,

Verhaftungen in Thailand nach Entdeckung von Massengrab: Vermutlich mehr als 60 Todeslager von Menschenhändlern für Rohingya-Flüchtlinge aus Burma

(GfbV) Nach der Entdeckung eines Massengrabs im Süden Thailands hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine unabhängige Untersuchung von Lagern von Menschenhändlern für Burma-Flüchtlinge durch die Vereinten Nationen gefordert. „Wir gehen nach der Auswertung von Zeugenaussagen davon aus, dass es entlang der Grenze zwischen Thailand und Malaysia mehr als 60 Todeslager gibt, in denen Menschenhändler Rohingya-Flüchtlinge festhalten“, sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. „Diese Camps werden offensichtlich auch mit Duldung von Polizei, Armee und Behörden betrieben. Nur eine unabhängige Untersuchung durch UN-Menschenrechtsexperten bietet die Gewähr, dass alle Verantwortlichen für diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft gezogen werden“, heißt es in dem Schreiben der GfbV an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra’ad Al Hussein.
Thailändische Polizisten hatten das Massengrab am 1. Mai 2015 in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Malaysia entdeckt. Die Toten sollen überwiegend muslimische Rohingya-Flüchtlinge aus Burma und Bangladesch sein. Sie sollen an Unterernährung, Entkräftung und aufgrund von Misshandlungen und Folter gestorben sein. Nur drei Personen überlebten die monatelange Haft unter unmenschlichen Bedingungen in dem Lager. Inzwischen wurden vier mutmaßliche Menschenhändler festgenommen, weitere vier Personen werden gesucht. Zu den Festgenommenen zählen neben einem Rohingya mehrere Dorfbewohner und Vertreter von Behörden.
Die meisten Camps, die von Menschenhändlern betrieben werden, befinden sich auf dem Territorium Malaysias. Das überwiegend muslimische Land ist Fluchtziel für viele verfolgte Rohingya aus Burma, da ihnen in Thailand und Bangladesch Schutz und Aufnahme verweigert werden. Die Menschenhändler halten sie in den Lagern fest, um von den Angehörigen der Flüchtlinge Lösegeld in Höhe von mehreren tausend Euro zu erpressen. In Malaysia leben inzwischen bereits rund 40.000 Rohingya-Flüchtlinge. Seit dem erneuten Ausbruch der Gewalt gegen Rohingya in Burma im Juni 2012 sind mehr als 100.000 Angehörige der Minderheit aus ihrer Heimat geflohen.
„Seit Monaten warnen wir die Behörden Thailands und Malaysias vor der drastischen Zunahme des Menschenhandels“, erklärte Delius. „Menschenhändler und ihre Hintermänner müssen von der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden. Die Eskalation des Menschenhandels macht deutlich, wie dringend eine politische Lösung der Rohingya-Frage in Burma ist, für die sich Burmas Nachbarstaaten aber nur halbherzig einsetzen. So lange Burma Rohingya als Menschen zweiter Klasse behandelt und ihnen die Staatsbürgerschaft verweigert, müssen ihnen die Nachbarländer Schutz gewähren, um den Menschenhandel einzudämmen.“