Verbrechen wegen Brautgabe nehmen zu

Ausgabe 220

(OnIslam.net). Aktuelle Kriminalstatistiken aus Indien belegen einen starken Anstieg an Verbrechen, die mit Brautgeld in Verbindung stehen. Indische Muslime reagierten schockiert auf solche Untaten, zu denen auch die Verbrennung von Bräuten gehört. Dies hat Kampagnen auf den Plan gerufen, die sich einer Abschaffung von Mord wegen des Brautgeldes verschrieben haben.

„Statistiken des National Crime Records Bureau (NCRB) sollten die Welt erschüttern“, sagt Aleem Khan Falki den „Arab News“. Falki engagiert sich gegen die Brautgelder und ist Gründer der Socio Reform Society Jeddah. „Wie kann Indien in diesem Zeitalter von Bildung und Technologie solch ein barbarisches Land sein, dass jede Stunde eine Frau verbrennt?“, fragt er.

Die von NCRB Anfang September veröffentlichten Zahlen belegen, dass 2012 in Indien 8.233 Frauen in Fällen von Brautgeld-Gewalt ermordet wurden, beinahe ein Opfer pro Stunde. Die Kategorie dieser Morde steigt seit fünf Jahren um beinahe drei Prozent pro Jahr an. 2011 ergaben die Berichte von Überlebenden, dass 99.135 Frauen von ihren Ehemännern oder Angehörigen gefoltert wurden.

Nach Ansicht von Frauenrechtlerinnen dürfe erwartet werden, dass das Problem jede Statistik übersteigt, da viele Frauen und Eltern aus Angst vor Skandalen nur zögerlich zu den Behörden gingen.

Khan Falki betont, dass die Brautgelder einst nur als ein „soziales Übel“ galten, aber heute auch die „Moral, Wirtschaft und sozialen Werte“ Indiens beeinträchtigen. „Die schlimmste Folge der Brautgelder ist, dass die Eltern jeden einzelnen Cent ihrer Ersparnisse für die Brautgelder der Töchter ausgeben müssen und nichts ihren Söhnen hinterlassen können“, sagt er. „Die Söhne haben keine anderen Möglichkeiten, als niedrige und geringschätzige Professionen wie Fahrer, Tagelöhner, Kehret oder Tee-Jungen.“

Tuisa Hilft - Kurban

Es gibt rund 140 Millionen Muslime im mehrheitlich hinduistischen Indien. Nach Indonesien und Pakistan ist dies die drittgrößte muslimische Bevölkerung. In der indischen Gesellschaft zahlt die Brautfami­lie das Brautgeld. Viele Eltern sind gezwun­gen Kredite aufzunehmen, um der Familie des Bräutigams das Brautgeld zu bezahlen. Als Ergebnis der steigenden Armut warnen viele Experten davor, dass im letzten Jahrzehnt in Indien der Verkauf von Bräuten vorherrschend geworden ist. Indische Muslime haben die Gelehrten aufgefordert, eine Kampagne gegen diese mörderische Tradition zu beginnen. Die Brautgelder sollten als „haram/verboten“ eingestuft werden. Dann gäbe es auch keinen Streit, wenn alle Muslime diesem Urteil folgten. „In unserer Religion ist eine ­einfach Heirat die beste“, sagte ein Gastarbeiter in Saudi-Arabien.