es geht ihn mit dem Werk unter anderem um die spirituelle Unterfütterung unserer rituellen Lebenspraxis und ist bis heute einer der am häufigsten, rezitierten Texte.

In einem der vielen Kapitel spricht Abu Hamid Al-Ghazali auch von „inneren Bedingungen des Fastens“. Nach einer Beschreibung der allgemeinen Fastenregeln schreibt er vom Fasten der Tugendhaften. Diese würden sich auf Wegen von schwerwiegenden falschen Taten fernhalten:

1. Sich dem zu enthalten, etwas zu betrachten, das tadelnswert oder missbilligt ist. Jabir berichtete von Anas, dass der Gesandte Allahs, Friede und Segen seien auf ihm, sagte: „Es gibt fünf Dinge, die das Fasten brechen: Lügen, Verleumdung, Geschichten erzählen, Meineid, Habsucht und lüsterne Blicke.“

2. Die Zunge von Beschimpfungen, Lügen, Verleumdungen, üblen Nachreden, Obszönitäten, beleidigenden Äußerungen, Streitereien und Heuchelei freihalten. Vielmehr sollte man sich mit der Erinnerung an und der Verherrlichung von Allah sowie mit dem Rezitieren des Edlen Qu’rans beschäftigen – das ist das Fasten der Zunge.

3. Die Ohren vor allem verschließen, was verwerflich ist. Der Gesandte Allahs, Gottes Segen und Friede seien auf ihm, sagte: „Der Verleumder und sein Zuhörer sind Partner in der Sünde.“

4. Die übrigen Sinne an einer schwerwiegenden falschen Handlung zu hindern. Die Hand vom Bösen abhalten, den Fuß für das Streben nach Bosheit zügeln, fragwürdige Lebensmittel beim Fastenbrechen meiden. Der Gesandte Allahs, Friede und Segen seien auf ihm, sagte: „Viele bekommen vom Fasten nichts als Hunger und Durst.“

5. Übermäßiges Essen nach dem Fastenbrechen, selbst wenn die Nahrung halal ist. Sinn und Geheimnis des Fastens bestehen darin, das Fleisch zu schwächen, welches das Werkzeug Satans ist, um die Menschheit zum Bösen zurückzubringen.

6. Nach dem Iftar sollte das Herz in einem Zustand der Spannung zwischen Angst und Hoffnung verweilen, da man nicht weiß, ob das Fasten angenommen wurde.

spirituell

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Schaikh ‘Abdulqadir Al-Jilani beschreibt jenseitige Aspekte

‘Abdulqadir Al-Jilani war ein großer islamischer Gelehrter und Jurist seiner Zeit. Er wurde 1077/8 im persischen Nif geboren und ließ sich später in Bagdad nieder. Er war bewandert im hanbalitischen Recht, Qur’anexegse (Tafsir), Hadithwissenschaften und arabischer Dichtung. Am bekanntesten ist er heute – obwohl er auch Recht unterrichtete und Fatwas gab – als Begründer des nach ihm benannten und einflussreichen Zweigs des Sufismus. 

In einem Text sprach Al-Jilani über die Eigenschaften des Ramadan und bezog sich darin auf Hadithe des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, um die Besonderheiten dieses Monats zu erklären.

„Schaikh Abu Nasr (Muhammad ibn Al-Banna, Autor und Gelehrter im Bagdad des 11. Jahrhunderts) unterwies uns, dass Salman Al-Farisi eine Predigt des Propheten vom letzten Tag des Scha’ban überlieferte:

‘O Menschen, ein mächtiger Monat hat seinen schützenden Schatten über euch geworfen. Ein gesegneter Monat, ein Monat, in dem es eine Nacht gibt, die besser ist als tausend Monate! Allah hat das Fasten in diesem Monat zu einer religiösen Pflicht gemacht, und das Nachtwachen darin zu einer freiwilligen Praxis. Wenn jemand versucht, sich (dem Herrn) darin zu nähern, indem er nur ein Beispiel für gutes Verhalten gibt, oder nur eine religiöse Pflicht erfüllt, wird diese Person genau dasselbe tun wie jemand, der in allen anderen Monaten des Jahres siebzig religiöse Pflichten erfüllt. Es ist der Monat der Geduld und die Belohnung für die Geduld ist der Paradiesgarten. Es ist der Monat des wohltätigen Teilens und es ist der Monat, in dem der wahre Gläubige mehr Nahrung erhält. (…)

(…) Es ist ein Monat, dessen Beginn eine Gnade ist, dessen Mitte eine Vergebung ist und dessen letzter Teil eine Befreiung vom Höllenfeuer ist. (…)’

Im Laufe dieses Monats müsst ihr daher vier Praktiken pflegen und sie dann häufig wiederholen. Zwei davon sind solche, mit denen ihr euch das Wohlgefallen eures Herrn verdienen werdet. Während die anderen zwei solche sind, auf die ihr nicht verzichten könnt.

Die beiden, mit denen ihr euch das Wohlgefallen eures Herrn verdienen könnt, sind das Bezeugen, dass es keinen Gott außer Allah gibt (‘La ilaha illa Allah’), und das Flehen zu Ihm um Vergebung.

Die beiden Praktiken, auf die ihr nicht verzichten könnt, sind das Flehen zu Allah, euch den Garten des Paradieses zu gewähren, und das Zufluchtnehmen bei Ihm vor dem Feuer der Hölle.

Laut einer Überlieferung von Al-Kalbi übermittelte Abu Sa’id Al-Khudri, dass Allahs Gesandter, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, gesagt hat:

‘Die Tore des Paradiesgartens und die Tore des Himmels werden in der ersten Nacht des Monats Ramadan mit Sicherheit weit geöffnet und erst in der letzten Nacht wieder geschlossen. Jedes Mal, wenn ein Diener oder eine Dienerin (des Herrn) in einer beliebigen Nacht dieses Monats das rituelle Gebet verrichtet, wird Allah ihm oder ihr für jede Niederwerfung siebzehnhundert gute Taten gutschreiben. Für diesen Diener oder diese Dienerin wird Er im Garten des Paradieses ein Haus bauen, das aus einem einzigen roten Rubin besteht und siebzig Türen hat. Jede dieser Türen wird zwei Flügel aus Gold haben, die wunderschön mit Knäufen aus rotem Rubin verziert sind.’“