Wer kann die Ökonomie retten? Privater Reichtum und öffentliches Elend am Nil

Ausgabe 219

BERLIN (IZ/DTN). Trotz der enormen Summen, die einige der wohlhabenden Golfstaaten den neuen Machthabern in Kairo zugesagt haben, und des sagenhaften Reichtums, den Oligarchen wie der Kopte Naquib Sawiris anhäuften, steht Ägypten vor ansonsten düsteren, wirtschaftlichen Aussichten.

Inmitten von Verfolgungswahn und nationalem Staatstaumel vergessen die neuen, alten Eliten, dass der Aufstand 2011 gegen Mubarak nicht nur aus Hunger nach Demokratie geführt wurde, sondern auch, weil viele realen Hunger litten. Wie in anderen Ländern der Arabellion auch war die ägyptische Regierung dank der Effekte der Finanzkrise und der Folgen der einsetzenden, globalen Lebensmittelspekulation nicht mehr in der Lage, Grundnahrungsmittel und Energiepreise durch Subventionen zu stützen.

Außerdem befindet sich das Land unter erheblichem Druck, seine verbleibenden Staatsbetriebe – ohne die von der Armee kontrollierten – gegen neue Kredite zu privatisieren. Einer der bestehenden Konflikte innerhalb der gestürzten Regierung Mursi war die Rechtmäßigkeit, weitere Kredite bei IWF und Weltbank zu beantragen. Die mittlerweile gestürzten Muslimbrüder fragten deswegen nach einer Fatwa bei der Al-Azhar-Universität an.

Auch wenn die künstlich erzeugten Versorgungsengpässe bei Strom und Treibstoffen behoben wurden, hat die Wirtschaft des Landes, das in erheblichem Maße auf die Einnahmen auf dem Tourismus angewiesen ist, einen mehr als nur schweren Stand. Seit 2011 gingen ausländische Direktinvestitionen um 75 Prozent zurück. Ausländische Investoren verlieren angesichts der Ereignisse am Nil mehr und mehr das Vertrauen in das Land.

In den Wochen nach dem blutigen Staatsstreich stellten viele Unternehmen die Produktion in ihren Fabrikationsstätten in Ägypten ein. Zu ihnen gehören neben türkischen Unternehmen auch BASF, Electrolux und General Motors. Seit Beginn des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 haben insgesamt 4500 Unternehmen ihre Produktions-Stätten in Ägypten geschlossen. Ausländische Direktinvestitionen gingen um 75 Prozent zurück.

Die Übergangsregierung kann diesen Prozess nicht stoppen. Derzeit hat Ägypten ein monatliches Haushaltsdefizit in Höhe von 3,2 Milliarden US-Dollar. In den kommenden 18 Monaten benötigt das Land 33 Milliarden US-Dollar, um seiner finanziellen Bedarfsplanung gerecht zu werden, berichtete die “Golf Times”.

Auch die Lebensmittel werden wegen der Inflation immer teurer. Die Inflationsrate liegt aktuell bei 20 Prozent.