Wo die Welt am verwundbarsten ist

Ausgabe 292

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Erdbeben, Wirbelstürme und Anstieg des Meeresspiegels: Eine Rangliste zeigt, wo in welchen Staaten das Risiko am größten ist, Opfer einer Naturkatastrophe zu werden.

Berlin (KNA). Tagelang hat der Hurrikan „Dorian“ gerade für Zerstörung auf den Bahamas, an der Ostküste der USA und in Kanada gesorgt. Im Frühjahr war es Wirbelsturm „Idai“, der große Verwüstungen in Mosambik, Malawi und Simbabwe anrichtete, mehr als 1.000 Menschen tötete und Bäume, Stromleitungen, Dächer und Gebäude wie ein Monster zerfetzte.

Wie stark sich Katastrophen wie Stürme, Erdbeben oder Dürren auswirken, hängt wesentlich von der Stärke des Naturereignisses ab. Aber nicht nur: Die Frage ist auch, wie gut die betroffenen Gesellschaften gerüstet sind – etwa durch Dämme, Schutzeinrichtungen und medizinische Hilfe, aber auch durch Wasser- und Lebensmittelversorgung.

Laut Weltkatastrophenbericht 2018 der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften sind in den vergangenen zehn Jahren weltweit allein 827 Millionen Menschen von extremer Hitze und Dürren sowie weitere 730 Millionen von Überschwemmungen betroffen worden. Wie groß die Bedrohung in welchem Land ist – darüber gibt der Weltrisikobericht Auskunft, den das „Bündnis Entwicklung hilft“ zusammen mit dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum (IFHV) am Donnerstag in Berlin veröffentlicht hat. Eine dazu gehörende Tabelle dokumentiert die Gefährdung und die gesellschaftliche Verwundbarkeit durch Naturkatastrophen in 180 Staaten. Folgt man diesem Risiko-Index, den der Zusammenschluss von Entwicklungsorganisationen – darunter die kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt – seit 2011 vorlegt, dann sind vor allem Inselstaaten von Naturkatastrophen und ihren Auswirkungen bedroht – durch steigenden Meeresspiegel, Wirbelstürme oder Erdbeben. Ganz vorn: die drei tropischen Inselstaaten Vanuatu, Antigua und Barbuda sowie Tonga.

Insgesamt finden sich zehn Inselstaaten unter den 15 am stärksten gefährdeten Ländern auf dem Risiko-Index. Dazu gehören auch die Salomonen, Papua-Neuguinea, Brunei, die Philippinen, Fidschi und Ost-Timor. Deutschland liegt mit einem sehr geringen Katastrophenrisiko auf Rang 163. Das Land mit dem geringsten Gefährdungsgrad ist Katar, gefolgt von Malta und Saudi-Arabien.

Die Risiken sind ungleich verteilt: Die globalen Hotspots finden sich in Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika sowie in West- und Zentralafrika. In der Gesamtbetrachtung der Kontinente liegt die höchste gesellschaftliche Verwundbarkeit in Afrika vor, gefolgt von Asien und Amerika. Europa ist laut Index der Kontinent mit dem niedrigsten Katastrophenrisiko.

Die am stärksten betroffenen Länder benötigen nach Ansicht der Studienautoren internationale Hilfe, um aus dem „fatalen Kreislauf aus Verletzlichkeit und Katastrophenrisiko“ herauszukommen. Ohne den Willen der internationalen Gemeinschaft, die in Paris vereinbarten Klimaziele einzuhalten, seien Katastrophenschutzbehörden und lokale Initiativen auf Dauer überfordert, heißt es. Dann könnten auch die Pflanzung von Mangrovenwäldern zur Eindämmung der Erosion von Küsten, lokale Frühwarnsysteme und Evakuierungsübungen von Gruppen vor Ort nur eingeschränkt erfolgreich sein. Das Beispiel Mosambik nach dem Wirbelsturm „Idai“ zeige, dass Maßnahmen flächendeckend umgesetzt werden und insbesondere den Ärmsten der Armen zur Verfügung stehen müssten.

Der diesjährige Weltrisikobericht konzentriert sich thematisch auf die Wasserversorgung. Mit Blick auf Hitzerekorde und Dürren in vielen Ländern warnen die Autoren, dass der Klimawandel die Verwundbarkeit von Gesellschaften für Katastrophen erhöhe. „Tritt ein extremes Naturereignis wie eine Überschwemmung oder ein Wirbelsturm ein, entsteht in Ländern mit schlechter Wasserversorgung wahrscheinlicher eine Katastrophe“, heißt es. „Nach extremen Naturereignissen muss die Wasserversorgung schnell wiederhergestellt werden, um Überleben zu sichern und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern“, sagte Peter Mucke, Geschäftsführer des „Bündnisses Entwicklung Hilft“. Staaten in Risikoregionen müssten deshalb die vorhandene Wasser- und Sanitärversorgung instand setzen, Wasserspeicher aufbauen und Mittel für die Reinigung und Desinfizierung von größeren Wassermengen vorhalten.