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Wiedehopf – Der Vogel des Jahres findet sich schon im Qur’an

Ausgabe 318

Foto: Freepik.com

(iz). Wie jedes Jahr wurde auch wieder ein Vogel des Jahres gekürt. Für 2020 fiel die Entscheidung nun auf den Wiedehopf. An der Entscheidung beteiligten sich ca. 143.000 Menschen, die fünf Arten zur Auswahl hatten. Aktuell geht es dem Vogel, den die Araber als Hudhud kennen, nicht sehr gut. Nach Angaben von Natur- und Umweltschutzverbänden steht er auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Leser von Bibel und Qur’an dürften ihn aus ihrer Lektüre kennen. Dort findet er Erwähnung. Letzterer spricht von ihm in einem Bericht über den Propheten Sulaiman (Salomo). Gleich zwei Mal findet der Vogel in der 27. Sure (An-Naml) Erwähnung. Im Qur’an wird 13 Mal von „Vögeln“ und fünf Mal von „Vogel“ gesprochen.

Dort heißt es: „Und er (Sulaiman) schaute bei den Vögeln nach. Da sagte er: ‚Wie kommt es, dass ich den Wiedehopf nicht sehe? Befindet er sich etwa unter den Abwesenden? Ich werde ihn ganz gewiss strengstens strafen, oder ich werde ihn ganz gewiss hinrichten, es sei denn, er bringt mir fürwahr eine deutliche Ermächtigung.’ Aber er blieb nicht lange aus. Er sagte: ‚Ich habe (an Wissen) erfasst, was du nicht erfasst hast. Und ich bringe dir aus Saba sichere Kunde. Gewiss, ich habe herausgefunden, dass eine Frau über sie herrscht, dass ihr von allem gegeben worden ist und dass sie einen gewaltigen Thron hat. Ich habe herausgefunden, dass sie und ihr Volk sich vor der Sonne niederwerfen, anstatt vor Allah. Und der Satan hat ihnen ihre Taten ausgeschmückt und sie dann vom Weg abgehalten, sodass sie nicht rechtgeleitet sind.’“ (An-Naml, Sure 27, 20-24)

Entgegen der volkstümlichen Meinung vieler Muslime herrscht bei manchen Kommentatoren Uneinigkeit darüber, ob mit diesem Vogel nun der Wiedehopf oder der Waldspecht gemeint war. Und Allah weiß es am besten. Der Grund Sulaimans für die Suche nach Hudhud war dessen Fähigkeit, Wasser aufzuspüren. Als dieser Prophet ihn nicht finden konnte, drohte er dem Tier, das er zusammen mit anderen Geschöpfen versammelt hatte, mit einer strengen Strafe.

Nach seiner Abwesenheit machte der Vogel seine Aufwartung, als ihm seine Gefährten vom Ärger Sulaimans berichteten. Also beeilte er sich, zollte ihm Respekt und betete für ihn. In seinem folgenden Bericht sprach der Vogel von seiner Entdeckung der Stadt Saba’, in der eine Königin über ein blühendes Land herrschte. Der Prophet selbst, nachdem er die Nachricht hörte, wies den Wiedehopf an, nach Wasser zu suchen, während er über sein weiteres Vorgehen reflektierte. Nachdem seine Armee mit dem Wasser ihren Durst stillen konnte, wurde der Vogel angewiesen, der Herrscherin einen Brief von Sulaiman zu überbringen.

Muslime kennen Hudhud allerdings nicht nur als Gesandten und Boten des Propheten Sulaiman. In der türkischen Literatur ist er als „Mürg-i Süleyman“ bekannt. Demnach habe er seine Kopffedern als Zeichen seiner Treue und seines Mitgefühls erhalten. Der Wiedehopf findet sich auch im bekannten Gedicht „Die Konferenz der Vögel“ des persischen Sufi-Dichters Fariduddin Attar.

Darin kommen die Vögel der Welt zusammen, um zu entscheiden, wer über sie regieren soll, da sie bisher keinen hatten. Der Wiedehopf, der weiseste unter ihnen, schlug vor, dass sie nach dem legendären Simurgh suchen sollten. Er führte sie auf dieser Suche an. Jeder dieser Vögel repräsentierte einen menschlichen Fehler, der die Menschheit darin hindert, Erleuchtung zu finden.

Der größte Teil der Reise besteht in der Formulierung der Beschwerden, Zweifel und Ängste der Vögel, denen der Weg sehr lange erscheint, während der Wiedehopf ihnen tröstende und inspirierende Geschichten erzählt, um sie aufzumuntern. Der Wiedehopf kann hier nicht nur als Symbol für einen Sufi-Scheich gesehen werden, der seine Muriden zur Erleuchtung führt, sondern steht in der persischen Tradition auch für Tugend. (sw/ak)